Am Kircheneingang hängen Protestplakate mit Sprüchen, der Boden ist mit roter Marmelade verschmiert: Die Polizei ermittelt. Foto: sb

Unbekannte nehmen Hubertusmesse ins Visier und hängen am Eingang von St. Johann Protestplakate auf. Polizei ermittelt.

Sulz/Kreis Rottweil - Es dürften radikale Tierschützer gewesen sein, die den Eingang der katholischen Kirche St. Johann in Sulz rot beschmiert und am Eingang Plakate unter anderem mit Bibelsprüchen aufgehängt hatten.

Bei der roten Farbe auf dem Boden, die aussah wie Blutlachen, handelte es sich um Marmelade. "Es hat übel ausgesehen", sagt Kirchenpfleger Kurt Hanus, der etliche Bilder gemacht hat. Der Hausmeister der Kirchengemeinde war mit seinem Sohn am Samstagvormittag stundenlang beschäftigt, das "Gsälz" wieder zu entfernen.

Ein Sachschaden entstand nicht. Klebespuren durch die Plakate sind allerdings haften geblieben. Auf diesen standen aus dem Zusammenhang gerissene Bibelzitate und andere Sprüche. Unter anderem: "Du sollst nicht töten." "Ich habe euch gegeben alle Pflanzen zu eurer Speise." "Herrschet über Tiere und kümmert euch um sie." Auch der Philosoph Schopenhauer wird bemüht mit seinem Satz: "Die Tiere leben in dieser Welt in der Hölle, und ihre Teufel sind die Menschen." Oder im Hinblick auf den Patron der Jäger: "Hubertus, ich erlöse dich und du verfolgst mich."

Polizei ermittelt

Damit wird konkret Bezug genommen auf die Hubertusmesse, die Pfarrer Georg Lokay zusammen mit den Jägern im Landkreis Rottweil am vergangenen Samstagabend feierte.

Der Pfarrer hat den Vorfall zu Beginn der Messe angesprochen. "Wir leben in einem Staat, in dem Proteste und Meinungsfreiheit möglich sind. Nur, wenn dann Schaden zugefügt wird, ist das in meinen Augen nicht mehr in Ordnung", sagte er. Man müsse kein Fleisch essen, und man brauche nicht für die Jagd zu sein. Er selber jage nicht und töte auch kein Tier. Aber die Jagd könne nicht verboten werden. "Hier muss es Toleranz geben", so Lokay gegenüber unserer Zeitung.

Die Bibel sei außerdem auf den Protestplakaten nicht richtig zitiert worden. Bei Noah heiße es, "ich gebe euch alles Lebendige zu essen", und damit seien auch Tiere gemeint. Jesus selber habe Lamm und sicher Wild gegessen. Lokay kann von daher den Hintergrund, mit der die Täter argumentieren, nicht verstehen. Wer außerdem ein Lebensmittel, nämlich Marmelade, dazu benutze, Schaden zuzufügen, der, so Pfarrer Lokay, "missbraucht die Schöpfung".

Die Polizei ermittelt inzwischen. "Wir haben schon Hinweise", teilt Matthias Lehmann, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Oberndorf, mit. Es gebe verblendete Tierschützer. Diesen gibt Lehrmann zu bedenken, dass es die Jäger sind, die bei jedem Wetter und bei jeder Tageszeit angefahrenes Wild suchen müssten. "Das machen sie weidmännisch", betont er.

Lehmann bittet Zeugen, sich der Polizei Oberndorf, Telefon 07423/10 10 oder beim Polizeiposten Sulz, Telefon 07454/9 27 46, zu melden.