"Holzhausen Mitte": Das Bauvorhaben des Investors Sülzle bereitet vielen Räten Kopfschmerzen Foto: sb

"Holzhausen Mitte" polarisiert: Gebäude soll 15 Meter hoch werden. Rat stimmt Bebauungsplanänderung zu. Mit Kommentar.

Sulz - Wird hier einem Türöffner das Messer in den Rücken gesteckt? Die Wortwahl im Gemeinderat war zum Teil recht martialisch. Stein des Anstosses war die Bebauungsplanänderung "Holzhausen Mitte".

Der Holzhauser Ortschaftsrat hatte die Änderung vergangene Woche einstimmig empfohlen. Sehr zum Unwillen von Martin Wössner, der in der Ortsmitte bereits mit dem Bau begonnen hat. Der Bauherr machte seinen Unmut in der Bürgerfragestunde der Gemeinderatssitzung Luft. Schließlich habe er mit dem Kauf einiger Grundstücke die Erschließung in diesem Bereich überhaupt erst ermöglicht. Und nun solle er ein Gebäude mit einer Höhe von zehn Metern vor die Nase gesetzt bekommen, das zudem noch auf einem erhöhten Grundstück stehe?

Gemeint ist damit das Bauvorhaben des Investors Sülzle Baukonzept, das barrierefreie Wohnungen vorsieht sowie die Option, hier auch einen Dorfgemeinschaftsraum einzurichten (wir berichteten). Zudem sei die Stichstraße viel zu schmal.

In stetiger Abstimmung mit der Stadtverwaltung, so betonte Lutz Strobel, sei er tätig geworden und habe sich auf die Suche nach einem Investor gemacht. Er habe dies von den Holzhausern als Aufgabe aus der integrierten Stadtentwicklungskonzeption (ISEK) mit auf den Weg bekommen, erklärte der Ortsvorsteher. Und von alleine, das sei auch klar, stünden Investoren nun mal nicht Schlange.

Die Änderung des Bebauungsplans fuße auf einem städtebaulichen Entwurf, den der Gemeinderat vor anderthalb Jahren einstimmig abgesegnet habe. Dazu gehörte auch, dass das Gelände, auf dem ehemals ein Spielplatz geplant war, ebenfalls einer Bebauung zugeführt werde. Dies habe sich schließlich positiv auf die Bauplatzpreise ausgewirkt. Zudem habe man an dieser Stelle von Anfang an eine Verdichtete Bebauung gewollt.

Das bestätigten auch Bürgermeister Gerd Hieber und Michael Gunesch vom Stadtbauamt. Sie konnten daher die ganze Aufregung nicht recht verstehen. Denn die erlaubte Gebäudehöhe sei da bereits auf bis zu zwölf Metern festgelegt gewesen.

Hans Joachim Thiemann vom Planungsbüro Iton erklärte, das nun vorgestellte Gebäude sei in der Kubatur sogar eher kleiner, als das im städtebaulichen Entwurf einmal vorgesehene. Stadtrat Dieter Kopp (CDU) warnte davor, für "böses Blut" zu sorgen. Man könne doch dem Türöffner nicht das Messer in den Rücken stecken. Das ziehe doch nur Gerichtsverfahren nach sich. Er hält das Gebäude zudem für zu groß und an dieser Stelle nicht passend. Kopp hält das Absenken des Baukörpers für eine Lösung.

"Das sieht ja fürchterlich aus", hieb Dominique Steng (FWV) in dieselbe Kerbe. Ein zweigeschossiges Gebäude halte er für besser.

Gaby Bruker (GAL) bereitete der "Riesenklotz" gar Bauchschmerzen. Sie wünschte sich einen maßvolleren Umgang mit der Höhe. Axel Grathwol (FWV) findet die Zufahrtsstraße zu beengt und "nicht gut geplant."

Tobias Nübel hatte ein ganz anderes Anliegen. Er bemängelte, als Stadtrat von dem Vorhaben aus der Zeitung erfahren zu haben.

Eberhard Stiehle (FWV) stellte schließlich die entscheidende Frage – er wollte wissen, ob durch die Bebauungsplanänderung die zulässige Gesamthöhe eines Gebäudes nach oben gesetzt wurde. Das wurde von der Verwaltung verneint. Es handle sich hier lediglich um die Konkretisierung des städtebaulichen Entwurfs, der bereits vor anderthalb Jahren verabschiedet wurde. "Es tut mir leid für die Familie, dass ich dann hier nicht dagegen sein kann", erklärte Rolf Springmann (FWV) daraufhin.

Mit dieser Information schritt das Gremium schließlich zur Abstimmung. Die Änderung ging mit 16 Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen durch. Lediglich Andreas Bühner (FWV) stimmte mit Nein.

Kommentar: Dialog suchen

Von Marcella Danner

So eine Chance gibt’s so schnell nicht wieder. Holzhausen könnte seinen ersehnten Dorfgemeinschaftsraum bekommen. Ortsvorsteher Lutz Strobel anzukreiden, dass er seine Arbeit tut – nämlich Initiative zu ergreifen und Dinge anzuleiern – ist nicht fair. Der Gemeinderat hat der Bebauungsplanänderung "Holzhausen Mitte" am Montag mit großer Mehrheit zugestimmt.

Auf den Zuschauerrängen aber blieben zwei enttäuschte Holzhauser zurück, die eine Erschließung durch den Kauf dreier Grundstücke erst möglich gemacht hatten, und die sich nun mit einem Gebäude konfrontiert sehen, dessen Ausmaße sie so nicht erwartet hatten. Baurechtlich betrachtet mögen sie im Unrecht sein. Eine gedeihliche Nachbarschaft wird aber von vorneherein auf eine harte Probe gestellt. Vielleicht sollte hier noch einmal der Dialog gesucht werden, um allen gerecht zu werden.