Tatjana und Markus Steinwand mit ihren Söhnen Paul und Anton auf dem Arm Foto: Huß Foto: Schwarzwälder-Bote

Tatjana und Markus Steinwand haben eine Marktnische gefunden / Hofladen in Dürrenmettstetten 2011 eröffnet

Von Elke Huß

Sulz-Dürrenmettstetten. Die junge Familie Tatjana und Markus Steinwand betreibt seit fünf Jahren einen Wasserbüffelhof. Der landwirtschaftliche Betrieb, der mittlerweile in der dritten Generation geführt wird, bietet als Direktvermarkter frische Produkte vom Bauernhof an.

Dazu zählen neben Eiern und Kartoffeln auch verschiedene Wurstwaren, die auch mit dem Verkaufswagen ausgefahren werden. Hinzugekommen sind nun Büffelspezialitäten, die im neuen Hofladen, der sich neben dem Rinderstall befindet, gekauft werden können. Christa und Otto Steinwand sind mit ihrer Hühnerfarm und Kartoffellager in der Ortsmitte ansässig und gehören ebenso zum Unternehmen, wie Markus Steinwands Bruder Stefan, der zurzeit eine Ausbildung zum Landwirt absolviert.

Die Frage der Neuorientierung von der Milchkuh- und Rinderhaltung zur "exotischen" Wasserbüffelhaltung kam auf, als der Milchpreis im Jahr 2009 auf einem Rekordtief landete. Markus Steinwand waren Wasserbüffel nicht unbekannt. Während seiner Landwirtschaftsmeister-Ausbildung kam er mit ihnen in Kontakt. "Entweder hätte man die bestehende Herde vergrößern oder mit etwas ganz anderem in eine Marktnische springen müssen. Schlussendlich entschieden wir uns dann für die Wasserbüffel", berichtet er.

Seine damalige Freundin Tatjana Buschle besorgte sich Adressen von Wasserbüffel-Lieferanten. Sie lernten Daniel Stähli kennen, der in Neuchâtel (französische Schweiz) auf einem Wasserbüffelhof beheimatet ist und die Milch zu Mozzarella verarbeitet. Durch ihn kamen sie an einen Wasserbüffelhalter in Frankreich, und im Mai 2009 trafen die ersten zehn Wasserbüffel inklusive Deckbullen auf dem Dürrenmettstetter Hof ein.

Vorerst wurden die Tiere in den Stall zu den anderen Rindern gestellt. Aber warum gerade aus Frankreich? "In Deutschland gibt es wohl auch Büffel, aber die Höfe geben keine Tiere her. Und in Rumänien und Bulgarien werden sie als Arbeitstiere gehalten, was noch weniger Milchleistung bedeutet", erklärt der Landwirtschaftsmeister.

Eine gute Wasserbüffelkuh bringe acht Liter Milch pro Tag. Außerdem sollten die Büffel unbedingt IBR frei sein, also keine virusbedingte Infektionskrankheit in sich tragen. Das war dem jungen Paar sehr wichtig, da auch die vorhandenen Rinder frei von dieser Krankheit waren.

Die Zeit der Mozzarella-Produktion begann Anfang des Jahres 2010. Fast täglich probierten sie mit zehn Litern Milch mühselig in der eigenen Küche die Herstellung der italienischen Spezialität. Vieles misslang zunächst, musste weggeworfen werden und das annähernd ein Jahr lang. "Es gibt keine Rezepte für die Herstellung von Mozzarella", sagt Tatjana Steinwand, "je nach Fütterung ist die Milch der Kühe anders und somit auch das Milchprodukt." Genauso erging es ihnen anfangs mit der Verarbeitung der geschlachteten Tiere: Welches Stück vom Rind eignet sich zum Kurzbraten und welches zum Schmoren. "In der Verwertung der Büffel sind wir auch heute noch nicht am Ende der Entwicklung", meint Markus Steinwand.

Die ehemalige Schnapsbrennerei im Untergeschoss des Wohnhauses wurde 2010/2011 zur Molkerei umgebaut, um die Milch mit EU-Zulassung verkaufen zu können und endlich in die Mozzarella- und Käseproduktion zu gehen. Im Mai 2011 stand dann erst einmal die Hochzeit von Markus und Tatjana, die aus Stetten an der Donau stammt und bisher als diplomierte Betriebswirtin in der Medizintechnik tätig war, an. Nur einen Monat später erfolgte die Fertigstellung der Molkerei und gleichzeitige Eröffnung des Hofladens. "Es ist in dieser kurzen Zeit so viel passiert", staunt Tatjana Steinwand selbst über die rasante Entwicklung. Im September 2011 kam außerdem Söhnchen Paul auf die Welt, im Januar 2014 folgte Anton.

Im Herbst dieses Jahres werden 48 Kühe, 19 Rinder, zehn Ammenkühe mit Kälbern den neuen Wasserbüffelstall außerhalb des Ortes beziehen. "Ein ganzes Jahr hat es gedauert, bis die Genehmigung da war. Das Regierungspräsidium und Landwirtschaftsamt sollten zum ersten Mal einen Neubau für Wasserbüffel genehmigen, und dazu waren einfach keine Berechnungen vorhanden", erinnert sich Markus Steinwand. Die Tiere werden dort mehr Platz haben, einen Laufhof, breite Gänge und Zugang zum Weidegang.

"Der Stall ist so gebaut, dass er den biologischen Haltungsbedingungen entspricht", erklärt der Jungbauer, dessen Büffelmilch mittlerweile die Bio-Zertifizierung besitzt. Dieses Bio-Siegel wird bis zum Ende des Jahres auch dem Fleisch und der Wurst verliehen. "Die Direktvermarktung ist eine äußerst zeitintensive Arbeit", weiß das junge Paar.

Doch vom "ältesten Nutztier der Welt" sind sie fasziniert und man merkt’s, sie sind bereit, sich der Herausforderung der Wasserbüffelhaltung zu stellen.