Herwart Kopp stellt die einzelnen Zeitzeugnisse vor. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Herwart Kopp eröffnet Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Holzhauser Archiv / 140 Exponate von 33 Leihgebern

Von Ingrid Vögele

Sulz-Holzhausen. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Von 76 Kriegsteilnehmern kehrten zwölf nicht mehr heim, alles vermerkt in einer Chronik mit dem Titel "Das Eiserne Buch der Gemeinde Holzhausen". Diese zunächst sachliche Feststellung wird durch die Ausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg – Gegen das Vergessen – Für gemeinsames Gedenken" in den Blick des Menschlichen gerückt.

Herwart Kopp und seinem Archiv-Team Michael Schneider, Hans-Martin Schick und Jochen Deibler ist es ein Anliegen, mit diesem Buch sowie Akten, Erinnerungsstücken, Gegenständen und Bilddokumenten menschliche und ganz persönliche Einzelschicksale bewusst zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Insgesamt umfasst die Ausstellung 140 Exponate von 33 Leihgebern.

Ortsvorsteher Lutz Strobel beschrieb den Ersten Weltkrieg als "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, die bereits den Keim zum Zweiten Weltkriegs in sich trug", beruhend auf einer Fehleinschätzung. Er dankte den Leihgebern und dem Team "für den Aufwand und die Eindrücke, die man mitnimmt", und es freue ihn, "dass es die Ausstellung gibt".

Herwart Kopp nahm die zahlreichen Besucher mit zu den einzelnen Stationen, beginnend mit den Kriegsopfern in der Heimat und weltweit. Die ganze Tragik empfindet man beispielsweise durch einen Brief, den die Familie Schneckenburger aus Bergfelden vom Vorgesetzten ihres Sohnes Jakob erhielt. In persönlichen Worten teilte er ihnen dessen Tod mit und beschrieb noch sein Grab. Nachdenklich stimmt auch der Brief eines russischen Kriegsgefangenen, der auf einen Heimtransport hofft oder das Entsetzen eines Heimkehrers, der für tot erklärt worden war. Presseberichte aus der Sulzer Chronik, Orden, eine Uniform, eine Postkarte aus Birkenrinde, Geldscheine, Oberndorfer Notgeld, die Geschichte der Mauser-Werke und sogar noch ein Blindgänger, alles war von Interesse. Originalliteratur liegt zum Blättern, Suchen und Finden aus. Die politische Konstellation zu Kriegsbeginn und anfängliche Begeisterung wurden dokumentiert. Umfangreiches Karten- und Bildmaterial zeigen die Ausweitung zum Weltkrieg, das Kriegsende und der Beginn der Demokratie. Ins Auge sticht eine Meldung vom 2. Oktober 2010 nach der, nach 92 Jahren, die letzte Kriegsrate bezahlt worden war. Kriegstechnik und Zivilleben runden die gründlich recherchierte Ausstellung ab. Und wie vor 100 Jahren gab es beim Stehempfang Schmalzbrot und Most.

Weitere Informationen: Die Ausstellung ist geöffnet am 4., 6., 11., 13., 18. und 25. August jeweils ab 19 Uhr.