Museumsleiter Erich Viehöfer referierte anschaulich zur "Bestrafung der Räuber". Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Erich Viehöfer spricht über Schwerverbrecher

Sulz-Glatt. Gerädert, enthauptet, erhängt – die blutige Exekution berühmter Räuber und Mörder steht für das Ende der Zeit der großen Räuberbanden im Südwesten. Im 17. und 18. Jahrhundert versetzten Räuberhauptleute wie Hans von Konstanz, Matthias Fetzer und Schinderhannes die deutschen Klein- und Kleckerstaaten in Angst und Schrecken. Im gut gefüllten Fürstensaal im Glatter Wasserschloss machte Erich Viehöfer aus Ludwigsburg das Räuberthema populär.

Der Referent war lange Jahre Leiter des Strafvollzugsmuseums in Ludwigsburg und betreut es jetzt im Ruhestand noch immer. "Viele Leihgaben für unsere aktuelle Ausstellung stammen von dort", berichtete Museumsleiter Cajetan Schaub. "Das letzte Kapitel – die Bestrafung der Räuber" nahm sich Viehöfer zum Thema.

Fast immer Todesstrafe

Süddeutschland galt um 1800 als ein Eldorado für Räuberbanden. Doch: "Waren die Banden erst einmal zerschlagen und die Räuber in den Händen der Justiz, drohten ihnen drakonische Strafen", beschrieb Viehöfer anhand eindrucksvoller Leinwandbilder. Einbruch, Diebstahl oder Mord – fast immer drohte die Todesstrafe. Das Erhängen von Straftätern zählte zunächst im Mittelalter zu den häufigsten Tötungsmethoden.

Zwar sei der Galgen bekannt für einen raschen Tod, doch in der Praxis starben die Delinquenten meist langsam und qualvoll, führte Viehöfer aus: "Das Hängenlassen am Galgen war Bestandteil der Strafe. Ein Begräbnis gab es nicht, um der Seele keine Ruhe zu lassen". Die Enthauptung und das Rädern, eine der grausamsten Hinrichtungsarten, die fast ausschließlich an Männern vollzogen wurde, zeichnete der Historiker anhand von Zitaten und Bildern nach. "Die Preußen führten die Räderung noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts durch".

Mit der Französischen Revolution wurde die Guillotine zum Sinnbild für die dann folgenden Hinrichtungen, egal ob an Adeligen oder dem gemeinen Volk.

Die Brandmarkung und das Ausstellen am Pranger überlieferte der Redner als "schwerste Strafen nach der Todesstrafe". Auspeitschen, Prügelstrafen und die Galeerenstrafe, wobei die Verurteilten auf entsprechenden Ruderbänken sitzend und daran angekettet die Ruder im Inneren der Schiffe bedienen mussten, waren zu Zeiten des legendären "Konstanzer Hans" schon recht moderne Strafen. Der Bandenführer, den der Sulzer Oberamtmann Jacob Georg Schäffer gefangen nahm, sollte 1793 nach Ludwigsburg überführt werden. "In Dornhan stand das Volk auf der Straße und begaffte ihn mit neugierigen Blicken", wusste Viehöfer anschaulich zu erzählen.

Berühmtheit erlangte auch der Räuberhauptmann Schinderhannes, der im Taunus festgenommen und 1803 guillotiniert wurde. Neben der allgemeinen Geschichte der Justiz und der Historie der Bestrafungen vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, erfuhren die Besucher auch einiges über die Justizhistorie in der Region. Die Zuchthäuser, "die den alten barbarischen Strafen ein Ende setzten", könne man mit der heutigen Resozialisierung vergleichen.

Ausstellungsstücke

"Ein toter Räuber ist wertlos, ein lebender kann arbeiten", hieß die Intension der Justiziare im Ludwigsburger Gefängnis. Von der dortigen Sträflingskleidung, der Aufnahmeprozedur, einem langen Arbeitstag, Ausbruchsversuchen und der Gefängnisseelsorge konnten sich die Zuhörer nach gut einer Stunde ein genaues Bild machen.

Die meisten bekannten Räuber im Südwesten endeten im Übrigen als Ausstellungsstück in einer Vitrine. "Der Leichnam vom Schinderhannes wurde für medizinische Zwecke freigegeben und ist heute als Skelett in der Heidelberger Universität zu sehen", wusste Erich Viehöfer.