Die Bauder-Kantorei mit Erika Rieder und Solisten zeichnet ein unterhaltsames Bild vom Leben Martin Luthers mit seiner Frau Katharina. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Bauder-Kantorei entführt in die Zeit des Reformators und seiner Frau vor 500 Jahren

Ein anspruchsvolles Konzert hat die Bauder-Kantorei unter Leitung von Erika Rieder in der evangelischen Stadtkirche geboten. Zu überzeugen wussten dabei auch Solisten.

Sulz. Die etwa 70 Besucher erlebten am Sonntagabend einen abwechslungsreichen Abend mit Chorgesang, Liedern und Solotheater. Unter der Leitung von Erika Rieder präsentierten die Bauder-Kantorei, Rezitatorin Monika Bugalla sowie die Instrumentalistinnen Gertrud Staub und Silvia Teixeira-Christen am Aktionstag "Rad und Kunst" "Musik und Wort im Hause Luther" zum Reformationsjubiläum. Durchgängiges Thema des über eineinhalbstündigen Konzerts war die spannungsgeladene Ehe Martin Luthers. In dichtem Fluss aus Wort und Musik wurde das ungewöhnliche Schicksal der Katharina von Bora, Luthers Frau, musikalisch und textlich beleuchtet. Dazu gehörten ausgewählte Choräle, Psalmlieder und Hymnen aus der Feder Luthers wie "Ein feste Burg", "Nun freut euch liebe Christen g’mein" oder "Non Moriar Sed Vivam".

"Eine Zeitreise 500 Jahre zurück", kündigte Monika Bugalla, die in die Rolle der Katharina schlüpfte und zudem den Abend moderierte, an. Mit fröhlicher Renaissancemusik begrüßte das mittelalterlich gewandete Duo "Zwei Edele Frouwen", Gertrud Staub und Silvia Teixeira-Christen, die Gäste. "Unsere Musik klang ganz anders", erklärte die Moderatorin, alias Katharina von Bora dann auch gleich. Schließlich habe die Nonne Katharina bis zu ihrem 23. Lebensjahr hinter Klostermauern gelebt. Diese Lebensphase untermalte der Chor mit einem gregorianischen "Credo", wobei der Reiz in den Stimmfarben der männlichen Sänger lag. Die Geschichte der Katharina, die aus dem Kloster floh und nach Wittenberg kam, erzählte Monika Bugalla zwischen den Chorliedern. Im Zusammenklang mit den instrumentalen Renaissancemelodien entstand ein reizvolles Ganzes. Bei bekannten Liedern durften die Besucher mitsingen.

Mit Hans Leo Hasslers "Nun fanget an, ein guts Liedlein zu singen" und dem Luthertext "Die beste Zeit im Jahr ist mein" setzte der Chor die Szene musikalisch um, als erstmals "Lieder voller Heiterkeit und vor allem auf Deutsch erklangen", so die Moderatorin. 24 Lieder hatte Luther im Jahr 1521 selbst geschrieben. "Diese wurden zur Kraftquelle einer neuen Bewegung", wusste "Katharina" zu erzählen.

Monika Bugalla stellte mit Witz und Leidenschaft die Liebesbeziehung zwischen Katharina und Martin Luther dar. Im Dialog mit ihrem Mann, symbolisiert durch einen Tisch mit leeren Stühlen, führte sie als Katharina von Bora so in das Wittenberg von 1524. Bugallas Darstellung von Armut, Keuschheit und Gehorsam im Hause Luther ließ erahnen, dass für Katharina das Zusammenleben mit ihrem Mann nicht immer leicht war. Mit frischen Texten, dem Liebeslied "Mit Lieb bin ich umfangen" oder Johann Walters "All Morgen ist ganz frisch und neu" wurden Katharinas Botschaften ins rechte Licht gerückt. Auch Lieder von Heinrich Schütz, Christian Lahusen und Antonio Scandello trug die Kantorei vor und zeigte dabei die Breite ihres Könnens. Erika Rieder begleitete souverän am Klavier. Wunderbar gelang es den Akteuren einen humorvollem Blick auf den Reformator und eine befreite Frau, die ihr Leben selbst gestaltet, zu werfen. Die Zuhörer honorierten das Engagement mit viel Applaus.