Belastungstest bestanden: Eine stabile Baumkrone sollte nicht nur mehrere Zentner Obst tragen können, sondern auch eine größere Anzahl an Baumwarten. Foto: Ellinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Öko: Praxistag mit Peter Keller im Bergfelder Streuobstparadies

Sulz-Bergfelden. Wenn zwei zusammenarbeiten und dabei beide gleichermaßen einen Gewinn davon haben, bezeichnet man dies als Win-Win-Situation. Ein Paradebeispiel dafür ist die Kooperation zwischen den Streuobstfreunden Bergfelden und der Beratungsstelle für Gartenbau und Grünordnung beim Landratsamt Rottweil.

Peter Keller, Leiter dieser Beratungsstelle, bietet zum vierten Mal in Folge einen kreisweiten Ausbildungslehrgang für Garten- und Obstbaum-Fachwarte an. Die knapp hundertstündige Ausbildung beinhaltet auch Praxistage auf Obstwiesen. Ein solcher Praxistag, vor Ort von den Streuobstfreunden organisiert, fand unlängst zum wiederholten Mal im Bergfelder Streuobstparadies statt. Vom frisch gepflanzten Obstbaum bis zum hundertjährigen Habitatbaum stehen hier den angehenden Baumwarten "Übungsbäume" mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zur Verfügung. Für die ehrenamtlich tätigen Streuobstfreunde war dieser Arbeitseinsatz eine großartige Unterstützung. Die Mittagspause fand im Foyer der Dickeberghalle statt. Hannelore Ellinger hatte zur Stärkung eine zünftige Gulaschsuppe zubereitet.

Peter Keller hob im Gespräch mit unserer Zeitung die enorme Bedeutung der Streuobstwiesen als Reservat für über 5000 Pflanzen- und Tierarten hervor. Dies erfordere unter anderem ein verstärktes Nachpflanzen junger Bäume. Leider, so seine Beobachtung, würden diese Bäume nach der Pflanzung häufig sich selbst überlassen. Wenn in den ersten Jahren ein regelmäßiger, fachmännischer Erziehungsschnitt ausbleibe, hätten diese Bäume keine Zukunft, da sie keine stabile Krone ausbilden könnten.

Lothar Ellinger von den Bergfelder Streuobstfreunden wies darauf hin, dass bis in etwa 20 Jahren auf Sulzer Gemarkung rund 80 Prozent der privaten und gemeindeeigenen Obstbäume altersbedingt nicht mehr stehen werden. Das wären tausende von Bäumen. Ohne ein verstärktes Engagement der Gemeinden, zum Beispiel auch durch finanzielle Anreize für private Obstbaumpflanzungen, sei ein Ausgleich nicht zu schaffen.

Das Wissen über Pflanzung und Pflege von Obstbäumen wollen die Streuobstfreunde auch weiterhin vermitteln. Vor zwei Jahren organisierten sie drei eintägige Baumschneidekurse mit insgesamt über 60 Teilnehmern, weitere werden im kommenden Winter angeboten.

Neun der von Peter Keller ausgebildeten 100 Fachwarte stammen übrigens aus Bergfelden.