Helmut und Ludwig Fink (von links) lassen das Gebäude abbrechen. Foto: Steinmetz

Als Kino im Jahr 1937 mit 150 Sitzplätzen erbaut. Später ist in dem Gebäude eine Diskothek betrieben worden.

Sulz - Der Baggerbiss war am Montag: Der "rote Palast" wird abgebrochen. Das "Zentraltheater" befand sich zuerst darin, später eine Diskothek.

Die Eigentümer Ludwig und Helmut Fink wollen das Grundstück anderweitig nutzen. Das Gebäude steht auch schon seit einigen Jahren leer. Mit dem Abriss geht nun ein Stück Sulzer Geschichte verloren.

Bäckermeister Ludwig Fink hat das "Zentraltheater" 1937 mit 150 Sitzplätzen gebaut. Bis 1971 wurde es als Kino betrieben. Die Familie Fink plante Mitte der 1950er-Jahre ein neues Kino, allerdings nicht an gleicher Stelle im hinteren Teil der Sonnenstraße, sondern auf dem Wöhrd. Damals war für das Gelände eine komplett neue Nutzung vorgesehen. Ludwig und Helmut Fink haben noch den Entwurf.

An der Bahnhofstraße war der Neubau der Kreissparkasse geplant. Dahinter sollten das Kino mit 400 Sitzplätzen, eine Stadthalle mit Terrassen und dort, wo früher die alte Turnhalle stand, noch ein Heimatmuseum mit Vortragssaal und städtischer Bibliothek entstehen. Von all den Projekten ist letzen Endes nur die Kreissparkasse realisiert worden. Der Gemeinderat hat Anfang Januar 1957 jedenfalls den Bau eines Kinos auf dem Wöhrd abgelehnt. Ein Alternativstandort wäre im Brühl gewesen, doch auch hier hatte der Gemeinderat etwas dagegen. Die Finks hätten das alte Kino an die Neuapostolische Kirche verkauft, wenn sie ein Grundstück für ein neues genehmigt bekommen hätten. Stattdessen wurde das "Zentraltheater" umgebaut und weitergeführt.

Ein zweites Kino ist 1957 dann doch noch gebaut worden. In dem Haus befindet sich heute die Volksmission. Ludwig Fink sen. hat die "Neckarlichtspiele" später gepachtet und damit zwei Kinos in der Stadt betrieben. Das hat sich zeitweise durchaus gelohnt. Die Söhne Helmut und Ludwig Fink, die sich in ihrer Jugendzeit als Filmvorführer ein Taschengeld verdient hatten, erinnern sich noch gut an den Kinohit von 1969 "Hurra, die Schule brennt" mit Peter Alexander, Theo Lingen und Heintje. Während in den "Neckarlichtspielen" der Film noch lief, wurden die ersten Filmrollen bereits zum "Zentraltheater" gebracht. 500 Leute wollten an einem Tag diesen deutschen Kinoklassiker sehen.

Das "Zentraltheater" wurde 1971 geschlossen, zwei Kinos in einer kleinen Stadt wie Sulz wären dann doch zuviel gewesen. Stattdessen eröffnete 1972 in dem Gebäude die Diskothek "Jerry Jam", nicht unbedingt zur Freude der Nachbarschaft. An- und abfahrende Autos und Motorräder verursachten nächtlichen Krach. Danach hieß die Diskothek "Hannikel", und 1996 eröffnete die "Peter-Pan-Insel". Sie hielt sich noch etwa fünf Jahre, bevor es ringsum mit den kleinen Diskotheken zu Ende ging. Bereits 1986 musste der Betrieb der "Neckarlichtspiele" eingestellt werden. "Wir haben aufgehört, weil es sich nicht mehr gerechnet hatte", erklärt Helmut Fink. Das Privatfernsehen und Videos waren eine zu große Konkurrenz.

Das Taxiunternehmen hat Ludwig Fink sen. 1964 gegründet. Heute gehören zum Fuhrpark sieben Fahrzeuge, 18 Fahrer werden beschäftigt. Wenn der "rote Palast", dessen Inneneinrichtung ebenfalls rot war, weg ist, sollen auf der Fläche Parkplätze geschaffen werden.