Dass der Carport als Verkaufsraum für Flohmarktwaren genutzt wird, stört das Baurechtsamt der Stadt Sulz. Foto: Steinmetz

Baurechtsamt erteilt keine Genehmigung: Familie Karrenberg in Glatt darf Fläche nicht als Verkaufsraum nutzen.

Sulz-Glatt - "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben", stöhnt Helga Karrenberg. Der Grund: Das Baurechtsamt der Stadt Sulz fordert sie auf, für ihren Carport eine Nutzungsänderung zu beantragen.

Seit zwei Jahren verkauft die Glatterin in einem Carport am Straßenrand für ihr Ariadne-Hilfsprogramm Flohmarktartikel. Helga Karrenberg ermöglicht mit verschiedenen Aktionen armen Kindern in Indien den Schulbesuch. Auch der Flohmarkt-Erlös fließt in dieses Projekt. In ihrem Carport stellt sie das aus, was ihr andere bringen. Das sind unter anderem altes Geschirr, Gläser, Krüge, Lampen und Deko-Artikel. Einen festen Preis verlangt sie für die einzelnen Sachen nicht, sondern überlässt es den Käufern, was sie dafür zahlen wollen. Eine Kasse ist aufgestellt.

Doch nun bekamen die Eheleute Wilhelm und Helga Karrenberg Post von der Stadt. Die Eigentümer nutzten ihren Carport zu Verkaufszwecken, ohne über die erforderliche Baugenehmigung zu verfügen, schreibt Baurechtsamtsleiter Michael Gunesch. Als Beweis sind dem Schreiben zwei Fotos angehängt. Die Karrenbergs fordert er auf, bis spätestens 31. März Planunterlagen beziehungsweise den Bauantrag in dreifacher Ausfertigung der Baurechtsbehörde zur Prüfung vorzulegen.

Eine Baugenehmigung wird dabei keinesfalls in Aussicht gestellt. Die Alternative ist, dass der Carport vom 30. April an nicht mehr als Verkaufsraum dient. Dann kommt noch eine Drohung: "Bei nicht fristgemäßer Erledigung müssen Sie mit einer gebührenpflichtigen Anordnung (Nutzungsuntersagung) rechnen."

Helga Karrenberg müsste, falls sie den Flohmarkt weiterbetreibt, ein Gewerbe anmelden. Das möchte sie aber nicht: "Dafür ist mir der Aufwand zu groß", sagt sie.

Von der Stadt ist sie nun schwer enttäuscht, schließlich setzt sie sich für einen guten Zweck ein. Sie beugt sich jedoch den Anordnungen der Baurechtsbehörde und hat sich entschlossen, den Flohmarkt an der Straße aufzugeben. Die Waren stehen ab sofort für alle Interessierten zum Abholen bereit. Dankbar wäre sie für eine Spende zugunsten ihres Hilfsprojekts in Indien.

Das gibt sie auch nicht auf. Nach wie vor sammelt Helga Karrenberg Geld, so wieder an ihrem Stand beim Sulzer Weihnachtsmarkt. Eventuell veranstaltet sie mit einem Ladeninhaber im Frühjahr noch einen Flohmarkt in Glatt. Im Haus selber hat sie zahlreiche weitere Artikel – Bilder, Ledersachen oder Stoffe, die nicht ins Freie gestellt werden können.

Die Karrenbergs fliegen am 23. März wieder nach Indien. Im Gepäck haben sie dann auch einen gesponserten Rollstuhl, der für ein Waisenhaus mit behinderten Kindern bestimmt ist.