Bürgermeister Gerd Hieber zieht Bilanz und gibt einen Ausblick für die nächsten Jahre. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeister Gerd Hieber zieht Bilanz über acht Jahre / Wenige Besucher, aber rege Diskussion

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Die Stimme ist angeschlagen, aber sie hält – noch: Eine Stunde lang redet Gerd Hieber, zieht Bilanz über seine vergangenen acht Jahre als Bürgermeister und gibt einen Ausblick. Das meiste hat er bereits bei der Bewerbervorstellung für die Bürgermeisterwahl am vergangen Montag in der Stadthalle gesagt. Vielleicht ist das der Grund, dass zu seinem Wahlkampftermin im "Bella Vita" in Sulz nur 13 Besucher kommen. Im Gegensatz zur offiziellen Bewerbervorstellung entwickelt sich aber ein reges Gespräch.

Zuvor ein "Spaziergang": Er führt von der sanierten Burgruine Albeck bis zu den Neckarwiesen. Viel ist in der bald abgelaufenen Legislaturperiode passiert im Bereich der Schulen und Hallen, auf der Breite mit dem Einkaufszentrum, in der Stadtmitte durch das Förderprogramm Soziale Stadt und nicht zuletzt in den Neckarwiesen mit dem Backsteinbau und Bahnhofsumfeld, der Umgehungsstraße, den Märkten und dem inzwischen nahezu gefüllten Wohngebiet für Mehrgeschossbauten. "Es ist nicht alles Gold und fertig", stellt Hieber am Ende seiner Aufzählung fest. Wichtig für ihn ist: Dass die Kernstadt zentrale Aufgaben als Schul- und Einkaufsstandort bis hin zur medizinischen Versorgung für das Umland erfüllen kann. Davon profitierten auch die Bürger in den Ortschaften. Nur werde das oft nicht so gesehen.

Hieber stellt heraus, dass die Stadt immer solide gewirtschaftet und zuletzt wieder Schulden abgebaut hat. Damit habe man Spielräume für künftige Investitionen. An erster Stelle nennt er hierbei den Hochwasserschutz sowohl am Neckar als auch am Mühlbach. In der Kernstadt werde man sich auf die Dammsicherung und Ausgrabungen bis in den Wöhrd-Park konzentrieren. Weitere Maßnahmen müssten im Mühlbachtal getroffen werden. Das werde viel Geld kosten. Im Haushaltsplan sei dafür, von Planungskosten abgesehen, noch nichts vorgesehen. "Ohne Moos ist nichts los", formuliert es Hieber salopp. Und da kommt er auf die Wirtschaft zu sprechen. Die Finanzen der Stadt hängen mit von den Gewerbesteuereinnahmen ab. Hieber erwartet, dass sich das geplante interkommunale Gewerbegebiet gut entwickelt. Außerdem gibt noch das regionale Gewerbegebiet, vorgesehen für einen Großinvestor, für den etwa 50 Hektar Flächen bereitgestellt werden sollen. Derzeit sind Optionsgespräche mit Grundstückseigentümern im Gang. 30 Hektar seien gesichert – "aber nicht zusammenhängend". Die Verhandlungen beanspruchten mehr Zeit als gedacht, räumt Hieber ein.

"Wie stehen sie zur unechten Teilortswahl?" Mit dieser Frage ist die Diskussion eröffnet. Hieber ist dazu auch schon bei seinen Terminen in den Stadtteilen befragt worden. Für ihn, erklärt er, werde die unechte Teilortswahl als Interessensvertretung der Ortschaften überschätzt. Ob sie abgeschafft oder beibehalten wird, entscheiden die Bürger im Rahmen der Landtagswahl 2016. Hieber: "Ich kann mit beiden Lösungen leben."

Zur Sprache kommt das vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellte Gesundheits- und Dienstleistungszentrum beim Backsteinbau. Hieber versichert auf die Frage von Norbert Utzler, dass die wegfallenden Parkplätze eins zu eins ersetzt würden. Das Projekt an sich begrüßt er: Er sieht mit dem Vorhaben eine große Chance, die medizinische Versorgung zu sichern und Dienstleistungsbetriebe anzusiedeln. Aufgrund der jüngsten Berichterstattung habe sich eine weitere Nachfrage ergeben: "Es ist viel mehr im Gespräch als man denkt."

Marianne Frick erinnert daran, dass die Kultur nicht vernachlässigt werden darf. "Wie geht es mit dem Bauernfeindmuseum weiter?" Der Mietvertrag in dem staatlichen Gebäude in der Unteren Hauptstraße laufe 2016 aus. Hieber teilt dazu mit, dass in der nächsten Woche Gespräche mit dem Land geführt würden. Weil sich das Museum im zweiten Stock befindet, könnte er sich den Einbau eines Lifts vorstellen und die Miete optional für fünf Jahre zu sichern. Hieber hofft auch, Fördergelder für ein Museumskonzept – wie bereits fürs Bauernmuseum in Glatt realisiert – über die neue LEADER-Kulisse Oberer Neckar zu bekommen.

Thema Innenstadt: Was wird hier geplant, nachdem der Schwerlastverkehr draußen ist?, möchte Eberhard Stiehle wissen. Die Sulzer Ortsdurchfahrt solle, was auch ein Projekt des Stadtentwicklungskonzepts sei, umgestaltet werden. Das scheiterte, so Hieber, bisher daran, dass die Landesstraße noch nicht abgestuft wurde. Der Umbau einer Landesstraße sei bisher nur einer Kommune im Land gelungen. Hieber: "Den Ansatzpunkt sollte man aufgreifen." Doch das müsse wiederum finanzierbar sein.

Das Seniorenforum "55 puls" und schlechte Straßen im Stadtgebiet sind weitere Themen an diesem Abend, der erst nach 22 Uhr endet.