Anhand von Plänen veranschaulichten Herwart Kopp (Zweiter von links) und Paul T. Müller (rechts) ihre Ausführungen zur Sulzer Bahngeschichte. Foto: Horst Foto: Schwarzwälder-Bote

20 Zuhörer erleben mit Herwart Kopp und Paul Müller Streifzug durch Sulzer Bahngeschichte

Von Nils Horst

Sulz. Die Vorbereitungen haben sich gelohnt: Beim Vortrag über die Sulzer Bahngeschichte lauschten rund 20 interessierte Zuhörer in den neuen Räumen des denkmalgeschützten Bahnhofs den Ausführungen von Herwart Kopp und Paul T. Müller.

Als sie vor geraumer Zeit die gut erhaltenen Bahnhofs-Pläne im städtischen Archiv zum ersten Mal sahen, war es für Kopp und Müller schnell klar, dass sie einen Abend mit dieser Thematik veranstalten wollten. Und die Idee gab ihnen recht: Bereits zu Beginn des Vortrages wurde eifrig um die ausgestellten Pläne und Dokumente diskutiert.

Zu Beginn erläuterte Müller die Geschichte des Bahnhofs, bevor Kopp auf die geplante "Heubergbahn" einging. Mit der Eröffnung der 36,1 Kilometer langen Teilstrecke Horb-Talhausen der oberen Neckartalbahn am 8. Oktober 1867 wurde Sulz zur Bahnstation. Aber die Bahnverbindung habe vorerst nicht den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung gebracht, verriet Müller. In der Stadt habe es noch keine Industrie gegeben, die das neue Transportmittel zu einer besseren Auslastung gebracht habe. Einem anderen traditionellen Sulzer Erwerbszweig, der Flößerei, versetzte die Bahn gar den Todesstoß. Ab etwa 1892 nutzen die Stadtväter jedoch die Chancen: Auf dem freien Gelände beim Bahnhof stellten sie Bauland zur Verfügung und holten rasch aufblühende holz- und textilverarbeitende Betriebe in die Stadt wie ein Möbelwerk und die Buntweberei.

So kam im damaligen Oberamt Sulz die Forderung nach einer "Heubergbahn" auf, einer Verbindung von der Neckartalbahn zur Hohenzollernbahn Balingen Richtung Sigmaringen. Die Stadt Sulz habe sich kompromisslos für eine Streckenführung mit dem Anschluss an den Bahnhof in Sulz eingesetzt. Gleich drei Varianten einer Heubergbahn in Richtung Rosenfeld seien im Gespräch gewesen. Die erste Trasse sollte durch die Schinderklinge gehen, die zweite über Schleifhalde, Heusteig auf die Mühlbach- hochfläche und die dritte Trasse mit Tunnel durch das Weilertal Richtung Sigmarswangen. Aus der Denkschrift des Eisenbahnkomitees Rosenfeld zum Projekt war ersichtlich, dass die Bahn als Schmalspur mit einer Spurweite von 750 Millimetern (Normalspur 1435 Millimetern) gebaut werden sollte. Mit 15 Kilometern pro Stunde wäre sie mit mittlerer Verkehrgeschwindigkeit unterwegs gewesen.

Eine zweite Planungsvariante sah eine Trasse von Fischingen über Rosenfeld nach Dotternhausen vor. Diese Strecke wäre jedoch im Gegensatz zur anderen eine normalspurige Nebenbahn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde geworden. Von deren Verwirklichung hätte vor allem der Bahnhof in Fischingen profitiert. 1914 beschloss die Stadt Sulz, sich an der Heubergbahn mit 20 000 Mark pro Kilometer zu beteiligen, aber nur, wenn die Bahn direkt in Sulz einmünde. Dann kam jedoch der Erste Weltkrieg und vom Projekt "Heubergbahn" war keine Rede mehr. Wäre diese Bahn realisiert worden, hätten beispielsweise Holzhausen, Bergfelden, Mühlheim oder Vöhringen Bahnhöfe bekommen, schwärmte Kopp.