Bei den Proben zu »Schwabenkinder« beeindrucken die Jugendlichen mit ihrem Spiel. Foto: Danner

Aufführung des Stücks ist am 19. April in der Sulzer Stadthalle. Jugendliche zeigen bei Proben viel Ernsthaftigkeit.

Sulz - Es ist mucksmäuschenstill in der Stadthalle. Bedrückend finster ist es auch. Da erhellt ein Scheinwerfer die jungen Schauspieler, die sich am Bühnenrand zusammengestellt haben. Hermann Schupp spielt auf seiner Gitarre ein Lied – ein melancholisches Lied. Die Jungen und Mädchen stimmen mit ihrem Gesang ein. Sie erzählen die traurige Geschichte der "Schwabenkinder" – und treiben jenen, die bei der Probe des neues Stücks des Theaterclubs im dunklen Zuschauerraum sitzen, mit ihrem eindrucksvollen Spiel fast die Tränen in die Augen.

Das Stück handelt von den sogenannten "Schwabenkindern", die im Alter von sechs bis 15 Jahren bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts von ihren bettelarmen Eltern über die Alpen in den Bodenseeraum geschickt wurden. Dort mussten sie, weit weg von ihrer Heimat und allem Vertrauten, vom Frühjahr bis zum Herbst bei Bauern der Gegend arbeiten, um ihre Eltern finanziell zu entlasten, berichtet die Regisseurin Ursula Weber.

Die Theatergruppe hat viele Quellen erforscht und stellt nun in Szenen dar, wie es einzelnen "Schwabengängern" erging. Impuls dazu erhielten die Akteure aus dem Gemeindearchiv Nenzing, aus dem Museum Wolfegg, aus der Theaterfassung "Schwabenkinder" von Xaver Ott und dem Bericht "Die Schwabenkinder" von Regina Lampert. Daneben gibt es in der Szenenfolge auch immer wieder dokumentarische Berichte aus den Chroniken der Zeit.

Diesen Stoff habe man ausgesucht, weil er auf einem geschichtlichen Hintergrund beruht und weil die Migrations- und Flüchtlingsthematik auch heute wieder sehr aktuell ist, sagt die Regisseurin. Ziel des Projekts ist es, die historischen Berichte in einer geeigneten Theaterform zu präsentieren und den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, selbst Parallelen zu aktuellen Geschehnissen zu ziehen.

Licht und Musik sind dabei wichtige Stilmittel. Sie vermitteln einen bedrückenden Eindruck der Einzelschicksale, die von den jungen Schauspielern mit viel Ernsthaftigkeit dargestellt werden.

Zwischen den Szenen versteht es Regisseurin Ursula Weber, wieder einmal den aktuellen Bezug herzustellen. Gerade das macht die von ihr inszenierten Stücke wohl auch für die Jugend so interessant. Die Darsteller lassen eigene Kommentare aus heutiger Sicht einfließen.

Die Jugendgruppe des Theaterclubs lädt zu "Schwabenkinder" (ein Stück ab zehn Jahren) am Sonntag, 19. April, 17 Uhr, in die Stadthalle im Backsteinbau ein. Der Eintritt ist frei, über eine Spende freuen sich die Jugendlichen. Platzreservierung unter Telefon 07454/48 67.

 Mitwirkende sind: Vanessa Huber, Sedef Tüfekci, Dorothea Walter (Mutter), Anna Kienzle, Lasse Eyrich, Sarah Steeb, Janina Schäfenacker und Leonie Wohanka (Musikeinspielung und Rahmentexte); Zither: Brigitte Gaiser; Chorleitung: Hermann Schupp; Bildeinspielung und Effekte: Norbert Weber; Licht: Max Schwab; Kostüme: Renate Saur; Regie: Ursula Weber.