Reger Betrieb herrscht im Backhäusle in Holzhausen: Martina Leuze (links) zeigt den interessierten Workshop-Teilnehmerinnen, wie man leckeres Bauernbrot im Holzofen herstellt. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Tradition: Martina Leuze gibt Backworkshop am Holzofen

Von Ingrid Vögele

Falten, drücken, drehen – was sich anhört wie die Anleitung zu einem Origami-Kunstwerk aus Papier, ergibt auch ein Kunstwerk, allerdings ein kulinarisches. Ein Brotteig wird geknetet und das im Backhäusle von Holzhausen.

Sulz-Holzhausen. Zehn Frauen haben sich dort eingefunden, um unter Anleitung von Martina Leuze in einem Workshop in die Kunst des Brotbackens eingeführt zu werden. Denn eigenes Brot aus dem Holzofen gilt als ein Genuss der Spitzenklasse, das wissen nicht nur die Teilnehmer des Workshops.

Seit über 120 Jahren gibt es das Backhaus. Früher habe es den Maier-Bäck gegeben, der den ganzen Tag gebacken habe, berichtet Ortsvorsteher Lutz Strobel. Nach Maiers Eintritt in den Ruhestand übernahm Wilhelm Krauter über 15 Jahre lang diese wichtige Aufgabe im Ort. Danach hieß es allerdings: Wer macht’s jetzt? Es muss doch irgendwie weitergehen – dieser Gedanke zwang Martina Leuze zum Handeln. Sie übernahm das Backhaus.

In den Anfangsjahren habe sie jeden Freitag gebacken, heute, bedingt durch ihre berufliche Veränderung, nur noch alle zwei Wochen, erzählt sie. Zwei Mal werde eingeschossen, um 14 und um 17 Uhr. Der große Holzbackofen werde zu ihrer Unterstützung von Monika Walter und Wiltraud Strobel befeuert und auf die richtige Temperatur gebracht. Bis zu 60 Brote verlassen dann die Backstube.

Der Betrieb läuft unter "Dorfgemeinschaft". Jeder, der backt, zahlt einen Euro "Gebühr", bringt drei "Backbengel" zum Befeuern mit oder entrichtet einen Obolus zum Holzkauf. Man könne seinen Teig hier machen oder fertig mitbringen, sagt Leuze. Und das Häusle stünde auch Auswärtigen offen. Die Ortschaft sei sehr dankbar, so Strobel, dass mit Leuze und der Unterstützung von Walter und Strobel diese schöne Tradition nicht aussterbe.

Inzwischen ist der Teig in der großen Teigmaschine, einem Vermächtnis von Krauter an die Vereinsgemeinschaft, zum weiteren Kneten von Hand bereit. 17,5 Kilogramm Weizenmehl der Type 1050 wurden gerade verarbeitet. Jede Teilnehmerin erhält eine Kugel zum Kneten. Ein Dinkel-Weizen-Vollkornteig hat schon den Weg in die bemehlten Körbe gefunden, ist bereits aufgegangen und trägt wie seit eh und je den Namen der Bäckerin auf einem kleinen Zettel. Die Glut ist beiseite geräumt und hinein geht es dann mit der großen Schaufel in den Ofen.

Geduld brauche man, das Holz sei immer anders, das Wetter drücke oft, dann sei der Zug schlecht, kommentiert Leuze. Nach einer halben Stunde werde dann umgeschossen und nach einer Stunde sei das Brot fertig. Der Workshop erfreut sich großer Beliebtheit, der nächste sei bereits ausgebucht, freut sich Leuze über das Interesse.

Heute genießen zwei Frauen aus Hopfau, jeweils drei aus Vöhringen und Bergfelden und zwei Holzhauserinnen die fröhliche Gemeinschaft, in der die selbst gemachte Pizza nachher doppelt so gut mundet.