Georg Stoll (links) und Hans-Werner Gundermann haben viele Orte gesehen. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommerurlaub: Zwei Senioren erinnern sich an ihre schönsten Reisen / Weltenbummler und Heimatliebender

Es gibt Sommer, die vergisst man nie. Auch Georg Stoll (70) und Hans-Werner Gundermann (88) aus dem Haus der Betreuung und Pflege Am Stockenberg haben solche erlebt und zehren noch jetzt von der Erinnerung daran.

Sulz. Georg Stoll wird nie vergessen, wie er einst mit zwei Kameraden in einem VW Bus ans Nordkap gefahren ist. Damals war er 25 Jahre alt. Es ging an der Fjordküste entlang, und Stoll konnte sich den Wind um die Nasen pusten lassen. Auf der Reise wurde später auch ein Abstecher nach St. Pauli gemacht. "Mensch haben wir da gefeiert", erinnert sich der 70-Jährige, der ursprünglich aus Rosenfeld kommt, mittlerweile aber im Haus der Betreuung und Pflege Am Stockenberg wohnt.

Wie die Vagabunden

"Im Endeffekt ist es egal, wo man ist. Hauptsache weg", sagt er. Die Vorbereitungen auf eine Reise seien für ihn oft fast genauso spannend gewesen wie die Reise selbst – ob es jetzt nach Spanien ging oder in den Norden. "Ich bin eigentlich mehr der spontane Typ, aber ganz ohne Planung geht es nicht", weiß er. "Jetzt habe ich das ganze Jahr Urlaub", sagt er lachend und prostet Gundermann mit seinem kühlen Getränk zu.

Seinen letzten Urlaub hat er am Schwarzen Meer verbracht. Von Rumänien ging es nach Bulgarien. "Dann wollten wir mit dem Schiff durch die Ägäis nach Athen, aber die Türken haben den Krieg um Zypern angefangen", weiß er noch.

Spontan hätten sie dann ihre Route abgeändert und seien mit dem Auto ein paar Tage an den Balaton nach Ungarn gefahren. Auch ein Abstecher nach Budapest und später ins österreichische Wien sei dabei gewesen.

Wie die Vagabunden seien sie gereist. Hätte es keine Pension gegeben, sei eben das Zelt aufgeschlagen worden. "Wenn die Zeit dafür nicht reichte, tat es auch mal der Liegesitz im Opel Manta", meint Stoll schmunzelnd.

Sorge um ihr Wohl hatten sie keine. Nur einen Verlust gab es zu beklagen: "Am Balkan haben sie uns den linken Scheibenwischer gestohlen", erzählt Stoll. Das sei ihnen aber erst aufgefallen, nachdem es zu regnen begonnen hatte und der Fahrer nichts mehr gesehen hätte. "Dann haben wir den rechten eben nach links ummontiert", sagt Stoll in seiner gewohnt lockeren Manier. "Wir waren heute hier, morgen da. Hauptsache ich hatte meine Gitarre und meine Mundharmonika dabei", meint Stoll selig. Auch heute macht er viel Musik.

Eher unmusikalisch ist dagegen Hans-Werner Gundermann, doch auch er hört sie sich gerne an. Große Auslandsreisen hat er nie gemacht. "Dazu fehlte damals das Geld", sagt er. Stattdessen sei er mit seiner Frau aber viel gewandert. Da ging es in den Bayerischen Wald, in die Lüneburger Heide oder nach Sylt.

Heimat kann überall sein

Weil sein Vater Berufssoldat war und oft versetzt wurde, musste Gundermann zehnmal die Schule wechseln und lernen, dass sein Zuhause überall sein kann. Einmal sei er in Holland gewesen. Mit der Hitlerjugend habe es außerdem viele Zeltausflüge gegeben. "Bleib im Lande und nähr’ dich redlich" sei immer sein Motto gewesen, meint der Oldenburger. In Deutschland habe er so viele schöne Gegenden gesehen, dass er sie gar nicht in Worte fassen könne.

Stoll verbringt den Sommer mit seinen Kindern im Bregenzer Wald, während Gundermann die heißen Temperaturen in Sulz genießt. Wie früher muss er nicht weit weg gehen, um sich zu entspannen.