Der Bahnsteig wird umgebaut. Das verursacht Lärm. Foto: Steinmetz

Bahnhof-Anwohner müssen auch mit nächtlichen Lärmbelästigungen rechnen. Hieber: "Einmalige Chance."

Sulz - Die Bahn saniert den Mittelbahnsteig, die Stadt verbessert den Zugang zu den Gleisen und sorgt für Barrierefreiheit: zwei Maßnahmen, die parallel ab Oktober 2017 ausgeführt werden sollen.

Am Donnerstagabend fand in der Stadthalle zu diesem Projekt eine Informationsveranstaltung statt. So wünschenswert die Baumaßnahmen sind: Sie haben auch eine Kehrseite. Die Anwohner, bis hoch zur Schillerhöhe, müssen mit Lärm, auch nachts, rechnen. Die Stadtverwaltung hatte zu der gestrigen Veranstaltung 500 Einladungen verschickt, gekommen waren etwa 60 Interessierte.

"Wir haben die einmalige Chance, den Bahnhof zu modernisieren", betonte Bürgermeister Gerd Hieber. Dass die Bahn nun reagiert, führte er auf den neuen, ab 2017 gültigen Fahrplan auf der Gäubahnstrecke zurück. Allerdings will die Bahn nur den Mittelbahnsteig erneuern. Damit wird aber noch nicht der barrierefreie Zugang zu den Gleisen über Aufzüge hergestellt. Dies ist die Aufgabe der Stadt, die sich das 1,5 Millionen Euro kosten lässt. Die Bahn investiert in Sulz 2,9 Millionen Euro.

Vorgesehen ist ein so genanntes Plangenehmigungsverfahren, mit dem beide Maßnahmen relativ schnell realisiert werden könnten. Hieber warb gestern um die Zustimmung der Hauseigentümer. Sie müssten akzeptieren, dass die Baumaßnahmen Einschränkungen mit sich brächten. Wird ein Planfeststellungsverfahren notwendig, so würde dies zwar zum gleichen Ergebnis führen, aber das Vorhaben würde zwei Jahre länger dauern. In dem Fall sei es auch fraglich, ob die momentan günstigen Finanzierungsmöglichkeiten noch vorhanden seien.

Der Mittelbahnsteig mit den Gleisen zwei und drei soll auf einer Länge von 210 Metern um 38 Zentimeter auf 76 Zentimeter erhöht werden. Damit werde das Ein- und Aussteigen aus dem Zug erleichtert, erklärte Andrea Röhner, die für die Bahnsteigsanierung zuständig ist. Den Baulärm versuche man, durch den Einsatz lärmarmer Maschinen zu reduzieren. Jedoch seien die Arbeiten an der Bahnsteigkante nur nachts zwischen 18 und 4 Uhr, wenn keine Züge mehr verkehren, möglich. Treppenanpassungen oder der Rohbau für den Aufzug am Bahnsteig könnten am Tag erledigt werden.

Die meisten Bauarbeiten im Zuständigkeitsbereich der Stadt finden zwischen 7 und 18 Uhr statt, wie Planer Joachim Störk erläuterte. Zu Nachtarbeit kommt es allerdings beim Bau des Treppenzugangs zum Mittelbahnsteig. Eingesetzt werden Rammgeräte, Bagger und Rüttler. Das verursacht unvermeidlichen Lärm, der in allen Bauphasen, sowohl tagsüber als auch nachts, die Richtwerte um fünf bis zehn Dezibel überschreite, wie Lärmexperte Peter Fritz darlegte. Hinzu kommen Erschütterungen, die sich ebenfalls belastend auswirken können. Fritz schließt aber Schäden an Gebäuden aus. Seine Empfehlung: Die betroffenen Anwohner sollten rechtzeitig über die anstehenden Baumaßnahmen informiert werden. Auch sollte es einen Ansprechpartner geben, der Beschwerden entgegennimmt und sie weitergibt. Nach dem Zeitplan werden im August 2018 die Arbeiten abgeschlossen.

Die Fahrgastzahlen am Sulzer Bahnhof liegen momentan bei 800 pro Tag. Die Bauleiterin der Bahn, Lydia Hartmann, geht davon aus, dass die Grenze von 1000 Ein- und Aussteigenden nach der Modernisierung des Bahnhofs überschritten wird. In dem Fall, so Bürgermeister Hieber, würde die Bahn den Unterhalt der Aufzugsanlagen übernehmen.