Von einem Floß aus wird die Sohle des Neckars erkundet. Archiv-Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochwasserschutz: 17 000 Kubikmeter müssen zur Senkung des Wasserspiegels ausgeräumt werden

Die Neckarsohle ist im Frühjahr von einem Floß aus zwischen Holzsteg und unterem Wehr erkundet worden. Geplant ist die Senkung des Wasserspiegels – eine Maßnahme zum Hochwasserschutz der Kernstadt.

Sulz. Tritt ein 100-jährliches Hochwasser (HQ 100) ein, seien massive Überflutungen die Folge, erklärte Christian Stieler vom Ingenieurbüro Wald und Corbe. Er stellte dem Gemeinderat am Montag die Ergebnisse der Sohleuntersuchung vor. Auf einer Strecke von 1,7 Kilometern sind im Frühjahr an 82 verschiedenen Stellen Bohrungen vorgenommen und Proben entnommen worden. Für Stieler fielen die Ergebnisse überraschend aus. Oberkante und Unterkante des Sediments weichen teilweise erheblich von der Sohle ab. Die Anlandungen, bestehend aus feinem Kies, schwanken zwischen zehn Zentimetern und anderthalb Metern. Errechnet wurde ein Mittel von 70 Zentimetern. Stieler geht davon aus, dass rund 17 000 Kubikmeter Sediment ausgeräumt werden müssen. Der Kies sei bautechnisch nicht verwertbar, bedauerte er.

Mit der Ausräumung der Sohle wird auf der untersuchten Strecke der Wasserspiegel um 60 bis 70 Zentimeter gesenkt. Das würde Druck auf den Damm und die Mauern am Ufer wegnehmen. "Es ist ein riesiger Gewinn, wenn man den Damm nur ertüchtigen und nicht erhöhen muss", erklärte der Fachmann.

Bei der Löwenbrücke müssten die Mauern saniert und erhöht werden. Der bestehende Damm weiter Richtung Waldhornbrücke sei nicht standsicher. Handlungsbedarf sei hier dringend geboten. Das gilt auch für den Damm unterhalb der Waldhornbrücke, der ebenfalls ertüchtigt werden sollte, um dem Wasserdruck standzuhalten. Das könnte mit Spuntwänden oder einer dichten Wand bewerkstelligt werden. Die Bäume würden dann aber entfernt.

Der Neckar ist ein Gewässer erster Ordnung, und deshalb ist dafür das Land zuständig. Bei den Maßnahmen zum Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis gibt es nach Auskunft von Stieler einen Zuschuss von 70 Prozent. Die Kosten schätzte er vorsichtig auf eine Million Euro. Wenn der Schlamm belastet sei, könnten es durchaus aber 1,5 bis zwei Millionen Euro werden. "Bei den Kosten ist viel Varianz drin", sagte er.

Nach Auskunft von Daniel Elsässer von der Außenstelle Donaueschingen des Regierungspräsidiums Freiburg mussten die Planungsleistungen für den Hochwasserschutz in Sulz und in Fischingen (dort fanden keine Sohleerkundungen des Neckars statt) ausgeschrieben werden. Die Verträge seien mittlerweile unterschriftsreif. Die Planungsleistungen für Sulz seien an ein Karlsruher Büro vergeben worden.

Die Zeitschiene sieht Elsässer zufolge so aus, dass im kommenden Jahr geplant wird. 2019 ginge es in die Genehmigungsphase, so dass 2020/21 mit dem Bau der Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen werden könnte. Bürgermeister Gerd Hieber hätte sich einen früheren Beginn gewünscht. Bei den komplementären Finanzmitteln stehe die Stadt Gewehr bei Fuß. FWV-Stadtrat Eberhard Stiehle fragte, ob der Damm an der Holzhauser Straße wegen seiner Schwachstellen vorgezogen werden könne. Elsässer ließ das offen.

Angestellt werden müssten nun Überlegungen zum weiteren Sedimenteintrag, sagte Stieler. Ein Bemessungswasserspiegel sei festzulegen, auch weitere Beprobungen sind aus seiner Sicht erforderlich. Man benötige außerdem für das ausgebaggerte Material ein Entsorgungs- beziehungsweise Weiterverwendungskonzept.