Der Theaterclub probt für das Dürrenmatt-Stück "Besuch der alten Dame". Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Theaterclub Sulz studiert den "Besuch der alten Dame" ein / Dürrenmatt-Klassiker feiert am 9. Mai Premiere

Von Petra Haubold

Sulz. Eine schwarze Kiste steht am Ende auf der Bühne. In ihr ruhen alle Hoffnungen der Bürger auf ein besseres Leben. Denn die Kiste ist ein Sarg und wartet anspruchslos auf den Toten, der dem Grenzstädtchen Güllen zu Reichtum verhelfen soll. Die Laienschauspieler mit Ursula Weber hatten eine überaus beeindruckende Durchlaufprobe der Tragikomödie bestanden.

Den Darstellern im Alter von elf bis 70 Jahren gelingt es in ihrem Spiel, eine Atmosphäre von Neugier, Erwartung und Spannung bis hin zu einer belastenden Beklemmung zu schaffen. Die Charaktere der Bewohner von Güllen erscheinen gut realisiert.

Die reich gewordene Claire Zachanassian, einst bekannt als Klara, kehrt nach vielen Jahren in ihre Heimat Güllen zurück und macht dort ein verlockendes Angebot. Eine ganze Milliarde für die Stadt Güllen gegen den Mord an dem, der ihr Unrecht antat. Dürrenmatts "alte Dame" ist kalt und egozentrisch, sie scheint zunächst nur von Rache getrieben. Sie spielt ein Spiel mit den Bürgern Güllens, liefert einen Schachzug nach dem anderen, bis sie ihr Ziel erreicht.

Seit einem Dreivierteljahr proben die Darsteller für das Stück. Die jugendliche Celina Friedrichson spielt hier die Rolle der Klara, die in Schande ihre Heimat verlassen musste. Sie beherrscht ihre Rolle, trägt Macht und Moral zur Schau. Ferner verkörpert Mark Hauser den Kaufmann Alfred Ill, über dessen Unaufrichtigkeit schon viele Jahrzehnte ins Land gegangen sind, anschaulich. Er durchlebt Angst und Schuldgefühle aufgrund eines Fehlers, den er als junger Mann begangen hat. Der Bürgermeister, gespielt von Marcel Prügel, der sich mehr als beflissen für seine Gemeinde engagiert und auch die blitzgescheite Studiendirektorin (Kira Henn) zeigen trotz der dem Stück anhaftender Tragik Lebensfreude und Tatkraft. Dazu gesellen sich die scheinheilige Pfarrerin (Jessica Schiller), der Richter und die Polizistin, die das Recht vertreten sollen, sowie die gewiefte Tochter des Kaufmanns, gespielt von Gamze Cebeci.

Schuld und Sühne, Vergebung und Versuchung durchziehen das Geschehen, das den Schauspielern einiges an Improvisationskunst abverlangt.

Geprobt wurde zunächst im Foyer der Halle, denn das Stück beginnt auf dem Güllener Bahnhof. Aus den Gesprächen der wartenden Bürger erfahren die Zuschauer, wie arm die Gemeinde ist. Erheiternde Szene, wie etwa Claire und Alfred als Jungverliebte, das Auftauchen der beiden blinden Buben oder eine Autofahrt mit der Familie Ill unterhalten genauso wie die exaltierten Journalistinnen am Ende des Stücks.

"Das Stück haben sich die Abiturientinnen selbst ausgesucht", sagt Regisseurin Ursula Weber. Gemeinsam mit Spielern aus anderen Gruppen wagten sie sich dann an die Umsetzung. Eine ganz eigenständige Aufführung des Stücks sei hier entstanden. "Wir haben uns von allem Gängigen gelöst, und die Interpretation ist wirklich die der jungen Leute, die einen ganz eigenen Spielstil entwickelt haben", betont Ursula Weber. "Ihr habt das toll durchgezogen, ihr wart richtig gut", lobt sie dann auch nach gut eineinhalb Stunden Probearbeit, wobei die Gruppe sich hoch motiviert zeigt. Die Regisseurin weiß genau: "Das kriegen wir hin, das wird richtig gut." Einen Gastauftritt hat auch ein Chor mit Leiter Hermann Schupp. Skurriles und Groteskes werden in Klang unterlegt, etwa mit dem Spider-Murphy-Song im umgesetzten "Skandal um Klara" oder dem Abschiedsmarsch "Muss I denn zum Städtele hinaus".

Man darf also gespannt sein. Das Stück beginnt am 9. Mai um 20 Uhr in der Stadthalle im Backsteinbau. Der Eintritt ist frei.