Von Winter keine Spur mehr: Die Krokusse blühen am Sulzer Neckarufer. Foto: Steinmetz

Geruhsamer Winter für den Sulzer Bauhof. Die Jäger hätten sich Schnee gewünscht.

Sulz - Winter ade. Am Wochenende wird’s den Prognosen zufolge richtig warm. Einen echten Winter hat es allerdings auch nicht gegeben. Die einen hat’s gefreut, etwa die Autofahrer, andere weniger. Wir haben uns in Sulz umgehört.

Die Bauhofmitarbeiter konnten sich im Winter entspannen. Dass es mal so geruhsam war, daran kann sich der Sulzer Bauhofleiter Alexander Beller nicht erinnern. "Ich habe in diesem Winter noch keinen Schnee gesehen", sagt er. Lediglich Ende des vergangenen Jahres habe es ein paar Winderdienst-Einsätze gegeben. Es seien aber eher Routinekontrollen gewesen. Das Salzlager ist noch zu 90 Prozent gefüllt. "Das spart viel Geld", so Beller. Das Salz kann nächstes Jahr wieder verwendet werden. Doch auch einige Bauprojekte der Stadt konnten früher begonnen werden. So starteten bereits die Arbeiten für den neuen Kinderspielplatz auf Kastell und die WC-Anlage beim Bahnhof.

"Im Winter brauchen wir Frost", erklärt der stellvertretende Kreisforstamtsleiter Norbert Utzler. Die Waldarbeiter sind zwar mit dem Einschlag im Plan, doch mit dem Abtransport der Stämme dann doch in Verzug gekommen. Bei Rückearbeiten im Wald sollte der Boden gefroren sein, denn sonst gibt es, vor allem wenn es nass ist, Schäden. Utzler geht davon aus, dass die Wegeunterhaltung in diesem Jahr mehr kosten wird.

Den Sulzer Forstetat wird’s wohl nicht zu sehr belasten, zumal die Holzpreise sogar noch leicht gestiegen seien, und der Wald in diesem Winter von Sturmschäden verschont blieb. Jedoch machte sich der Borkenkäfer mal wieder bemerkbar. Da gelte es nun aufzupassen, dass die Schäden nicht zu groß werden.

Hegeringleiter Ludwig Schrägle hätte sich ebenfalls einen strengeren Winter gewünscht. Ohne Schnee ist die Bejagung des Schwarzwilds nämlich sehr schwierig, weil die Jäger ansonsten nur bei Vollmond die Tiere ins Visier nehmen können. Schrägle befürchtet nun, vor allem wenn wieder ein milder Winter folgen sollte, eine regelrechte "Sauexplosion". Zumal das Fraßangebot für die Wildschweine dann entsprechend gut ist und, was auch fürs Rehwild gilt, keine natürliche Auslese durch kalte Temperaturen stattfindet. Schrägle, seit 40 Jahren Jäger, hat eine starke Vermehrung der Wildschweine immer wieder mal beobachten können, nur waren die Schwarzwildbestände früher niedriger.

Auch die Raubwildjagd erschwerte der milde Winter. Vor zwei Jahren seien 60 und im vergangenen Jahr noch 30 Füchse erlegt worden, diesmal aber nur vier. "Wenn Schnee liegt, kann man den Fuchs die ganz Nacht bejagen", sagt Schrägle.

Die Jäger haben zwar für den Winter wieder Vorräte fürs Rehwild angelegt, doch gefüttert werden musste es nicht. In politischer Hinsicht kommt Schrägle das ungelegen, denn die grün-rote Landesregierung will das Landesjagdgesetz ändern. Ein Punkt dabei ist das generelle Wildfütterungsverbot. Der Sulzer Hegeringleiter hält die bisherige Fütterungsverordung dagegen vollkommen für ausreichend. "Es hat keine Missbräuche gegeben, Wir wollen das Wild nur über die Notzeit bringen", versichert er.

In der Landwirtschaft beginnt wieder die Feldarbeit. Der Sulzer Bauernobmann Reiner Plocher freut sich über das derzeit schöne Wetter, hofft jedoch, dass die Trockenphase nicht zu lange anhält. Der ausgebliebene Frost war für den Ackerbau jedenfalls kein Problem, Nässe schon eher.

Einen Winter wie diesen hat Otto Gönner in 50 Jahren Imkerei noch nicht erlebt. Seine Bienen waren bereits draußen. Normalerweise sei das nicht so gut: "Die Bienen kommen aus der Ruhe und brauchen wesentlich mehr Futter." Ein strenger Winter schade ihnen normalerweise weniger als ein "durchwachsener". Dass es überhaupt keinen Winter gegeben habe, sei positiv, glaubt Gönner. Die Bienen haben Brut und Futter. Das sind gute Aussichten, dass die Völker schon richtig stark sind, wenn die Blüte beginnt.

2013 war ein schlechtes Honigjahr. Der Blütenhonig fiel fast ganz aus. Das einzig Gute im Vorjahr war, dass die Varroa-Milbe kaum Probleme machte. Dem Frühling können die Imker diesmal optimistisch entgegensehen.