In den Händen hält Ernst Jäkle seine allererste selbstgemachte Krippe. Alle anderen stehen zum Verkauf, doch diese will er selbst behalten. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Leidenschaft: Ernst Jäkle baut in seiner Werkstatt in Dürrenmettstetten kunstvolle Krippen mit Charakter

In Glatt werden sie gerade im Rahmen der Weihnachtsausstellung gezeigt, Ernst Jäkle hat ein ganzes Zimmer voll mit ihnen: Krippen. Vor zehn Jahren begann er, das Andachtsmedium selbst zu schnitzen.

Sulz-Dürrenmettstetten. Bei Ernst Jäkle weihnachtet es sehr – und das das ganze Jahr über. Ob Jesus, Maria und Josef in einer verschneiten Landschaft oder in Miniaturversion in einem ausgehöhlten Baumstamm – bei Jäkle findet man die wohl bekannteste Szene zum Leben Jesu in allen Formen, Arten und Größen. 25 bis 30 Exemplare stehen in seinem "Krippenzimmer" im Glatter Weg.

Dabei hat Jäkles Hobby zunächst ganz anders begonnen. Der Sprössling einer kreativen Familie hat dem Vater, der Schreiner war, immer beim Schnitzen zugeschaut und geholfen. Damals seien besonders kunstvolle Schnitzereien in Ziertellern und Bauernmöbeln beliebt gewesen, erinnert sich der 61-Jährige.

"Eines Tages hat mein Vater sich dann in den Finger gesägt und konnte nicht mehr arbeiten, hatte den Tisch aber voller Aufträge", erzählt Jäkle. Also musste der Sohnemann ran, der sofort Gefallen daran fand. Das war 1985. Die Verletzung des Vaters heilte, doch Jäkles Begeisterung für die Schnitzerei flaute nicht ab.

Neue Inspirationen

Als der Bauernmöbel-Trend abnahm, hing er ein wenig in der Luft, erinnert sich der Dürrenmettstetter. Auf der Suche nach Inspirationen für etwas Neues stieß er auf eine Krippe im Tannheimer Tal in den Allgäuer Alpen (Österreich), die er unbedingt nachbauen wollte. Seine erste Krippe trug in Erinnerung an die Inspiration den Namen "Tannheim".

Kaum hatte er begonnen, Krippen zu fertigen, und seine Bekannten davon Wind bekommen, riss der Strom an Begeisterten schier nicht ab.

Das ist nun zehn Jahre her, doch die Nachfrage hat kaum abgenommen. Krippen sind zeitlos, eine Tradition, die sich anfühlt, als sei sie immer schon da gewesen und als würde sie nie sterben. Über die Jahre hinweg hat sich Jäkle seine eigene Handschrift beim Krippenbau angeeignet. Für ihn darf es nicht zu perfekt sein.

Anders als bei seinem Beruf in der Arbeitsvorbereitung kommt es beim Schnitzen darauf an, etwas Eigenes zu schaffen, nicht etwas Makelloses. "Man muss das Genaue ablegen", meint er. Anfangs habe er die Dächer immer flach gemacht, erzählt Jäkle. Mittlerweile bearbeitet er das Holz so, dass kein "Dachziegel" dem anderen gleicht.

Mit viel Liebe zum Detail fertigt er ganze Höfe mit verschiedenen Holzarten, die er unterschiedlich beizt oder anmalt. Die Neigung zum Holz sei wohl irgendwie in der Familie verwurzelt, sagt Jäkle lachend. Sein Sohn Philipp pflanzt Weihnachtsbäume. Einzig den Kunststoff Polystyrol benutzt der Hobbyschnitzer, um Feinheiten wie Mauerstrukturen darzustellen. Wichtig sei bei Krippen auch, dass sie sich nach hinten verjüngen. Besonders auffällig ist das bei der Kastenkrippe. Dort wird der Blick des Betrachters auf einen Punkt, der hinter der Szene zu liegen scheint, gelenkt. So wirkt das Geschehen besonders realistisch und dynamisch.

Die Figuren zu seinen Krippen wählt Jäkle immer individuell aus und bringt sie oft aus dem Urlaub in Südtirol, dem "Krippenmekka", mit. Zwischen 20 und 100 Stunden je nach Größe und Aufwand braucht Jäkle, um eine Krippe in seiner Werkstatt im Keller zu fertigen.

Ausstellung im Dezember

Seit er bei einer Ausstellung in Tettnang an den Schreinermeister Reinhold Amann aus Friedrichshafen geraten ist, hat sich seine Technik noch weiter verfeinert. "Da habe ich erst einmal gesehen, was alles möglich ist", erinnert sich der Dürrenmettstetter an seine damalige Sprachlosigkeit. "Wir haben uns angefreundet und im August bei 30 Grad eine Krippe zusammen gebaut", schildert er kopfschüttelnd. Sein Traum wäre es, einmal mit Amann eine Krippenausstellung im Glatter Wasserschloss zu organisieren, verrät der 61-Jährige.

Am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Dezember, veranstaltet Jäkle ab 13.30 Uhr ein kleines Krippenmärktle mit Weihnachtsbaumverkauf im Glatter Weg in Dürrenmettstetten. Dort kann er seine Kunst zumindest schon einmal im Kleinen ausstellen.