Foto: xxxx Foto: Schwarzwälder-Bote

Residenzorchester Baden-Württemberg mit Solisten begeistert 850 Besucher

Das Residenzorchester Baden-Württemberg ist mit seinen grandiosen Neujahrskonzerten in Sulz schon lange zum Kult geworden.

Sulz. Musikdirektor Sven Gnass weiß jedes Jahr auch verwöhnteste Musikfreunde aufs Neue zu überraschen. Für den Start in das Jahr 2017 brach Gnass wieder tradierte Denkmuster auf und bot dem begeisterten Publikum ein nicht ganz so walzerseliges, jedoch abwechslungsreiches, funkensprühendes musikalisches Feuerwerk. Einzigartig, wie die Musiker mit großen Melodien aus Klassik und Pop klassischen Orchesterklang auf sehr hohem Niveau in die Gegenwart geholt haben.

Quirlig und zündend: die "Tritsch-Tratsch-Polka"

Enthusiastisch, dynamisch begrüßte das Orchester die 850 Besucher mit dem flotten Walzer "Danse des Coupes" aus dem Ballett "Schwanensee" von Peter Tschaikowsky. Melancholie und Leidenschaft stehen für das Liebesduett "I Will Wait for You" aus dem Film "Die Regenschirme von Cherbourg" von Michel Legrand, arrangiert von Frank Heckel. Sopranistin Isabel Dörfler und Tenor Carsten Lepper schlüpften empfindsam in die Rollen der Protagonisten Geneviève und Guy. Obligatorische Wiener Melodien von Johann Strauß wie die quirlige, einfach zündende "Tritsch-Tratsch-Polka" erklangen. Bei der tragisch gefärbten Schnellpolka "Unter Donner und Blitz" ertönten unmissverständlich feurig Blechblasinstrumente, Trommel, Becken und vermischten sich mit Violinschwingungen und der eindringlichen Dramatik der Celli. Ebenfalls in Höchstform war das Orchester beim dritten Stück von Johann Strauß, der Ouvertüre zur "Fledermaus". Da stimmte jede Nuance, alles klang spannend, frisch und knackig. Rauschender Beifall.

Diesen klassischen Motiven standen strahlende Stücke aus Film und Musical gegenüber wie dem von Schlichtheit geprägten "Moon River" von Henry Mancini oder "Out of Africa" von John Berry. Die Schwingungen des Orchesters sorgten für Gänsehaut. Weitere tolle, noch nie aufgeführte Stücke und schwer zu erhaltende Partituren wie "Spiel mir das Lied vom Tod" waren zu hören. Einfach umwerfend war Isabel mit "You Have to be There" aus dem Musical "Kristina aus Duvemala" der ehemaligen ABBA-Mitglieder Benny Andersson und Björn Ulvaeus und mit Jay Dias’ "How Do I Say I love You"?

Viel Beifall erntete Carsten Lepper als zweiter Dirigent am Pult mit seiner Improvisation von Franz von Suppés "Der Zauberstab".

Das Foyer war in der Pause die ideale Plattform zum Plaudern und Flanieren bei einem Glas prickelndem Sekt als ein zusätzlicher stimmungsvoller Start ins neue Jahr. In Bezug auf Kleidung konnte man Eleganz nebst legeren Ansichten bewundern. Unter den Besuchern war übrigens erstaunlich viel junges Publikum. Weiter ging es nach Gusto des Publikums.

Bravo-Rufe für die "Hymne à l’amour"

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen seit Edith Piaf von der Lebensbühne abtrat. Und doch ist die "petite Dame" mit der großen Stimme nach wie vor der Inbegriff des Chansons. Piaf’s "Hymne à l’amour" von André Belmont interpretierte Isabel Dörfler aufwühlend, ja herzzerreißend und erntete Bravo-Rufe. Ebenso als "Elisabeth" im strahlend roten Abendkleid mit "Ich gehöre nur mir". Beim "Hummelflug" aus Nikolai Rimsky-Korsakovs Oper "Das Märchen vom Zaren Saltan" schwirrte und summte das Orchester in atemberaubenden Tempi. Hiromi Matsumoto brillierte am Marimbaphon.

In aufgeräumter Stimmung kündigte Gnass ein bevorstehendes Ereignis im Schloss Glatt an. Im Sommer wird auf der Freilicht-Bühne "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart gespielt. Als Vorgeschmack interpretierte Bariton Albrecht von Stackelberg Don Juans vergnügliche Arie, brausend und schäumend wie Champagner, "Fin ch’ han dal vino".

Nach zwei Zugaben steuerte die letzte Darbietung auf den "Radetzki-Marsch" zu, bei dem Gnass ausgelassen das mitklatschende Publikum dirigierte. Stehende begeisterte Ovationen und rote Rosen für die Musiker. Mit dem einzigartigen Programm gelang es wieder, Jahrhunderte alte Melodien aus Klassik und Romantik mit großen modernen Kompositionen grenzenlos zusammengehen zu lassen. Ein ebenso furioser wie spritzig-fetziger Start ins neue Jahr.