Der Sindelfinger Künstler Joachim Kupke hat "Kate Moss in Delft" gemalt. Er stellt von Samstag an im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt aus. Foto: Steinmetz

Sindelfinger Künstler weiß, wie Pop-Art und die altmeisterliche Kunst zusammen passen. Vernissage ist am Samstag.

Sulz-Glatt - Wie passt Pop-Art und die altmeisterliche Kunst eines Jan Vermeers zusammen? Eigentlich gar nicht. Aber Joachim Kupke hat keine Probleme, fast 400 Jahre Zeitdistanz in einem Bild unterzubringen: beispielsweise Top-Model Kate Moss im niederländischen Delft des Barockmalers Vermeer.

Kupke stellt ab dem kommenden Wochenende im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt Ölbilder und Zeichnungen aus. Was ihn gleich beeindruckt hat, war der Fürstensaal mit seinem Stuck und der Tapete, die bei Ausstellungen normalerweise zugestellt ist. Diese Wand bleibt frei von Bildern. "Ich will den Raum nicht vergewaltigen", meint Kupke.

Seine ältesten Bilder sind aus den frühen 1970er-Jahren, die jüngsten entstanden in diesem Jahr. Des Künstlers Neigung zur Skurrilität und Ironie ist in seinem Werk unverkennbar. Was ist original, was Kopie oder Fälschung? Dies Fragen darf man sich schon stellen. Kupke verfremdet und zitiert. Er nimmt Ideallandschaften aus der romantischen und altdeutschen Malerei als Hintergrund. In den Vordergrund spannt er beispielsweise ein Seil und lässt einen Mann, der gerade darüber balanciert ist, durch eine Tür verschwinden. Aus einem Werbeprospekt für Polstermöbel hat er das auf einem Sofa sitzende "Kläuschen" entnommen. Als Hintergrund dient ihm hier eine Ruinenlandschaft des venezianischen Malers Canaletto aus dem 18. Jahrhundert.

Kupke kennt keine Skrupel. Er geht noch einen Schritt weiter und erwirbt Drucke von Künstlern, um sie zu verändern. Er nennt das auch Korrekturen oder Verbesserungen.

Die zeitgenössischen Künstler, von denen die Grafiken stammen, wissen davon nichts. Jedenfalls hätten sie sich noch nicht beklagt, sagt Kupke. Ihm gehe es um die Untersuchung des Originals und der Originalität, die gerade in der modernen Kunst wichtig geworden sei. In der klassischen Kunst, erklärt Kupke, sei es vor allem darum gegangen, gut malen zu können.

Keine Frage: Kupke kann gut, ja meisterlich malen – nahezu fotorealistisch wie die rot-geschminkten Lippen von Naomi Campbell. Auch hier geht der Künstler der Frage nach, wo hinter der Schönheit das Original steckt.

Nicht schaden kann es, wenn man beim Besuch der Ausstellung kunstgeschichtliches Wissen mitbringt. Das dient dem Verständnis der Bilder. Kupke hat eine Vorliebe für Kombinationen und Verschachtelungen. Das bezeichnet er als sein "Privatvergnügen". Doch eigentlich, sagt er, könne man seine Bilder auch ohne kunsthistorische Erklärungen betrachten.

Joachim Kupke ist 1947 in Sindelfingen geboren. Er studierte ab 1965 zunächst an der Werkkunstschule Merz in Stuttgart, anschließend bis 1972 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Seit 1972 ist er, nach einem einjährigen Aufenthalt in den USA, freischaffend tätig und seit 1980 auch Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg.

Die Ausstellung "Malerei und Zeichnungen", organisiert von Norbert Stockhus, wird am Samstag, 30 August, um 18 Uhr im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt eröffnet. Museumsleiter Cajetan Schaub begrüßt. Barbara Bergmann, Direktorin des Schauwerks Sindelfingen, hält die Einführung. Die Ausstellung ist bis 5. Oktober dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Joachim Kupke, der auch Musiker ist, gibt am Samstag, 13. September, ab 20 Uhr mit seiner Band ifyouwantedto im Innenhof des Glatter Schlosses ein Freiluft-Konzert. Am Sonntag, 28. September, ist um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung mit Otto Pannewitz, Leiter der Galerie der Stadt Sindelfingen, und dem Künstler.