Mit viel Wortwitz liest Autor Günther Neidinger (im Bild mit Pressereferentin Eva-Maria Rettig) im Café Ambiente aus seinem neuen Buch. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Günther Neidinger liest im Seniorenheim aus seinem neuen Buch / Lausbubenstreiche wecken Erinnerungen

Von Petra Haubold

Sulz. Mit Erzählungen aus Kindheitstagen brachte der bekannte Autor Günther Neidinger seine zahlreichen Zuhörer zum Schmunzeln, Lachen und Nachdenken.

Günther Neidinger war zu Gast im Haus der Betreuung und Pflege am Stockenberg. Unterhaltsam, vergnüglich und bisweilen auch etwas schelmisch las der frühere Rektor der Grundschule Fischingen aus seinem neuen Buch mit dem "Titel "Eins, zwei, drei, vier, Eckstein" Lausbubengeschichten aus früheren Tagen" und begeisterte mit seinen treffenden Erinnerungen aus seiner eigenen Kindheit das interessierte Publikum im Café Ambiente.

Tiergedichte, wie beispielsweise "Der Hühnerstreit", der gleich am Anfang der gut einstündigen Lesung bei den Senioren und Besuchern lebhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugendzeit wachrief, ließen ein um’s andere mal laut lachen. Mit Mutterwitz und Humor zusammengestellte Reminiszenzen luden dann zum Schmunzeln ein. In seiner Kurzgeschichte "Drei mal sieben auf einen Streich" beschrieb Neidinger einfühlsam und mit viel Humor seine Lebensverhältnisse als kleiner Junge mit fünf Geschwistern in einem Sechsfamilienhaus, das auch Heimat für insgesamt 21 Kinder war. Hier stellte sich täglich die Frage "Was spielen wir heute?" Neidinger aktivierte den "Räuber und Gendarm", erzählte von den lustigen Kinderreimen, dem Versteckspielen und natürlich von der kinderlosen Nachbarin, der aber auch rein gar nichts entging. Amüsiert schilderte Neidinger seine akrobatischen Kletterkünste bei der Apfelernte, wobei der Bienenstich, den seine Mutter im Nachhinein verarzten musste, nicht unbedingt Belohnung war. "Nur ein feiger Tropf verzagt" sang Neidinger melodisch das Libretto aus Mozarts Singspiel "Die Entführung aus dem Serail", sehr zum Vergnügen der Zuhörer. Schließlich durfte bei der benachbarten Imkers-Gattin so viel Selleriesalat wie möglich vertilgt werden, obwohl der keinesfalls zu den Leibgerichten des jungen Helden zählte. "Was auf den Tisch kommt, wird gegessen, lautete die Devise zuhause", begründete der Erzähler schmunzelnd. Nach der vergnüglich gereimten "Froschballade" war man sich im Publikum schnell einig, dass doch "der Glück hat, der fremde Sprachen spricht". Die Aufregung um Hauskatze Minka und ihr Techtelmechtel mit dem Wellensittich der Nachbarin, sowie die Episode mit dem Geldbeuteltrick in der lebhaft erzählten Geschichte "Das Geld liegt auf der Straße" weckte sichtlich Erinnerungen. Manch einer der älteren Zuhörer hatte da wohl ein Aha-Erlebnis. Günther Neidinger schlüpfte förmlich in die verschiedenen Sprechrollen, spitzte manchmal dramatisch zu oder ließ einen spöttischen Unterton einfließen.

Das große Interesse und die gefühlte Spannung, die immer wieder angeregten Zustimmungsrufe, die Nachdenklichkeit verbunden mit Heiterkeit in den Gesichtern der Gäste zeugten vom Gelingen dieses Abends. Nach jedem Text gab es begeisterten Applaus. Günther Neidinger schreibt seit rund 30 Jahren Bücher für Kinder und Erwachsene, zudem hat er unzählige Gedichte, die in einem seiner nächsten Bücher veröffentlicht werden, gereimt.

Sein nächstes Buch, "Die schönsten Steckenpferd-Geschichten" erscheint im Übrigen im nächsten Frühjahr, verriet der 70-jährige Schriftsteller. Dieses Buch sei wieder speziell auf die Bedürfnisse Demenzkranker ausgerichtet. Seit August wohnt der bekannte Buchautor wieder in Sulz, zuvor hatte der Pädagoge fünf Jahre lang in Lauff im Ortenaukreis gelebt.