An Thementischen zu Rubriken wie "Gutes Leben" tauschen die engagierten Bürger Ideen aus. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Initiative für eine zukunftsfähige Stadt gegründet / Erste Ideen an Thementischen gesammelt

Ein "Sommerferienprogramm für die Bürgerschaft", so Bürgermeister Gerd Hieber, gab es bei der Gründung der Initiative "Lebendige Quartiere – starke Stadt", die ein Zeichen für höhere Lebensqualität in der Gesamtstadt setzen will.

Sulz. "Die Stadt Sulz hat Zukunft" – das sollte die Botschaft der Gründungsversammlung der Initiative "Lebendige Quartiere – starke Stadt" sein, an der rund 35 Bürger teilnahmen.

Gewachsen war die Idee dazu 2014 im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes mit der Beteiligung von rund 1000 Bürgern. Damals entstand ein Leitlinienpapier, das "nicht einfach in der Schublade verschwand", erzählte Hieber. Zentrales Thema: die Stärkung der Lebensqualität. "Wir sind eine dezentral aufgestellte Flächenstadt, in denen die Ortsteile für die Zukunft der Stadt kämpfen", stellte Hieber fest. Die Idee der Initiative sei, Probleme in den Orten aufzudecken und durch deren Lösung lebendige Quartiere zu schaffen.

Bedürfnisse im "Flecka"

Ein Quartier, so meinte der Beauftragte für Bürgerengagement, Hans-Ulrich Händel, habe häufig keine vorgegebenen Grenzen. Vielmehr sei es ein anderes Wort für das schwäbische "Flecka", einen Ort, an dem sich bestimmte Bürger heimisch fühlen. Diese, ihre Bedürfnisse und Erwartungen an den Ort unter die Lupe zu nehmen, galt es an den sechs Thementischen.

Um Begegnungspunkte zwischen Jung und Alt ging es bei der Sigmarswanger Ortsvorsteherin Sabine Breil. "Solidarität der Generationen und die Frage ›Wie stützt man sich gegenseitig?‹ stehen im Fokus", warb sie um Diskussionspartner. Um barrierefreies Wohnen ging es bei Rita Seitz, Ortsvorsteherin von Fischingen, während Erwin Hauser das Thema "Nahversorgung" abdeckte. "Mit ›Unser Laden‹ in Sigmarswangen haben wir den Finger an der Wunde", meinte er.

Ganz allgemein mit dem Thema "Attraktiver Ort" befasste sich Sabrina Glöckler, Leiterin des Sachgebiets Bürgerdienste. Kommunikation und Treffpunkte standen bei Paul Müllers Thema "Quartiersraum/Gemeinschaftsraum" im Fokus. Aber worin zeigt sich eine gute Nachbarschaft, die für die Orte so wichtig zu sein scheint? Dieser Frage ging Alexandra Burmeister auf die Spur.

Bei der Ergebnisvorstellung tauchten einige Begriffe wie Mobilität, Begegnungen und Nahversorgung mehrmals auf. Von der Gruppe "Gute Nachbarschaft" wurde eine Tauschbörse unter Nachbarn vorgeschlagen sowie gesamtstädtische "Mitfahrbänkle". In Sachen Nahversorgung wurden vor allem der angedachte Lieferservice hervorgehoben.

Beim Thema Barrierefreiheit kam auch die Idee akustischer und optischer Hilfsmittel auf. Barrierefreiheit spielt auch für die Quartiersräume eine große Rolle. Diese müsse eine aktive Betreibergruppe verwalten, die Vereine einbeziehen und Neubürger integrieren.

Jung und Alt könnten sich bei Veranstaltungen wie gemeinsamen Kochkursen vereinen, schlug die Gruppe vor. Einen Gedankenfehler fand Dürrenmettstettens Ortsvorsteher Robert Trautwein dank des Tisches "Attraktiver Ort". So müsse man ein Förderprogramm haben, dass nicht nur den Abriss alter Gebäude fördere ("Außen fördert Innen"), sondern auch den Erhalt durch Renovierung.

Ideen passen auf jeden Ort

Letztlich gehe es darum, die Ortschaften unter Mithilfe von Bürgermentoren lebenswert zu machen, meinte Glatts Ortsvorsteher Helmut Pfister. Mit dem Gemeinwohl vor Augen könne sich jeder so einbringen, wie seine Zeit es ihm erlaube. Ein Sprecherrat, bestehend aus Trautwein, Pfister, Seitz und Breil soll auch die "stillen Gruppen" vertreten. Die Initiative hat zudem Fördergelder im Auge, für die Transparenz und Bürgerbeteiligung gefordert werden – durchaus sinnvoll, wie Pfister findet. "Nach dem Bürgerdialog im Glatt kann ich das nur jedem empfehlen", sagte er.

Auch die anderen Ortsvorsteher gingen mit einem positiven Gefühl aus der Diskussion. "Ich war Skeptiker, bin jetzt aber geläutert", gab Trautwein zu, während sich Breil darin bestärkt fühlte, den Sigmarswanger Laden weiter zu betreiben, da es den Bürgern ein Bedürfnis sei. "Nachbarschaftshilfe kann sofort beginnen", nahm Seitz aus der Diskussion mit.

"Die Ideen passen auf jeden einzelnen Ortsteil. Früher war das alles selbstverständlich. Irgendwann sind wir davon weggegangen. Dabei sind das keine Visionen, sondern umsetzbare Vorschläge", meinte Pfister. Zeit also, zu den Wurzeln zurückzukehren.