"Was braucht’s für die offene Jugendarbeit?", möchte der geschäftsführende Ortsvorsteher Herbert Kehl von Gertrud Teller wissen. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Künftig auch offen für Kindergärten und Grundschulen in Ortsteilen / Wöchentlicher Treff in Bergfelden geplant

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Das traditionelle Sulzer Kinderfest soll künftig kein ausschließliches Kernstadtfest mehr sein, sondern zu einem "Fest der Begegnung zwischen Kernstadt und Ortsteilen" werden.

Die neue Konzeption bringt die Leiterin des Sulzer Kinder- und Jugendbüros, Gertrud Teller, auf den Weg. "Wir sind seit anderthalb Jahren dran. Die Verbindung von Tradition und Neuem ist uns dabei wichtig", sagte sie gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Hintergrund, künftig auch die Stadtteile in das Kinderfest miteinzubeziehen, ist die Stadtentwicklungskonzeption, in der neben vielem anderem die gesamtstädtische Identität als Ziel verankert ist. Als Kooperationspartner hat Gertrud Teller den Musikverein, der das Neckar- und Kinderfest veranstaltet. Momentan ist sie aber auch viel unterwegs: Sie will alle Kindergärten und Schulen im Stadtgebiet besuchen. Teils ist das schon geschehen, bis Weihnachten will sie ihre Runde beendet haben. "Das kann man nicht per E-Mail oder Brief machen", erklärt sie.

Das Kinderfest wird nach wie vor auf dem Wöhrd stattfinden. Die Stadt wolle 500 bis 600 Kinder einladen, sowohl aus der Kernstadt als auch aus den Ortsteilen. Mehr geht nicht: Die Kapazität auf dem Wöhrd ist beschränkt. Was bleibt, ist das Programm mit Kinderumzug und Darbietungen auf der Bühne, künftig aber zu einem gemeinsamen Thema. Für 2015 steht es schon fest: Das Motto lautet 1225 Jahre Sulzer Geschichte(n). Ritter, Burgruine Albeck, Römer, Stadtbrand – Bezugspunkte zu diesem Motto gäbe es genug. Gertrud Teller ist überzeugt: "Das fördert die städtische Identität." Das Kinderfest-Motto soll von Jahr zu Jahr wechseln, und es muss auch nicht immer von der Stadt vorgegeben werden.

Wenn sie ihre Tour zu den Einrichtungen beendet hat, wird das Kinderfest gewissermaßen ausgeschrieben. Die Kindergärten und Schulen werden gebeten, bis März mitzuteilen, ob sie an der Traditionsveranstaltung teilnehmen wollen. Sie sollen in der Rückantwort auch die Zahl der Kinder angeben und eventuelle Vorschläge notieren.

Eine Verpflichtung zur Teilnahme gebe es nicht, betonte Gertrud Teller. Andererseits sind die Kernstadt-Einrichtungen nicht mehr "gesetzt". Sie müssen sich wie die Kindergärten und Grundschulen in den Ortsteilen bewerben. Der Wegfall der Teilnahmepflicht könnte für die Sulzer Kindergärten allerdings auch eine Entlastung sein, sich nicht jedes Jahr mit größerem Aufwand auf das Fest vorbereiten zu müssen, meint die Stadtjugendpflegerin. Sie selber scheut für die Neukonzeption keine Mühen, zumal sie überzeugt ist, dass sich die Anstrengungen lohnen. Die bisherigen Gespräche mit den Erzieherinnen seien "offen und konstruktiv" gewesen.

Neben dem neuen Konzept fürs Kinderfest will Gertrud Teller die offene Jugendarbeit noch mehr gesamtstädtisch ausrichten. Am Donnerstag war sie zu Besuch im Bergfelder Ortschaftsrat, wo außerhalb der Vereine und der Kirche keine Jugendarbeit stattfindet. "Was braucht’s?", wollte das Gremium von der Stadtjugendpflegerin wissen. Mit dem Bauwagen bei der Schuppenkolonie hat’s nicht funktioniert, ein Container im Gewerbegebiet ist allenfalls für eine Clique eine vorübergehende Lösung. Für Jugendliche ab 16 Jahren werde ein fester Platz beziehungsweise ein Raum benötigt, machte Gertrud Teller den Räten klar. Der nächste Schritt müsste daher in Bergfelden die Überlegung sein, wo man einen Jugendclub einrichten könnte. Der Ortschaftsrat war sich einig, dass hierfür nur ein städtischer Raum in Frage kommt.

"Einen schönen Raum" hat Gertrud Teller in Bergfelden schon im Blick für ein Kinder-Angebot. Für die Acht bis Zwölfjährigen möchte sie in Kooperation mit der Grundschule einen wöchentlichen Treff im Obergeschoss des Bergfelder Rathauses einrichten. "Das wird so gestaltet, wie es zur Schule passt", erklärte sie den Räten. Vor allem aber beruht das Angebot auf Freiwilligkeit. Auf dem Programm stehen lesen, spielen und lernen. Eine Technikerin im Ruhestand aus Hopfau würde die Kinder betreuen.

Das ist nicht das einzige Projekt: Im Schülercafé in Sulz startet ab Februar 2015 eine Natur- und Garten-AG. Eine Leiterin hat die Stadtjugendpflegerin dafür ebenfalls schon gefunden. Dieses Vorhaben sei vernetzt mit der Grund- und Werkrealschule. Gertrud Teller sieht sich hier in der Rolle als Bildungspartnerin. Die offene Jugendarbeit möchte sie noch mehr in diese Richtung entwickeln.