Markus Uhl aus Heidelberg beschert den Zuhörern einen musikalischen Genuss auf höchstem Niveau. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Markus Uhl improvisiert auf dem barocken Instrument

Sulz-Renfrizhausen. Improvisationskunst konnten diejenigen erleben, die am Tag des offenen Denkmals das Orgelkonzert des Heidelberger Kirchenmusikers und Organisten Markus Uhl in der Johanniskirche des Klosters Kirchberg erlebten.

Die Nationalhymne auf der Orgel? Für Markus Uhl ist das kein Problem. Egal, was der Bezirkskantor der Erzdiözese Freiburg spielte, es wurde durch seine durchdachte Technik und überzeugende Spielfreude zu einem echten Erlebnis. Ob barocke Toccaten oder die vom Publikum vorgegebenen Themen, beispielsweise die deutsche Nationalhymne, der Haribo-Werbesong oder einige beliebte Kirchenlieder: Der 40-jährige Musiker realisierte das alles so, dass das Publikum in der voll besetzten Kirche seine Freude hatte. Den nach über einer Stunde begeisterten Beifall belohnte Uhl dann auch mit einem Publikumswunsch: Eine wunderschöne Fantasie über das bekannte Neander-Kirchenlied "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" gab’s als Zugabe.

Kantor David Bosch zog für die historische Barockorgel in der Johanniskirche Parallelen zum diesjährigen Denkmal-Motto "Macht und Pracht". Die mit reichem Schnitzwerk verzierte barocke Orgel sei nicht nur optisch ein viel beachtetes Kleinod, sondern gelte auch akustisch als wahres Prachtstück.

Zunächst entführte Markus Uhl seine Zuhörer in die Klang- und Zauberwelten von Frescobaldis "Toccata Decima" und zeigte eine Seite der Orgel, wie sie nur selten in Konzerten zu hören ist. Mit viel Spielfreude meißelte Uhl die Rhythmik dieser Musik in den sonnendurchfluteten Kirchenraum. Mit Wohlbehagen durften die Zuhörer sich zurücklehnen, um dieses Spiel zwischen ruhigen Passagen, kunstfertiger Lyrik, Gefühlstiefe und Wärme zu genießen.

Im Plauderton moderierte Uhl die Musikstücke, stellte die Programmpunkte in ihren historischen Zusammenhang. Aus den "Fiori Musicali" von Frescobaldis letztem Werk, der "Messa della Madonna", sang Uhl von der Empore das "Christe Eleison" im gregorianischen Stil. Der Gesang und die Intensität seines Orgelspiels bezauberten. Seine Musizierkunst wurde auch in der tänzerisch angelegten "Bergamasca" deutlich. Als Kontrast zu den Toccaten von Frescobaldi und Johann Kaspar Kerll und einer Fantasie von Johann Jakob Froberger hatte sich Uhl Karl Schmiders zeitgemäßes "Pezzi Modali" ausgesucht.

Dass schon zu Hochzeiten der Kirchenmusik die Improvisationskünste eines Organisten gefragt waren, erklärte David Bosch anhand der Partita, "dem Kirchenlied, das in verschiedenen Formen und Sätzen bearbeitet werden kann". Mit einer Improvisation über das Kirchenlied "Wer nur den lieben Gott lässt walten" startete Uhl die Themenvorschläge aus dem Publikum, zeigte dabei musikalische Meisterschaft und viel Kreativität und Experimentierfreudigkeit. Mit den barocken Werken und seinen improvisierten Melodien gelang es dem Heidelberger Organisten, die ganze Schönheit der historischen Orgel zum Ausdruck zu bringen.