Begeistert von der Vision der Ökumene sind Günter Lebold mit seinem Kistenbass (Pfaffenweiler), Tobias Haas (Wernau), Ulrich Müller-Elsasser (Schwäbisch Hall) und Urs Thiel (Sulz) Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenkabarett: Maulflaschen laufen in Bergfelden zur Hochform auf / Mit Witz und Selbstkritik

Der Abend war mehr als "frisch, fromm, fröhlich", wie Pfarrer Oliver Velm in seiner Begrüßung versprach. Es war genial, was die "Maulflaschen" boten, die auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde in der Bergfelder Kirche gastierten.

Sulz-Bergfelden. "Verkehrt bekehrt" – unter diesem Motto präsentierten die fünf Männer, allesamt aus dem süddeutschen Raum, ein zweieinhalb stündiges, rasantes Programm. Ein Feuerwerk an geistreichem Witz, spritzigem Humor, eingestreutem Klamauk, aber auch Selbstkritik mit Ecken und Kanten wurde gezündet. Auf feinem Porzellan serviert, konnten die Besucher in der vollen Remigiuskirche glänzende musikalische und szenische Unterhaltung genießen, ohne derbe Dellen oder banale Gebrauchsspuren.

Als wahres organisatorisches und beratendes Multitalent erwies sich immer wieder der Pfarrsekretär, war er doch für die Kuchenordnung beim Gemeindefest genauso zuständig wie für die Taufe der Analessia Chantal am Montag im Hallenbad beim Warmbadetag durch den Bischof.

Große Themen, immer musikalisch vorbereitet, wie etwa die Kandidatensuche für die Kirchengemeinderatswahl, immer weniger Gottesdienstbesucher, akuter Priestermangel oder die erschreckende Unwissenheit in Glaubensfragen bei Firmlingen und Konfirmanden wurden angegangen, ergründet und pointenreich aufgearbeitet, die trotz aller Heiterkeit auch zum Nachdenken anregten.

Nach der Pause erlebten die Besucher überzeugend rockig die Wandlung beim Gottesdienst als eine Handlung. Entsprechend dem Kalender legte sich der Finger auch auf Aktivitäten zum Reformationstag. Ein Sabotagequartett plante ein Gegensturmläuten und den Austausch der hölzernen Lutherfigur gegen eine Marienfigur auf dem Sulzer Marktplatz. Visionär und wie ein roter Faden zog sich das in Arbeit befindende erste ökumenische Gesangbuch durch, dessen Einführung im Jahr 2030 geplant sei. Das Aufschlagen und darin Blättern wurde vor jeder neuen Einheit gemeinsam geübt, um mit dem Inhalt vertraut zu werden. Die dortigen Lieder im Dreivierteltakt wurden mitgeschunkelt zur Freude der Besucher und der Künstler, die darin auch den Beweis sahen, dass die neue Form angenommen wird.

Für die modernen Friedens- und Segenslieder standen die Stilikone Lady Gaga und Popstar Helene Fischer Pate, damit auch die Generation Ü 80 atemlos "Sorgenlos" mitsingen könne. "Ich mach Mission" – der Sternsingerrap in Jugendsprache ließ nochmals zur Höchstform auflaufen, hervorragend in Mimik, Gestik und Körpersprache vorgetragen.

Für die Ökumene, die gut tue, helfe nur noch beten und das Lied Nummer 1001, dass sie wahr werde. Donnernder Applaus belohnte die Künstler. Als Tonmeister fungierte Herrmann Schupp.