Norbert Utzler blickt auf 15 Jahre im Gemeinderat zurück / Große Projekte in dieser Zeit realisiert

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Als er bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in die zweite Reihe wechseln musste, sei Wehmut mit dabei gewesen, gesteht Norbert Utzler. Nach 15 Jahren im Gemeinderat ist er freiwillig ausgeschieden.

Die Entzugserscheinungen, falls es welche gibt, werden sich in Grenzen halten. Als stellvertretender Forstamtsleiter wird Utzler, wenn es um den Stadtwald geht, nach wie vor mit der Stadt und dem Gemeinderat zu tun haben.

Dass er beruflich zwischen Rottweil und Sulz pendeln muss, das hat mit zu seiner Entscheidung beigetragen, nicht mehr als Stadtrat auf der FWV-Liste zu kandidieren. Da fehlte ihm zuletzt der direkte Kontakt zu den Sulzer Bürgern. Auch ist der zeitliche Aufwand durch die vielen Termine groß, und mit 60 will Utzler, der noch Vorsitzender des Schwäbischen Albvereins Sulz ist, etwas abbauen. Außerdem: "Es sollen mal Jüngere ran."

Norbert Utzler ist 1993 als neuer Forstamtsleiter mit seiner Familie nach Sulz gekommen. Bei der ersten Kandidatur 1994 hat es noch nicht für den Einzug in den Gemeinderat geklappt – "da war ich noch nicht so bekannt" –, 1999 wurde er aber gewählt. Die ersten fünf Jahre seien Einarbeitungszeit gewesen. Gleichwohl ging es kommunalpolitisch in die Vollen: Große Themen, die die nächsten Jahre den Gemeinderat intensiv beschäftigten, waren die Erschließung "Neckarwiesen" zusammen mit der Umgehungsstraße. "Da konnten wir von Anfang an etwas entwickeln und das Ergebnis sehen", sagt Utzler. Viel Geld ist reingeflossen, entsprechend viel ist diskutiert und beraten worden, beispielsweise auch über den Backsteinbau. Soll er abgerissen oder umgebaut werden? "So wie das Backsteingebäude jetzt dasteht, war es eine richtige Entscheidung", betont Utzler.

Es wurden in den vergangenen 15 Jahre nicht nur viel investiert. Man musste sich, vor allem in Utzlers zweiter Amtsperiode, Gedanken über Einsparungen machen. Die Gemeindeprüfungsanstalt habe immer wieder angemahnt, dass Sulz die Kosten für öffentliche Einrichtungen und Personal aus dem Ruder liefen. Es kam die Wirtschaftskrise, Einnahmen brachen weg. Andererseits wurden staatliche Konjunkturprogramme aufgelegt. Die Stadt konnte dadurch das Hallenkonzept, das bereits fertig in der Schublade lag, mit dem Neubau der Neckarhalle und der Stadthalle realisieren, wenn auch unter großen Anstrengungen. Mit der Wirtschaft ging es nach 2009 aufwärts, und damit seien die zuvor heftig diskutierten Sparmaßnahmen auch wieder vergessen worden. Utzler ist indes überzeugt: "Man muss zukunftsorientierte Strukturen schaffen." Dabei denkt er an die Konzentration von Einrichtungen wie Kindergärten. Er glaubt, dass es Eltern zuzumuten ist, bei dem hochwertigen Betreuungsangebot für ihre Kinder Fahrwege in Kauf zu nehmen. Wenn es aus finanziellen Gründen nicht anders möglich sei, müsse auch ein Kindergarten geschlossen werden.

Das von der Verwaltung vorgeschlagene Kindergartenszenario war in der Bevölkerung jedoch heftig umstritten. Das gleiche galt für das Prüf- und Technologiezentrum, für das Daimler einen Standort suchte. Das habe auch im Gemeinderat eine Kontroverse ausgelöst. "Ich war eher gegen Daimler", sagt Utzler. Der Flächenverbrauch wäre für ihn zu groß, die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze zu gering gewesen. Es bildeten sich Initiativen, sowohl gegen eine mögliche Daimleransiedlung als auch gegen das Kindergartenszenario. Protestaktionen seien oft persönlich motiviert, meint Utzler. Das habe nicht unbedingt etwas mit dem Allgemeinwohl zu tun. Für den Gemeinderat zu kandidieren, seien dagegen die Wenigsten bereit.

Als Stadtrat braucht man bisweilen aber auch eine dicke Haut. Utzler: "Es gibt heilige Kühe. Wenn man sie anspricht, kann man in ein Wespennest stechen, obwohl wir nur etwas sachlich diskutieren wollen." Neben den Kindergärten gehörte die unechte Teilortswahl mit dazu. "Es ist höchste Zeit, dass wir sie abschaffen", findet Utzler. Das hat der alte Gemeinderat nun den Bürgern überlassen, die in zwei Jahren darüber abstimmen sollen.

Utzler war seit Einführung des Kernstadtbeirats dessen Vorsitzender. "Es ist ein sehr effektives Gremium", stellt er fest, auch wenn es meist nichtöffentlich tagt. Teilbereichserschließungen, Spielplatzkonzept, Gestaltung der Stadteingänge, Krämermärkte oder Parken für Anwohner und kleinere Bebauungen: Um solche Themen ging es. Was der Beirat anregte, sei in die Verwaltungsvorlagen mit eingeflossen. Auch Anfragen seien von der Verwaltung bearbeitet worden. Darüber hinaus finanzierte der Kernstadtbeirat mit seinem Budget Projekte in der Stadt mit.

Für die neuen Stadträte wird es noch genug zu tun geben. Utzler denkt dabei an das Interkommunale Gewerbegebiet, Kindergärten und Schulen oder die Umsetzung des Stadtentwicklungskonzepts. Da ist er sich sicher: "Dem neuen Gemeinderat wird es nicht langweilig." Er befürchtet auch, dass die Stadt vor wirtschaftlichen Einbrüchen in Zukunft nicht verschont bleibt. Für den Fall brauche man nur die Sparkonzepte wieder hervorzuholen und zu aktualisieren.