Aus Seniorenforum wird "Sulz engagiert" / Zukunftswerkstatt im Juli / "Schimpfa, spinne, schaffe"

Von Marcella Danner

Sulz. Was als Seniorenforum begann, weitet sich nun zu "Sulz engagiert" aus und soll neben den Menschen über 55 Jahren auch andere Bürger mit ins Boot holen.

Im Rahmen des Haushaltsberatungen hatte Bürgermeister Gerd Hieber im November vergangenen Jahres die Einrichtung eines Seniorenforums unter dem Motto "Aktiv bleiben und leben in Sulz" vorgeschlagen. Dies war ein Ergebnis der integrierten Stadtentwicklungskonzeption (ISEK).

Bürger, Kommunalpolitiker, Vereine und Dienstleister sollten sich für die Belange der Generation "55 plus" einsetzen. Themenfelder seien Ehrenamt, bürgerschaftliches Engagement, Organisation des täglichen Lebens, Freizeit und Hilfe im Alter. Angesiedelt wurde es beim Ordnungsamt. Sabrina Glöckler betreut das Ganze von Verwaltungsseite aus.

Den Prozess begleitet Martin Müller von der Social Profit Agentur Lebenswerke in Waldkirch. Der Diplom-Pädagoge trug am Montagabend im Gemeinderat seinen Ansatz samt Zeitschiene vor.

Die Namensänderung liegt zum einen darin begründet, dass man nicht nur "betagte Personen" ansprechen will, sich einzubringen. Müller kann sich durchaus vorstellen, auch junge Familien oder Menschen mit Migrationshintergrund mit einzubeziehen. Ihm schwebt ein Trialog zwischen Bürgern, Verwaltung und Gemeinderat vor.

Martin Müller, der auch als Fachberater für den Städtetag Baden-Württemberg tätig ist, regte an, die ganze Kommune mitzunehmen und sich nicht auf Senioren zu beschränken. Wenn alle in einen Diskurs miteinander träten, die Fraktionen jeweils einen engagierten Vertreter entsendeten und auch sämtliche Ortsteile vertreten seien, könne nachhaltige Stadtentwicklung gelingen – getreu dem Motto "Schimpfa, spinne, schaffe", oder auch "Mitreden, mitdenken, mitbestimmen".

Die Fäden laufen bei der Verwaltung zusammen. Und schließlich gehöre eine professionelle, externe Prozessbegleitung dazu.

Auf gut Deutsch zusammengefasst ruft Müller die Bürger zum Mitgestalten auf. Dazu soll es eine Zukunftswerkstatt geben, die noch vor den Sommerferien stattfinden wird.

Die Stadträte waren von Müllers Ausführungen beeindruckt und signalisierten Bereitschaft, ihren Teil dazu beizutragen, "wohlwissend, das der Gemeinderat auch in seinen Entscheidungen da gefordert ist", sagte Heidi Kuhring (GAL). Zumal Bürgerbeteiligung ein ständiger Prozess sein sollte.

Helmut Pfister (FWV) ist froh, dass der Begriff Senioren aus der Firmierung verschwunden sei. Denn als er in Glatt bürgerschaftliches Engagement eingefordert habe, seien durchaus auch jüngere Menschen zum Treffen gekommen.

"Haben denn auch die harten Themen wie chronische Unterfinanzierung und Wegzug von Jungen Platz in der Zukunftswerkstatt?", wollte Klaus Schätzle (SPD) wissen. "Oder ist das mehr so eine Art Wohlfühlen auf der Titanic?" Aber sicher, antwortete ihm der Prozessbegleiter. Nur wenn alle Themen aufgenommen würden, habe die Zukunftswerkstatt eine Chance. Im Idealfall finde sich manches Ergebnis in den Haushaltsberatungen wieder. u Die Zeitschiene: Bis Juli wird eine Lenkungsgruppe mit Bürgermeister Hieber und Sabrina Glöckler gebildet. Im Juli findet die Auftaktveranstaltung als Zukunftswerkstatt statt. Bis September wird ein Corporate Design – also ein einheitliches Erscheinungsbild – entwickelt. Im Herbst gibt es einen Zwischenbericht im Gemeinderat und eine Klausur in Form einer Zukunftswerkstatt. Im vierten Quartal läge – wenn alles gut läuft – ein Aktionsplan vor. Ab 2016 könne mit der Umsetzung der Ideen begonnen werden, begleitet von jährlichen Workshops.