Herwart Kopp vor den Sulzer Kirchenfenstern im Metropolitan Museum in New York. Links ist (Hans) Wilhelm von Weitingen zu sehen, rechts Barbara von Zimmern. Foto: Kopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Glasbilder wurden in der Reformationszeit aus dem Gotteshaus entfernt

Zu unserem Bericht über die Sanierung der Stadtkirche hat sich Karl Kimmich vom Geschichts- und Kulturverein Herrenzimmern gemeldet. Er erinnert daran, dass einst Kirchenschmuck aus der evangelischen Stadtkirche entfernt wurde:

Sulz. Herwart Kopp, Leiter des Archiv in Holzhausen und einer der Archivare in Sulz hat im Metropolitan Museum in New York Glasbilder von 1518 aus der Sulzer Stadtkirche aufgespürt. In der Neckarstadt selbst sind nur noch Kopien zu sehen. Die auf den Fenstern Abgebildeten – (Hans) Wilhelm von Weitingen und Barbara von Zimmern – sind in der Außenstelle "The Cloisters" des New Yorker Museums ausgestellt. Auf Wilhelms Spruchband ist zu lesen: "Mater Dei o mieserere mei" – "Mutter Gottes erbarme dich meiner".

(Hans) Wilhelm hatte um 1506 Barbara von Zimmern geheiratet und war zum Zeitpunkt der Fensterstiftung Vogt in Sulz, das durch seine reichen Salzquellen und die Flößerei damals besondere Bedeutung besaß. Das Spruchband der Barbara ist nicht mehr vollständig erhalten. Die Sulzer Glasbilder mussten im Jahr 1817 dem nüchternen Reformationsgeist weichen.

1835 hatte Pfarrer Friedrich August Köhler von "...schönen hölzernen Epithaphien, die im Jahre 1817 herab geworfen und um drei Gulden als altes Holz verkauft worden sind" berichtet.

Der Theologe, der von 1804 bis 1844 als Pfarrer in Marschalkenzimmern, heute Stadt Dornhan, wirkte, zählt zu den Pionieren der Landeskunde in Württemberg. Ihm sind unter anderem die ersten Geschichtswerke über die ehemaligen württembergischen Amtsstädte Dornhan, Oberndorf und Sulz sowie über die vormals vorderösterreichische Herrschaft Schramberg zu verdanken.

Weiter schreibt Köhler von "...drei schönen Quadraten an Glasmalerei, deren mittleres eine religiöse Szene vorstellte: das nächste daran gegen den Chor den Ritter (Hans) Wilhelm von Weitingen knieend und in blau angelaufener Rüstung; und das auf der andern Seite seine Gemahlin Barbara [von Zimmern] in langer, gelbstoffener Kleidung mit seltsamem Kopfputze" aus dem Jahre 1518. Im Beisein mehrerer Ortsvorsteher sei dieses Denkmal einer längst verlorenen Kunst ausgerissen und um 24 Kreuzer verkauft worden.

Der von Pfarrer Köhler beschriebene "seltsame Kopfputz" war im Mittelalter durchaus üblich. Die Norm verlangte von verheirateten Frauen das Tragen einer Haube. Die Redensart "unter die Haube kommen" für "heiraten" leitet sich davon ab. Die Haube galt als Zeichen der Frauenwürde und der Wohlanständigkeit.

Dekan Alfred Friedrich Klemm berichtete 1897: "Wie anderwärts, zum Beispiel im Ulmer Münster, wo man in diesem Jahre das jetzt mit großen Kosten wieder erneuerte Wandgemälde am Triumphbogen weiß übertünchte, glaubte man auch zu Sulz in dem nüchternen Aufklärungsgeist der Zeit, dass eine Kirche nur schön sei, wen alles recht schön gleichmäßig weiß in ihr sei."

In einem Reiseführer hatte Herward Kopp den entscheidenden Hinweis gefunden: "Mittelalterliche Kunst in der Neuen Welt, konzentrierter als in der Alten".Dieser Tipp führte ihn nach New York. In "The Cloisters" wurde er freundlich empfangen, der Garderobier habe deutsch gesprochen und alles gezeigt, was aus der Gegend ist. Die beiden Sulzer Originale hängen in zwei Fenstern, beleuchtet, und flankiert von zwei Holzschnitzereien von Tilman Riemenschneider.

Herwart Kopp freut sich über die berühmten Nachbarn der Glasbilder aus der Sulzer Stadtkirche. Jedes Bild misst 55,5 auf 40,5 Zentimeter. Das Original des Marienbildes in der Mitte ist verschollen.

Wie kamen die Bilder nach New York?

Wie kamen die Bilder nach Amerika? Ein Fabrikant namens Mebold habe die Fenster im Jahr 1817 bei der Renovierung der Sulzer Kirche erworben und habe auch die Epitaphe gekauft. Mebold sei, immer noch im Besitz der Bilder, 1887 nach Heidenheim gezogen. Das Metropolitan Museum hat diese 1930 erworben. Das Museum wurde von 1934 bis 1938 eingerichtet. Ein Mitglied der Familie Rockefeller hat es mit den zahlreichen und vielfältigen europäischen Kunstgegenständen aus den Jahren 1000 bis 1530 eingerichtet und diese finanziert.