Steffen Kern Foto: Schwarzwälder-Bote

Steffen Kern bezieht Stellung zu Gender-Mainstream / Andere für deren sexuelle Orientierung nicht verurteilen

Von Wolfgang Lehrke

Sulz. Alle Stühle im Sulzer evangelischen Gemeindehaus waren besetzt, als der Pfarrer und Journalist Steffen Kern aus Walddorf-Häslach seine Zuhörer bei der "Api-Summernight" mitnahm auf eine Reise in die Gender-Welt.

Dabei wollte der Vorsitzende des evangelischen Gemeinschaftsverbands in Württemberg – die Apis – seinen Zuhörer an diesem Abend Impulse zur Orientierung und Gelassenheit vermitteln. Trotz des provokanten Themas "Vater, Mutter, Kinder – oder der Gender-Wahn" vermied der Referent zu polarisieren, zeigte aber klare Kante in der laufenden Diskussion um die Geschlechtergerechtigkeit, den Umgang mit Homosexuellen und den Ruf nach der "Ehe für alle".

Kern ging zuerst auf die biblisch-reformatorischen Grundlagen zum Thema Ehe ein: Der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen und dabei als Gegenüber Gottes, als dessen Ebenbild. Darüber hinaus nahm Kern Bezug auf verschiedene Bibelstellen und leitete für sich persönlich als Konsequenz ein klares Nein zur "Ehe für alle" ab, weil nicht gleichgemacht werden dürfe, was nicht gleich sei.

Dabei nahm der Pfarrer zur Gender-Diskussion und dem Gender-Mainstreaming Stellung. Die Unterscheidung zwischen "Gender" als sozialem und "Sex" als biologischem Geschlecht sei durchaus sinnvoll, doch der Gender-Mainstream belasse es nicht bei den Unterschieden, sondern wolle deren Auflösung. In gewisser Weise rede der Gender-Mainstream dem Konstruktivismus das Wort, also: "Ich entscheide, was ich sein will." Dadurch würde ein vollkommen neues Menschenbild entstehen. Der Mensch sei nicht mehr geschaffen, seine Identität nicht von Gott geschenkt, sondern der Mensch schaffe sich selbst, entwickelt sich – vielleicht zum Mann oder zur Frau. Das entspreche aber nicht dem christlichen Menschenbild.

Und Kern zeigte sich darüber verwundert, dass das in der Landesverfassung und dem Grundgesetz verankerte "christliche Menschenbild" ganz offensichtlich zur Disposition gestellt werde.

In der öffentlichen Diskussion über das Gender-Mainstreaming stellte der Api-Vorsitzende drei Ebenen fest. Zum einen die ideologische. Hier prallen das christliche Menschenbild und dessen beabsichtigte Auflösung aufeinander. Aus der Polarität der Geschlechtlichkeit, also deren Unterschiedlichkeit, werde in ideologischer Verfremdung die Selbstentwicklung zu einem neuen Menschen. Da müsse deutlich Widerspruch erhoben werden.

Zum anderen würden auf der politisch-pragmatischen Ebene die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Auswirkung von Entscheidungen auf Männer und Frauen gleichermaßen gefordert. Dem sei nicht zu widersprechen. Doch der Begriffswirrwarr erschwere hier oft eine sachliche Diskussion. Auf der dritten Ebene, der zwischenmenschlichen, müsse sich jeder fragen lassen: "Wie begegne ich meinem Nächsten?" Es dürfe nie ums Verurteilen gehen, weil jeder Christ wisse, dass "wir alle Sünder sind". Kern forderte Respekt gegenüber der jeweiligen sexuellen Orientierung des anderen.

In der abschließenden, regen Aussprache stellte Kern nochmals klar, dass Ehe für ihn ein exklusiver Begriff sei, vorbehalten für das Bündnis eines Mannes und einer Frau. Die Unterschiede zu Lebenspartnerschaften müssten klar formuliert werden. Ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partnerschaften lehnte er ab. Auch den Bildungsplan der grün-roten Landesregierung und deren Aktionsplan zur Gleichstellung sexueller Minderheiten betrachtete Kern in der Diskussion kritisch.