Die Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Horst Peter Schlotter und Ubbo Enninga wurde am Sonntag eröffnet. Foto: Steinmetz

Doppelausstellung mit Werken von Horst Peter Schlotter und Ubbo Enninga in Sulz eröffnet. Irene Ferchl hält Einführung.

Sulz - Das Bild "Innehalten" und daneben der Totenschädel fielen Irene Ferchl sofort auf. Das passe zum Totensonntag, fand die Kunstexpertin gestern Vormittag bei der Eröffnung der Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Horst Peter Schlotter und Ubbo Enninga.

Die Publizistin führte im Foyer der Stadthalle ins Werk der beiden Künstler ein. Sie korrigierte dabei gleich ihren ersten Eindruck: "Es ist keine novembertraurige Ausstellung. Im Gegenteil: Sie ist voll prallen Lebens."

Das gilt sowohl für die Skulpturen von Ubbo Enninga, der sich ausschließlich dem Menschen widmet, ihn porträtiert, in verschiedenen Stellungen und Haltungen darstellt, als auch für die großformatige Malerei Schlotters.

In dessen Bildern fehlen jedoch weitgehend die Menschen. Ihn interessieren mehr deren Artefakte: Vasen, Gefäße oder Schalen. Was Schlotter darüber hinaus beschäftigt, ist die Natur, die bei ihm, so die Referentin, in unterschiedlichen Assoziationen erscheinen kann, etwa als Elefantenrüssel, Schlangen, Würmer und Blüten.

Es seien Bilder, die Rätsel aufgeben, mit geheimnisvollen Formen und leuchtenden Farbkombinationen aber auch überraschen. Manches ist durchaus vertraut, und doch wiederum könnte man sich täuschen. Der Künstler lässt es nicht zu, dass sich der Betrachter festlegen oder sich gewiss sein kann, dass alles so ist, wie es scheint.

Interpretationsspielraum lassen auch Ubbo Enningas Skulpturen zu. So mancher Ausstellungsbesucher war irritiert, dass die eine oder andere Figur mit Nägeln in den Körpern, Klammern und Kanälen versehen war. Enninga will damit keineswegs seine Figuren foltern. Er hat lediglich die Hilfsmittel, die für einen Bronzeguss benötigt werden, nicht entfernt. Sein Güsse reinigt er auch nur selten. Er verweise damit auf das Handwerkliche beim Gussvorgang. "Nägel und Kanäle lassen sich, wenn man sie nicht als eindringende Verletzungen empfindet, auch als Nabelschnüre oder Antennen betrachten, die von Innen kommen und ins Außen vorstoßen. Sie lassen sich sogar zum exotisch-dekorativen Kopfputz umfunktionieren", versuchte Irene Ferchl eine Erklärung.

Als Archetypen bezeichnete sie Enningas kleineren gesichtslosen Bronzefiguren "Tänzer" und "Boxer". Eine Werkgruppe "von besonderer Intensität" besteht aus vier Skulpturen zum Thema Liebe und Geburt: Das sind die "Schwangere", ein eng umschlungenes Liebespaar, "Eros" als kauernde Figur mit überdimensionalem Phallus und die "Geburt", gezeigt als Balanceakt.

Eine Doppelausstellung findet jetzt zum dritten Mal im und vor dem Backsteingebäude satt. Der Ausstellungsort habe sich etabliert, sagte Bürgermeister Gerd Hieber. Er dankte besonders Waltraud und Norbert Stockhus. Sie hätten die Kontakte zu den Künstlern hergestellt und der Stadt bei der Organisation geholfen.

Mit hervorragend gespielten Bachwerken umrahmte der Cellist Wolfgang Reichert die Vernissage. Ihn wird man 1. Januar in Sulz wiedersehen können, dann aber nicht als Solist, sondern als Mitglied des Residenzorchesters Baden-Württemberg beim Neujahrskonzert in der Stadthalle.

Die Ausstellung ist bis zum 1. Februar 2015 freitags, samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.