Buchprojekt stellt in zwei Bänden nicht nur die Mundartlyrik aus "Starker Tubak" wieder zur Verfügung

Von Bodo Schnekenburger

Sulz. Es hat ein Weilchen gedauert, doch es hat dem Ergebnis nicht geschadet: Mit einem "Doppelschlag" meldet sich der im Dezember 1977 verstorbene Sulzer Ehrenbürger Paul Schmid "zu Wort".

Letzteres ist wörtlich zu nehmen: Schmid war bekanntermaßen nicht nur Kunstmüller, der, auch den Zwängen der Wirtschaftskrise gehorchend, den elterlichen Betrieb getreulich weiterführte, sondern hatte eigentlich eine ganz andere Berufung, der er durchaus ernsthaft nachging. Als Philologe hatte er sich der Dichtung verschrieben, was sich nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem er mit einer schweren Verwundung heimgekehrt war, neben dem Lehrerberuf auch gut machen ließ. Schmid war dabei kein Einzelkämpfer, sondern vernetzt und in mehreren literarischen Medien präsent.

Nach der bereits 1916 verfassten Dichtung "Brüder", die den Kriegstod des jüngeren Bruders an der Somme literarisch aufarbeitet, erschien unter dem Pseudonym "Peter Strick" 1936 der Band "Starker Tubak", dessen Untertitel ihn am treffendsten beschreibt: "Lyrische Schwabenstreiche" steht da, und genau so wie 1936 kam das Buch 1978, in Fraktur gesetzt, noch einmal heraus, lediglich ergänzt um ein Nachwort von Sebastian Blau, der Schmid freundschaftlich verbunden, doch stets auch ein kritischer Geist war. Bereits Paul Schmid selbst hatte sich mit dem Wunsch getragen, die Sammlung von rund 50 Mundart-Gedichten und -Szenen, darunter viele der Sulzer Heimat und ihren Menschen verbunden, in einfacherer Form verfügbar zu machen.

Das ist jetzt geschehen. Zu Wort gemeldet hat sich zwar nicht wirklich Paul Schmid, sondern Sohn Tilman, selbst Philologe und früher Gymnasiallehrer, hatte sich einige Zeit mit dem Gedanken getragen, dann einige Zeit mit der Konzeption beschäftigt – und schließlich noch einige Geldgeber gesucht, um das Buchprojekt aufs Gleis stellen zu können. Dabei wollte er es nicht bei einer sorgfältigen Edition von "Starker Tubak" in einer modernen Type belassen, die die Texte neu erschließen. Die Auswahl der Texte nebst Glossar ist gleich, auch das Nachwort zum Nachdruck ist in der neuen Fassung enthalten. Ergänzt wird das Material durch einige Bilder – und durch drei aufschlussreiche Reaktionen aus der Zeit der ersten Veröffentlichung.

Dem "Peter Strick: ›Starker Tubak‹" hat Tilman Schmid einen zweiten Band zur Seite gestellt. Er erfasst unveröffentlichte oder als Privatdruck in kleinem Umfang erschienene Gedichte, die Paul Schmid in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Hochsprache geschrieben hat. Augenzwinklernd wie früher, gesellschaftskritisch, spöttisch, scharf.

Larmoyant werden sie nie, die Texte, in denen er seit Mitte der 1950er-Jahre regelmäßig zum Jahresende Bilanz zog. Der Band "Mit 2 P.S.", ein Verweis auf die Initialen des Autors Paul Schmid und des Pseudonyms Peter Strick, auch ein Seitenblick aber auf die Abkürzung von "Postskriptum", enthält weitere mundart- und hochsprachliche Texte, vor allem Lyrisches, Poesie zu Jahrestagen und Anlässen, aber auch ausführlichere Reflexionen, in denen das Schelmische keinen Platz hat.

Weitere Informationen: tilman.schmid@gmx.de; Schmid, Falkenweg 39, 72076 Tübingen