Volles Haus: Beide Veranstaltungsabende sind bereits Wochen vor Veranstaltung restlos ausverkauft. Das gibt Rückenwind. Foto: Schnekenburger

Eingespielte Organisation und erweiterte Infrastruktur können Fortsetzung erleichtern. Positive Resonanz nach Veranstaltung.

Sulz - Nach der Oper ist vor der Oper? Das kann man so noch nicht sagen. Nur so viel: Die, auf die sich manche schon freuen, ist noch ein Stück entfernt. Die, über die sich viele freuen, ist dafür noch ganz nah.

Knapp eine Woche nach den "Tosca"-Aufführungen ist es wieder ruhig geworden in Glatt. Die Stände im Schlosspark sind seit Montag abgebaut, die technische Infrastruktur, etwa die Stromversorgung, die so eine Produktion zusätzlich erfordert, ist wieder verräumt. Jetzt, wo sich alles ein bisschen gesetzt hat, dürfen die Opernfestspiele Schloss Glatt 2015 noch einmal ein bisschen nachklingen.

Klar, nach außen hin sind es die beiden Vorstellungen, die besonders stark wirken. Es ist die vor Ort gewachsene "Tosca", eine große, schwierige Oper, die unter Bedingungen erarbeitet wird, die mitunter auch Improvisation verlangen. Das wissen alle, die sich darauf einlassen.

Das weiß auch Sven Gnass, der künstlerische Leiter, der Auge und Ohr freilich nicht nur auf der Partitur und in der Musik hat. Es sind viele Kleinigkeiten, die zusammenkommen. Zum Beispiel die Glocke, die im Durchgang des Wirtschaftsgebäudes steht. Ein Anruf beim Bauhof – und kurz nach Mittag rollt der Laster mit Kran heran und schafft das schwere Objekt aus dem Weg.

"Toll", sagt Gnass. Und er sagt es immer wieder. Zum Beispiel, weil man seit diesem Jahr eine feste Bühne hat, ein Quadrat von neun Metern Seitenlänge. "Ist das nicht toll?" auch dazu, wie sie entstanden ist. Die Firmen Sturm und Kitzlinger und der Bauhof haben Material und Arbeit zusammengelegt. Jetzt gibt es eine Bühne. Es scheint, als wäre das Projekt Opernfestspiele auf Dauer angelegt.

Das Fazit, das Hauptamtsleiter Hartmut Walter zieht, steht dem nicht im Wege. Als "Leuchtturmprojekt" hatte man die Opernfestspiele dem Gemeinderat vorgelegt. Dieser hatte einstimmig für einen erheblichen städtischen Zuschuss gestimmt. Viele Menschen ließen sich mit der Oper nach Glatt locken. Die Autokennzeichen auf den Parkplätzen führen nach halb Baden-Württemberg. Und viele Menschen hat der Ort begeistert. Nicht nur, dass sie vielleicht schon einen Tag vorher angereist sind oder wenigstens am Veranstaltungstag ausgiebig gespeist haben.

Viele wollen unter der Zeit wiederkommen, sich Glatt in Ruhe und aller Muße anschauen. Da wird so ein Zuschuss, ganz leicht darstellbar, zur Wirtschaftsförderung. Und er bleibt doch auch regionale Kulturförderung. Nimmt man die ebenfalls von Gnass’ Residenzorchester veranstalteten Neujahrskonzerte hinzu, wo junge Künstler Bühnenerfahrung sammeln können, wird dieser Aspekt augenfällig. Gleichzeitig muss man feststellen, dass die Opernfestspiele, die auch eine gewisse Belastung für den Ort mitbringen, in Glatt große Akzeptanz erfahren. Da wirkt wiederum die Idee, Musik auf hohem Niveau für die Menschen zu machen, für Menschen, die vielleicht auch Berührungsängste haben.

Die Produktion vor Ort, aber auch die von starker Plastizität geprägte und unmittelbar erfahrbare künstlerische Arbeit tragen dazu bei. Das entlohnt ein bisschen für den Ausnahmezustand, in dem sich nicht zuletzt das Team des Kultur- und Museumszentrums während der Festspiele sieht. Das wichtigste aber bleibt die Musik. "Und?", fragt Gnass. "Toll", lautet die Antwort. "Nicht?" die Erwiderung. Mehr Worte braucht es nicht.