Die Bildmontage zeigt, wie sich die Windkraftanlagen aufs Ortsbild auswirken. Foto: Weckruf – Dornhaner Windkraftgegner

Reinau optisch zu stark bedrängt: Gremium versagt jetzt auch Einvernehmen für Anlage 2. EnBW will bauen.

Sulz - Die EnBW will auf dem Brachfeld und im angrenzenden "Kalten Feld" auf Dornhaner Gemarkung drei große Windkraftanlagen bauen. In der Bevölkerung hat sich erheblicher Widerstand formiert, doch auch der Sulzer Gemeinderat stellt sich gegen das Vorhaben.

Zwei der Großanlagen mit Nabenhöhen von 164 Metern, einschließlich der Rotorblätter sogar mit fast 230 Metern Höhe, sollen auf Sulzer Gebiet entstehen. Diese rücken, so Bürgermeister Gerd Hieber im Gespräch mit unserer Zeitung, Hopfau sehr nahe. Die EnBW beruft sich auf die gesetzlich erforderlichen Mindestabstände: 750 Meter zur Wohnbebauung in Ortschaften, 450 Meter zu Häusern im Außenbereich.

Hieber: "Beim Brachfeld kann man nicht von bestimmten außen liegenden Gehöften sprechen, wir müssen es als Weiler betrachten." Für die vorgesehene Windenergieanlage (WEA) 3 auf dem Brachfeld hat der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen denn auch nicht erteilt. Hier handle es sich nicht um einen Außenbereich, ist Hieber überzeugt. Er weist dabei auf das Vorhaben hin, das Brachfeld in naher Zukunft an das Abwassernetz anzuschließen.

Die Reinau wurde ebenfalls bislang als Außenbereich betrachtet, so dass auch hier ein Mindestabstand von nur 450 Metern für ausreichend gehalten wurde. Für die WEA 2 hat der Gemeinderat bei seiner Sitzung Ende Juni das gemeindliche Einvernehmen unter dem Vorbehalt erteilt, dass die optisch bedrängende Wirkung für Reinau durch ein Fach- und Rechtsgutachten ausgeräumt wird.

Die EnBW hat inzwischen das Gutachten für Reinau vorgelegt. Auf Anfrage teilt Hieber mit, dass das Landratsamt die Stadt Sulz aufgefordert habe, diese Untersuchung zu bewerten. "Das haben wir gemacht", erklärt er. Mit zwei Büros und juristischem Beistand sei externer Sachverstand dazu gezogen worden.

Ebenfalls beteiligt waren Gemeinderat und Ortschaftsrat Hopfau. Hieber: "Aufgrund der Untersuchungen der Stadt können wir sagen, die Windenergieanlage 2 bedrängt Reinau so stark, dass der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen dafür versagt hat." Die optische Bedrängung sei nicht aufgelöst, das Gegenteil sei der Fall. "Das EnBW-Gutachten war sehr oberflächlich", stellt Hieber fest. Der Gemeinderat hat den Beschluss am 12. Dezember nichtöffentlich gefasst. Die Stadt habe um eine Fristverlängerung gebeten, doch die Genehmigungsbehörde habe auf eine Entscheidung gedrängt, erklärt Hieber, warum die Öffentlichkeit nicht hergestellt werden konnte. Jetzt liege der Ball wieder beim Landratsamt: "Wie es weitergeht, weiß ich nicht."

Hieber versichert trotz der ablehnenden Stellungnahme der Stadt zu Windrädern im Bereich Hopfau: "Wir sind windkraftfreundlich eingestellt." Jedoch müsse abgewogen werden, "wie sich die sehr hohen Anlagen auf die Bürger auswirken."

Für Windkraft hat die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg Vorranggebiete ausgewiesen. Dürrenmettstetten gehörte dazu, fiel jetzt aber aufgrund artenschutzrechtlicher Gründe – unter anderem im Hinblick auf das Rotmilanvorkommen – aus der Liste heraus. Übrig blieb im nördlichen Teil der Region nur noch das "Kalte Feld".

Im Gegensatz zu Dornhan verzichtet Sulz darauf, eine Windkraftzone, in der Anlagen konzentriert werden, auszuweisen. "Dafür muss viel Geld in die Hand genommen werden", sagt Hieber. So können theoretisch auf Sulzer Gemarkung überall auf freien Flächen Anlagen projektiert werden. Allerdings haben die Investoren den Nachweis zu erbringen, dass sich diese Standorte, unter anderem hinsichtlich der Abstände zur Wohnbebauung und des Naturschutzes, auch eignen.