Martin Tschepe und Volker Heyn gehen an der Waldhornbrücke in Sulz ins Wasser

Von Elke Reichenbach

Sulz. Martin Tschepe und Volker Heyn wollen den Neckar hinunterschwimmen, rund 300 Kilometer, fast von der Quelle bis zur Mündung. In die Fluten springen beide bei der Waldhornbrücke in Sulz. Davor ist der Fluss zu flach für die Langstreckenschwimmer.

Schwimmen in freier Natur ist das Lebenselixier von Martin Tschepe und Volker Heyn. Wo andere ihre Bahnen im Freibad ziehen, wählen der Lokalredakteur der Stuttgarter Zeitung und der Architekt lieber natürliche Gewässer für ihr Training, am liebsten den Neckar bei Ludwigsburg. Dort sind die beiden groß geworden, hineingewachsen in den Schwimmverein der Stadt. Der eigentlich im Schwimmerbecken des Freibads seine Mitglieder trainiert. So auch Tschepe und Heyn. Die aber waren schon als Kinder von Bahn 9 fasziniert, wie der Bademeister die Wasserstraße außerhalb des Freibads nannte und damit den Neckar meinte. Damals war der Fluss zu schmutzig, um darin zu baden. Doch die Idee, ihn einmal ganz entlang zu schwimmen, keimte in den Köpfen, reifte langsam und wurde vor zwei Jahren zum festen Plan.

Nun wollen sie die Idee wahr werden lassen. Der Start in Schwenningen am 13. Juni gestaltet sich indes schwierig. An seiner Quelle ist der Neckar nur ein Rinnsal, zu flach für Langstreckenkrauler, die rund einen Meter Wassertiefe für die Armarbeit benötigen. Der Plan, in Rottweil in die Fluten zu steigen, fiel bei einer Besichtigung vor Ort ebenfalls ins Wasser. "Möglich wäre das im Neckartal bei der Industriebrache", überlegt Tschepe. Nach zwei Kilometern aber müssten sie wieder an Land und viele Kilometer zu Fuß weiter laufen. Das dauert zu lang. Nun machen Tschepe und Heyn aus der Wassernot eine Tugend. Per Fahrrad legen sie die rund 60 Kilometer von Schwenningen nach Sulz zurück und gehen nachmittags an der Waldhornbrücke mitten in der Stadt zu Wasser.

15 Kilometer wollen sie dann noch schwimmen, bis Horb. So sieht es der neue Routenplan des 50-jährigen Tschepe und des 43-jährigen Heyn vor. Dort haben die Freizeitsportler ein Hotel gefunden, in dem sie nächtigen wollen. "Vielleicht sogar umsonst", so Tschepes Hoffnung. Dann nämlich käme das gesparte Geld ihrer Aktion zugute. Die Schwimmer haben nämlich zwei Ziele: die Neckarmündung in den Rhein zu erreichen und möglichst viel Geld für das Behindertenschwimmen des SV Ludwigsburg zu sammeln. "Vielleicht bekommen wir einige Unterkünfte gesponsert oder finden Privatherbergen auf der Strecke", spekuliert Tschepe. Die nächste Bleibe müsste schon in Tübingen stehen, so der Plan. Muskelkraft und Strömung sollen helfen, die 45 Kilometer auf dem Neckar zu durchpflügen, das Gepäck im wasserdichten Sack immer dabei. Ein ehrgeiziges Ziel, gesteht Tschepe. Ab Plochingen werde es sicher weniger schnell voran gehen.

Dann nämlich ist der Fluss für die Schifffahrt ausgebaut, ein träges Gewässer. 30 Kilometer hoffen die zwei dennoch, täglich zurückzulegen. Halbzeit soll nach rund einer Woche im heimischen Clubheim sein. Frische Wäsche gibt’s erst dann. So lange muss eine Garnitur reichen. "Die tragen wir ja bis dahin kaum", stellt Tschepe launig fest. Warm wird es dafür tagsüber im Neoprenanzug. "Ohne den wäre solch’ eine Aktion nicht denkbar, selbst, wenn der Neckar 20 Grad hätte." Genauso wenig wie ohne Wassersandalen. Die sind nötig, wenn der Neckar zu flach oder die Stauwehre schwimmend nicht zu überwinden sind. Dann müssen die Wasserratten zu Fuß weiter, bis der Neckar sie wieder trägt. Immer der Mündung entgegen.

Weitere Informationen: www.bahn9.de oder bei der gleichnamigen Facebook-Gruppe.