Familien- und Lausbuben-Geschichten: Günter Neidinger erinnert sich. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Autor Günter Neidinger hat zwei neue Bücher geschrieben / Speziell entwickelt für Demenzpatienten

Von Ingrid Vögele

Sulz. Familienfeste werden oft durch Erinnerungen bunt und lebhaft. Gerne hören hier die Enkel den Schilderungen ihrer Großeltern und Eltern zu, schnappt man doch so einiges an Streichen und Begebenheiten auf, was sonst verschwiegen wird.

Günter Neidinger sammelte solche Erinnerungen in zwei neuen Büchern. Der Autor ist kein Unbekannter. Er wurde 1934 im badischen Bühl geboren, wuchs mit fünf Geschwistern auf und studierte an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2007 war er Lehrer, davon über 30 Jahre als Rektor an der Fischinger Grundschule. Seit 25 Jahren ist er als erfolgreicher Autor tätig.

"Eins, zwei, drei, vier, Eckstein..." ist der Titel seiner schönsten Lausbubengeschichten aus früheren Tagen. Sie zeigen in ganz kurzen Momentaufnahmen, wie die unfreundliche Nachbarin geärgert wurde, wie man mit einem selbstgebauten Floß den Bach hinunterfuhr oder ein Baumhaus gebaut wurde und die Leiter krachte. So richtig schmunzeln kann man bei der Vorstellung, wie an Weihnachten aus dem Rauchfass in der Kirche richtige Rauchschwaden emporstiegen, dank des Weihrauchs, der mit Tabak vermischt war.

"Kinder, Küche, tralala" beinhaltet "die schönsten Familiengeschichten aus früheren Tagen". Schon damals war das Aufräumen eine Strafe. Und Soße gab’s zu allen Speisen, kein Kartoffelsalat ohne Soße. Das Seifenkistenrennen war ein Höhepunkt, erst recht, als Opa damit in den Weiher fuhr. Die beiden Bücher, mit Experten entwickelt, sind speziell als Lese- und Vorlesegeschichten für Demenzpatienten gedacht. Es sind kurze, liebevolle Geschichten, in einfachen Sätzen geschrieben, für fünf Minuten Lesedauer und in Großschrift gedruckt.

Erinnerungen werden durch die lebendige Sprache geweckt, als ob man selbst dabei gewesen wäre. Altbekannte, typische Spiele wie "Verstecken" oder "Räuber und Gendarm", Kinderreime, wie auf dem Einband angedeutet, und Sprüche wie "aus Sachsen, wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen" wecken Aufmerksamkeit, aktivieren das Gedächtnis und regen zum Erzählen an.

Die Namen der Haustiere, beispielsweise Minka für die Katze, sind identisch, und selbst die Buchillustration entspricht der Malweise der früheren Schulzeit. Die Erinnerung wird wach.

Die Bücher erschienen im SingLiesel-Verlag Karlsruhe. Praktisch ist die ablösbare Folie auf der Rückseite des Buches mit Informationen zur Krankheit. Abgelöst können die Bücher ein Geschenk sein, ohne auf die Demenz aufmerksam zu machen.