Frau Wolle: Irmgard Haag-Dietz übergibt nach 33 Jahren das Unternehmen ihrem Sohn Michael Dietz
An den Ruhestand denkt Irmgard Haag-Dietz zwar noch nicht. "Ich will aber kürzer treten", sagt sie – und hat ihr Unternehmen in der Unteren Mühle in Mühlheim ihrem Sohn Michael Dietz übergeben.
Sulz-Mühlheim. Die Übergabe fand im Februar statt. Der Name "Frau Wolle" wird bleiben: Er hat sich zu einer Marke entwickelt, die weit über Sulz hinaus bekannt ist.
Irmgard Haag-Dietz erinnert sich an die Anfänge vor 33 Jahren. Sohn Markus war zur Welt gekommen. "Sie können die Windelhose für ihn doch selber anfertigen", sagte damals die Hebamme. So entstand das allererste Produkt von "Frau Wolle", zunächst für den Privatgebrauch. Bald schon sollte Irmgard Haag-Dietz für weitere Frauen Windelhosen herstellen. So ist die Geschäftsidee entstanden.
Im Wohnhaus wurde ein kleiner Raum zu einem Laden umfunktioniert. Der Umzug nach unten in die ehemalige Scheune, mittlerweile als Lager genutzt, erfolgte zwangsweise. Die Untere Mühle brannte 2004 und wurde für mehrere Monate unbewohnbar. Für die Familie, die ein Ausweichquartier in Renfrizhausen beziehen musste, war es eine schwere Zeit. Über Nacht sozusagen wurde das Lager zum Verkaufs- und Büroraum umgestaltet, damit der Betrieb weiterlief. 2005 kehrte die Familie wieder in ihr Haus zurück.
Das Sortiment hat Irmgard Haag-Dietz laufend erweitert. Wolle/Seide-Unterwäsche, geeignet auch als Funktionswäsche für Sportler, sowie Oberbekleidung, dann auch Walkprodukte für Kinder und Erwachsene kamen dazu. Irmgard Haag-Dietz verarbeitet dabei reine Schafschurwolle. "Aus der Region und im Einklang mit der Natur", ist ihr Motto.
Vereine, Landfrauen, Kirchengemeinden, Schulklassen und Kindergärten aus der näheren und weiteren Umgebung besuchen "Frau Wolle". Für die Kinder sind natürlich die Schafe und die Hühner eine Attraktion. Die Besucher und Kunden kommen aus der Stuttgarter Gegend, vom Bodensee, sogar aus der Schweiz und aus Österreich.
Zwei Märkte, der Erlebnismarkt an Muttertag und das Hoffest im Oktober, finden jährlich auf dem Gelände statt. Zwischen 2000 und 3000 Besucher locken sie jedes Mal an. Beim nächsten Erlebnismarkt am 13./14. Mai werden 50 Aussteller ihre Stände auf dem Freigelände am Mühlbach aufstellen. Die Besucherzahlen sind steigend. Dass Kinder sich selber handwerklich betätigen können, "das macht unseren Markt aus", erklärt Michael Dietz.
Laden vergrößert
Vor vier Jahren ist der gelernte Industriekaufmann in den Betrieb seiner Mutter eingestiegen. "Der Umgang mit den Kunden und unseren Produkten macht mir Spaß", sagt er. Vor der Geschäftsübernahme wurde der Laden ausgebaut und vergrößert. Es gibt einen neuen Eingangsbereich mit Büro. Der Raum mit einer Verkaufsfläche von jetzt rund 150 Quadratmetern ist heller geworden, die Waren können übersichtlicher präsentiert werden. Wichtig ist Michael Dietz aber auch ein barrierefreier Zugang.
An Bedeutung gewonnen hat der Online-Shop von "Frau Wolle". Diesen will der 29-Jährige ausbauen. Ein weiteres Ziel in den nächsten Jahren: Er möchte die Schafwollprodukte in den Fachhandel bringen.
Irmgard Haag-Dietz hilft weiterhin mit. Für sie sei es aber kein "Muss" mehr: "Das ist ein schönes Gefühl", meint die 69-jährige Geschäftsfrau. Wenn sie zurückblickt, würde sie alles wieder so machen. Sie hat ein Lebenswerk geschaffen, auf das sie stolz ist.
