Erwin Stocker zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Bergfelder Ortsvorsteher und FWV-Stadtrat Erwin Stocker geht in den kommunalpolitischen Ruhestand

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Bergfelden. Erwin Stockers Amtszeit als Ortsvorsteher in Bergfelden endet am 31. Juli. Ein "mulmiges Gefühl" kommt da schon auf. "Aber ich freue mich auch: Der Druck ist weg", sagt er.

Ein Ortsvorsteher ist im Gemeindeleben vielfach gefordert, steht oft in der Öffentlichkeit, kann es nicht jedem gleichermaßen recht machen, und muss so auch Kritik einstecken können. Blickt Stocker auf mehr als drei Jahrzehnte Kommunalpolitik zurück, kann er nun eine "überwiegend positive" Bilanz ziehen. Bergfelden steht gut da, die Ortschaft kann ihre Einwohnerzahlen halten, mit Kindergarten, Grundschule und etlichen Geschäften im Ort sowie einem Gewerbegebiet hat der Sulzer Stadtteil eine vergleichsweise gute Infrastruktur. Das ist nicht zuletzt auf eine weitsichtige Politik zurückzuführen.

Zur Kommunalpolitik kam Stocker durch den verstorbenen Sulzer Architekten Eberhard Kläger. Er wollte ihn bei der Gemeinderatswahl 1980 für die Liste der CDU gewinnen. Doch Stocker redete auch mit den Freien Wählern und musste feststellen, dass die FWV ihm einfach näher stand. 1985 löste er dann in Bergfelden Günter Rummel als Ortsvorsteher ab. Zu dem Zeitpunkt waren Kindergarten und Dickeberghalle schon gebaut.

Stocker ging es aber nicht nur um den Erhalt und den Ausbau der örtlichen Infrastruktur, sondern auch um eine lebendige Dorfgemeinschaft. Ein Meilenstein war für ihn das Dorffest 1987, dessen Erlös für die Kirchenrenovierung bestimmt war. Über 85 000 Mark seien damals zusammengekommen. "Das Fest hat zusammengeschweißt", erinnert sich Stocker. Weitere Dorffeste und dann zweimal die "Heidenei" folgten als weitere Großveranstaltungen, an denen das ganze Dorf mitbeteiligt war. Gemeinschaftsaktionen waren auch die Wehrmauersanierung mit vielen freiwilligen Helfern oder die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden".

Klar: Es gab auch schwierige Entscheidungen im Ortschaftsrat. Eine davon war der Friedhof. Diesen an der Wehrkirche zu belassen und hier auch zu erweitern, werde heute im Ort jedoch akzeptiert.

Die städtische Baulandpolitik hat Stocker in Bergfelden vorbildlich umgesetzt. Erschlossen wird dort, wo die Stadt im Besitz der Grundstücke ist.

Das war zunächst kein Problem: Bergfelden hatte städtische Flächen. Als sie allerdings bebaut waren, musste die weitere Baulanderschließung auf privatem Grund erfolgen. Stocker ist es gelungen, in den "Härtenwiesen I und II" sämtliche Grundstücke für die Stadt zu erwerben. Auch für "Härtenwiesen III", wo nochmals 30 Bauplätze entstehen können, hat die Stadt bereits alle erforderlichen Flächen gekauft. Die Verhandlungen, räumt Stocker ein, hätten viel Geduld gekostet, und man müsse die Leute kennen. Die Baulandpolitik hat nicht zuletzt dazu geführt, dass Bergfelden eine attraktive Wohngemeinde wurde. Stocker würde es nicht begrüßen, wenn die künftige Politik im Außenbereich keine Bebauung mehr zulassen würde. "Das wäre furchtbar", meint er. Gleichwohl hält er es für notwendig, innerörtliche Baulücken, die es auch in Bergfelden gibt, zu schließen. Ohne Anreize durch Mittel des Landes, Bundes und der Kommune werde das aber kaum funktionieren.

Als Mitglied des Gemeinderats hatte Erwin Stocker immer die Gesamtstadt im Blick. An ihrer Entwicklung mitzuwirken, auch mit eigenen Ideen, das hat ihn an der Kommunalpolitik gereizt. Die Stadt habe sich gut entwickelt, stellt er mit Blick auf die "Neckarwiesen", die Umgehungsstraße und diStadthalle fest. Weniger schön sei der Steeb-Konkurs und die Schließung des Sulzer Krankenhauses gewesen.

Den Trend, dass Initiativen massiv auftreten, um gegen ein bestimmtes Projekt vorzugehen, das sieht Stocker skeptisch. Ein Beispiel dafür war die Diskussion über eine eventuelle Daimleransiedlung in Sulz. "Das war eine Minderheit, die sich stark verkauft hat", meint Stocker. Er ist ein Verfechter der parlamentarische Demokratie, "die ich für ein gutes Instrument halte".

Sie hat ihn denn auch geprägt. Stocker lernte als Kommunalpolitiker viele Leute kennen: "Das hat meinen Horizont erweitert."

Dass er sich neben seinem Beruf – Stocker war 34 Jahre lang beim Staatlichen Hochbauamt in Horb beschäftigt – so intensiv mit Kommunalpolitik beschäftigen konnte, das habe er seiner Frau Gisela zu verdanken. Langweilig werde es ihm jetzt nicht werden, glaubt Stocker. Ums Haus herum hat er einen großen Garten. Vor allem will er sich mehr um seine Enkel kümmern.

Die Kommunalpolitik wird er zwar interessiert weiterverfolgen, möchte sich aber heraushalten. "Ich hoffe, ich schaffe es, ruhig zu bleiben", fügt er hinzu.

Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Mit Carsten Rinke hat sich ein Interessent gemeldet, jedoch hatte der Ortschaftsrat noch Beratungsbedarf mit der Verwaltung. Wer auch immer es sein werde: Man sollte dem neuen Ortsvorsteher die Chance geben, sich einarbeiten zu können, wünscht sich Stocker.

u Beim Sommerfest am heutigen Samstag ab 17.30 Uhr am Stocker-Bächle wollen sich die Bergfelder Vereine und Institutionen bei Erwin Stocker und den ausscheidenden Ortschaftsräten bedanken.