Besinnung: Gedenkfeier zum Volkstrauertag / Ansprache von Pfarrer Holger Küstermann

Sulz. Mit einer Feier vor dem Kriegerehrenmal gedachte die Bevölkerung am Volkstrauertag auch in Sulz der Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Bürgermeister Gerd Hieber eröffnete die Feierstunde und sah in der Teilnahme daran auch die große Bedeutung des Gedenktags als Volkstrauertag.

Mit dem Gedicht "Die Verscheuchte" von Else Lasker-Schüler rückten Ines Kirstan und Sina Dayanikli, Zehntklässler der Lina-Hähnle-Realschule, die Problematik von Flucht und Exil mit Vereinsamung und Isolation ins Bewusstsein. In seiner Gedenkansprache verwies Pfarrer Holger Küstermann auf die Wichtigkeit der Rückblicke, denn nur wer seine Geschichte kenne, habe Zukunft.

In Anlehnung an das Lutherjahr führte er Martin Luther an, der auf dringenden Wunsch seines Landesfürsten einen kleinen Krieg gegen Muslime ausrufen sollte, dieses Ansinnen aber so ablenhnte: "Nie wieder mit Gewalt, nur mit dem Wort." Er wertete dies als heute wichtiger denn je, denn wo reden aufhöre, beginne Leid und Krieg, der mit Reden wieder beendet werde. Und das Leid bringe Tote und Vermisste.

Ganz persönlich gehaltene Worte ließen erkennen, wie man mit Leid umgehen kann. Bei einem gemeinsamen Besuch mit einem Amtskollegen in einer Krebsklinik habe er eine Momentaufnahme dessen Lebensgeschichte gesehen, die hoffnungsvoll ein Licht auf Gottes Macht werfe, die dieser für die Menschen einsetze und nicht gegen sie, damit diese eine Zukunft hätten.

Seine Gedanken galten gerade Sterbenden in einem Krieg. Er wünschte, dass sie den Glauben an Gott nicht verlieren. Er gedachte aller Opfer von Gewalt jeglicher Art, sei es an Frauen und Kindern, durch Krieg, Hass, Rassismus, Widerstand, Terrorismus, den Flüchtlingen und den Bundeswehrsoldaten im Ausland. Die Verantwortung gelte dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Mit den verhaltenen Klängen von "Ich hatt einen Kameraden" legte Pfarrer Holger Küstermann gemeinsam mit Bürgermeister Hieber einen Kranz am Ehrenmal nieder. Die Stadtkapelle unter Bruno Eisele und die Bauder-Kantorei, erweitert um Sänger aus dem Kirchenchor von St. Johann, geleitet von Erika Rieder, verliehen mit ihren Beiträgen der Feierstunde einen würdigen Rahmen.