CHC Geiselhart (vorne Mitte) zeigt in Glatt sein gegenständliches Werk. Rechts daneben: Eckart Frahm Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Gegenständliche Werke von CHC Geiselhart im Glatter Schloss

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Glatt. Porträts im Fürstensaal, Computerbilder im Turmzimmer, Landschaftsbilder und Stillleben in den Nebenräumen: Rund 100 gegenständliche Werke von CHC Geiselhart, zwischen den frühen 1970er-Jahren und der Gegenwart entstanden, werden derzeit im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt gezeigt.

Norbert Stockhus, der die Ausstellung organisierte, hat einen Künstler nach Glatt geholt, der von Zeichnungen, Radierungen, Linolschnitten, Malerei bis hin zu seinen mit dem Computer überarbeiteten Landschaftsfotos eine Vielfalt an Techniken perfekt beherrscht. Ein Könner also, der sich aber nicht als Künstler – ein Begriff, der heute inhaltslos geworden sei – sondern vorzugsweise als Maler, Bildhauer und Drucker bezeichnet.

"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar." Eckart Frahm aus Rottenburg, der CHC (Curt Hans Chrysostomus) Geiselhart bestens kennt, zitierte bei der Ausstellungseröffnung am Samstag diesen Satz von Paul Klee, der auch auf Geiselharts Werk zutrifft. Das macht den Unterschied zur Fotografie aus. Frahm stellt dazu noch einen weiteren Aspekt in den Raum: "Fotos bringen ein Porträt oder eine Landschaft auf den Punkt, Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder auf eine oder mehrere Linien."

Einen Zugang zu Geiselhart findet der Betrachter, wenn er dessen Bilder zu lesen versteht. Überhaupt spielt die Literatur dabei eine große Rolle. Mit Hölderlin hat er sich näher beschäftigt. Davon gibt es einen ganzen Zyklus von Radierungen. Als sehr informatives Bild bezeichnete Frahm die Radierung "Allegorische Heimsuchung im Atelier oder gewissenhafter Versuch über die Melancholie". Da hat der Künstler, selber am unteren Bildrand mit dem Radierwerkzeug am Tisch sitzend, Dichter und Musen versammelt. Im Vordergrund der "Eingesperrten" befindet sich Johann Wolfgang von Goethe.

2004 entstanden zahlreiche Literaten-Porträts (Acryl auf Karton). Geiselhart malte neben dem Dichterfürsten Goethe unter anderem Adelbert Stifter, Günter Grass, Leo Tolstoi, Wilhelm Rabe, Theodor Fontane oder Eduard Mörike. "CHC Geiselhart möchte sich uns, ausgelöst durch Romane, im Autoren-Bild ein ausdrucksvolles Gegenüber schaffen. Die Welt hat viele Gesichter. Der Künstler zeigt in seinen Bildern, dass die einzelnen Gesichter auch viele Welten haben", lieferte Frahm die Erklärung zu diesen Porträts. Denen gegenüber hängen die Linolschnitte aus den Jahren 2010/11, mit denen Geiselhart seine Künstlerfreunde und engen Bekannten porträtiert hat.

Geiselhart ist vielbelesen, er ist aber auch ein heimatverbundener Mensch, wie seine Landschaftsbilder aus dem Steinlachtal – Geiselhart wohnt in Nehren/Kreis Tübingen – denn auch zeigen. Besonders angetan haben es ihm die alten Fachwerkhäuser der bäuerlichen Bevölkerung. Davon gibt es mehrere Radierungen in der Ausstellung.

Warum Radierung und keine Fotos? Frahm zitiert den Künstler: "Ich kann bei dieser Umsetzung das Bild verändern, ich kann Schwerpunkte setzen, dadurch Wesentliches hervorheben, ich kann Nebensächlichkeiten nur andeuten, auch ganz weglassen." Das gegenständliche Werk Geiselharts gebe bei genauem Hinsehen immer wieder die Chance, Bilder lesen zu können, "denn seine Kunst macht sichtbar", stellte Eckart Frahm am Ende seines Vortrags fest.

u Die Ausstellung dauert bis 24. August und ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.