Die Fischinger Ortschaftsratsstizung ist wegen des brisanten Themas Geruchsbelästigung ins katholische Gemeindehaus verlegt worden. Vertreter des Gewerbeaufsichtsamts, Thomas Kammerer und Edgar Griesser (Mitte von rechts) sowie Bernd Kaltenbach, Eberhard Ludwig vom Planungsbüro der Firma, Walter Maier vom TÜV und Armin Kaltenbach (rechts am Tisch von links) stehen den Ortschaftsräten und Besuchern Rede und Antwort auf brennende Fragen. Foto: Steinmetz

Klagen über Brechreiz und Atemnot. Armin Kaltenbach: "Nicht alles kommt von uns."

Sulz-Fischingen - Die Messergebnisse an der Asphaltmischanlage auf dem Steinbruchgelände der Firma Kaltenbach passen einfach nicht mit dem Geruchsempfinden der Schlossberg-Bewohner in Fischingen zusammen. Der TÜV-Prüfer bescheinigt dem Unternehmen, dass die Grenzwerte für Schadstoffe und Gerüche deutlich unterschritten werden.

Besucher der Ortschaftsratssitzung sprachen am Mittwochabend andererseits von erheblichen Belästigungen durch Gerüche. Rolf Müller, als Chemiker durchaus einiges gewohnt, sagte, er habe draußen einen Brechreiz verspürt.

Eine Frau klagte über Atembeschwerden im Haus: "Da kann man nicht sagen, es gibt keine Gesundheitsschädigungen", kommentierte sie die Aussage des Experten Walter Maier vom TÜV, dass Gerüche zwar Belästigungen, aber keine Gesundheitsgefährdung darstellten.

Die Geruchsbelästigungen seien unterschiedlich, berichtete Stadtrat Ralf Kreher. Morgens um 4 Uhr habe es schon gestunken – "es war brutal". Für ihn besteht kein Zweifel, dass der Geruch auf die Asphaltmischanlage zurückzuführen ist. "Von Berechnungen halte ich nichts", fügte er hinzu.

Zu unterschiedlichen Zeiten

Der Gestank tritt nach den Aussagen am Mittwochabend zu verschiedenen Tageszeiten auf, aber offenbar erst seit zwei bis drei Jahren und damit nach der Teilerneuerung der Asphaltmischanlage. Geschäftsführer Armin Kaltenbach teilte mit, dass die Leistung der Anlage nun höher sei. Doch auch davor habe es gerochen. Kaltenbach: "Eine Asphaltmischanlage ist kein konfliktfreies Produkt." Man werde es nicht hinbekommen, dass man nichts mehr rieche.

Das Gewerbeaufsichtsamt konnte an der Anlage jedenfalls nichts beanstanden, außer, dass der Kamin erhöht werden sollte. Eine Restbelastung bleibe, meinte Edgar Griesser, Leiter des Bau-, Naturschutz und Gewerbeaufsichtsamts im Landratsamt Rottweil. Das Empfinden von Gerüchen werde von Person zu Person unterschiedlich empfunden, erklärte er die drastisch geschilderten Wahrnehmungen.

Gestank aus Sulz?

Die Frage stellte sich aber auch, ob die Geruchsbelästigungen ausschließlich auf die Firma Kaltenbach zurückzuführen sind. Ein Bürger sagte, er habe sich nachts um 2 Uhr belästigt gefühlt. Das ist eine Zeit, in der die Firma nicht produziert. "Das waren wir nicht", stellte Kaltenbach fest. Es habe Beschwerdemeldungen auch an Tagen gegeben, an denen kein Asphalt gemischt worden sei. Kaltenbach ist überzeugt: "Alles ist nicht von uns." So wurde spekuliert, ob die Belastungen womöglich aus Richtung Sulz kommen. Erwähnt wurde die Firma Industriebedarf, in deren Umgebung sich ebenfalls Anwohner beschwerten (wir berichteten).

Das Messverfahren sei fragwürdig, behauptete ein Betroffener. Seine Forderung: Es sollte an den Häusern gemessen werden. Das werde nicht gemacht, informierte Thomas Kammerer, Sachgebietsleiter des Gewerbeaufsichtsamts. Er hält dies nicht für zielführend. Das ließe keine Rückschlüsse auf den Verursacher zu. Beim Bürger könnten noch andere Emissionsquellen ursächlich sein. Griesser sieht ebenfalls keinen Sinn darin, dort zu messen, wo die Gerüche wahrgenommen werden. "Die Maßnahme ist nicht verhältnismäßig", betonte er. Die Werte seien zu geringfügig.

Walter Maier hatte zuvor erläutert, wie der TÜV bei den Untersuchungen vorgeht. Es werde unter anderem die Ausbreitung von Schadstoffen berechnet. Dafür gebe es Grenzwerte, aber nicht nur obere, sondern auch untere. Hier gelte die Belastung dann als unerheblich.

Nicht erheblich

Das scheint bei Kaltenbach der Fall zu sein. Die Ausbreitungsberechnung von Schadstoffen durch die Asphaltmischanlage habe ergeben, dass das "Irrelevanzkriterium" unterschritten werde.

Bei Gerüchen ist für die Beurteilung die Häufigkeit ausschlaggebend. Für ein Wohngebiet sind demnach zehn Prozent der Jahresstunden zumutbar. Die Firma Kaltenbach produziere jährlich 1400 Stunden. Der Prüfer legte vorsichtshalber 1800 Stunden seinen Berechnungen zugrunde. Lediglich zwischen einem und fünf Prozent seien Gerüche spürbar. "Das gilt nicht als erhebliche Geruchsbelästigung", so Maier.

Mehr als verlangt

Armin Kaltenbach verspricht sich von einer Erhöhung des Kamins um sechs (verlangt waren nur zwei) auf 38 Meter eine Verbesserung der Geruchssituation in Fischingen. Das soll so schnell wie möglich angegangen werden. "Eventuell bis Frühjahr könnte es klappen", kündigte er an. Das hänge aber von den Baufirmen ab.

Den Vorschlag aus dem Ortschaftsrat, Geruchsbelästigungen zu notieren, hält er für hilfreich. Ortsvorsteherin Rita Seitz würde die Meldungen sammeln. Das Gewerbeaufsichtsamt stellt Formblätter zur Verfügung. Damit könnte ermittelt werden, ob die Erhöhung des Schornsteins tatsächlich eine Verbesserung bringt.