Foto: Steinmetz

Experte sieht Chancen, dass sich in Sulz wieder Störche ansiedeln. Menschen können nachhelfen.

Sulz. - Wenn Störche in Sulz gesichtet werden, ist es ein kleines Ereignis. Kürzlich landete ein junger Storch auf einem Acker zwischen Mühlheim und Holzhausen (wir berichteten). Er war beringt.

Um Näheres über den Vogel zu erfahren, haben wir das Foto an die Vogelwarte Radolfzell geschickt. Durch Vergrößerung konnte auf dem Ring, der am Storchenfuß befestigt war, "AT 7" abgelesen werden. Die Bezeichnung ist leider nicht vollständig. Doch konnten die Experten der Vogelwarte immerhin mitteilen, dass diese Ringe an Nestlingen der Jahrgänge 2014 und 2015 am Oberrhein südlich von Karlsruhe verwendet wurden. Beim Geburtsjahr 2014 sei anzunehmen, dass der Storch dieses Jahr erstmals brüten werde.

Ansiedlungsdruck wächst

In der Region hat sich schon lange kein Storchenpaar mehr niedergelassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Storch da bleibt, hält Wolfgang Fiedler, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie, zu dem auch die Vogelwarte gehört, aber durchaus für gegeben.

Verbreitet sind Störche auf der Baar bei Donaueschingen, am Bodensee und in Oberschwaben. Der Kreis Rottweil gehört noch nicht zum Storchengebiet: Es sei hier zu bergig, meint Fiedler. Störche bevorzugen Gebiete mit wenig Gehölz, sie benötigen feuchte Wiesen und Tümpel. Allerdings ernähren sie sich auch von Regenwürmern und Mäusen. Nach denen hat wohl der Storch, der in Mühlheim zwischengelandet ist, auf dem Acker gesucht. 2014 sei ein gutes Storchenjahr gewesen, sagt Fiedler. Wenn in manchen Gegenden schon viele Störche sind, wächst der Druck, neue Brutmöglichkeiten auszukundschaften.

Dabei könne der Mensch durchaus nachhelfen, etwa indem flache Mulden, in denen sich Wasser sammelt, angelegt oder Unterlagen fürs Nest gebaut werden. Ein klassischer Nistplatz, so Fiedler, sei der Kirchturm. Auf der Bergfelder Remigiuskirche befindet sich immer noch das Gestell für ein Nest. "Es kann gut sein, dass sich dort wieder Störche einstellen", glaubt der Ornithologe.

Feuchtwiesen fehlen

Am Bodensee gebe es mittlerweile Leute, die einen Storch gern abgeben würden. Klar: Diese Vögel machen auch Dreck. Wenn der Storch auf einem Dach mit Solaranlage sitzt, dann ist die Freude beim Hausbesitzer weniger groß.

In Bergfelden wären Störche sicher wieder willkommen. Ortsarchivar Siegfried König erinnert sich, dass in seiner Kindheit – das war in den 1950er-Jahren – das Storchennest auf dem Kirchturm belegt war. Wann sie endgültig abgezogen sind, weiß er nicht. Im Archiv hat er bislang auch keine Unterlagen darüber gefunden. Der Grund für ihr Verschwinden ist in der Umwelt zu suchen. "Es fehlen die Feuchtwiesen", bedauert König. In den 1990er-Jahren bestand aber wohl noch die Hoffnung, dass die Störche wieder kommen. Bei der Kirchturmreparatur ist eine Art "Wagenrad" für den Nestbau montiert worden. Die hölzerne Konstruktion ist inzwischen vermorscht. Man sollte sie wieder erneuern, findet König. "Störche sind schon etwas Besonderes", sagt er. Nicht umsonst bekam der Bergfelder Kindergarten den Namen "Storchennest".