Herwart Kopp referierte im Seniorenkreis über 400 Jahre Schulgeschichte in Holzhausen. Die Karte rechts hat Andreas Huber, Lehrer von 1881 bis 1924, hergestellt. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit 400 Jahren gibt es in Holzhausen eine Schule / Herwart Kopp hat im Archiv geforscht

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Holzhausen. 400 Jahre Holzhauser Schulgeschichte im Schnelldurchgang: Archivar Herwart Kopp hielt einen unterhaltsamen Vortrag im Seniorenkreis. Anlass für seine Forschungen zum Thema Schule war, dass 2011 in Holzhausen 100 Jahre Schulhaus gefeiert wurden.

Im Jahr 1605 wird erstmals ein Lehrer in Holzhausen genannt, der damals zwölf Schüler unterrichtete. Herwart Kopp geht davon aus, dass die Gemeinde aber schon vor der ersten Nennung des Lehrers eine Schule hatte.

Ein berühmter Schüler aus Holzhausen war jedenfalls der um 1430 geborene Johannes Plocher. Dieser besuchte 1442 die Lateinschule in Sulz, studierte später an der Universität Heidelberg, deren Rektor er 1461 wurde.

Mit der Einführung der Reformation in Württemberg durch Herzog Ulrich 1534 begann auch die Alphabetisierung der Bevölkerung. Jeder Untertan sollte nämlich die von Martin Luther ins Deutsche übersetzte Bibel lesen können. Auch das Rechnen sei der Obrigkeit wichtig gewesen, damit die Bauern und armen Leute auf dem Markt nicht übervorteilt würden, wusste Herwart Kopp.

Die Holzhauser Schule stand dort, wo 1780 die Kirche errichtet wurde. Ein Schulraum wurde dann in einem Gebäude "Hinter der Kirche" mitsamt einem Raum für den Schultheißen und einer Arrestzelle eingerichtet.

1911 baute die Gemeinde dann das heutige Schulhaus, trotz einiger Bedenken. Die Lage sei zugig, auch könnte die Düngung der Krautländer mit Mist "in dem Schullokal misslich empfunden werden", zitierte Kopp aus Protokollen. Das Geruchsproblem wurde aber dadurch gelöst, dass die Düngung auf die Abendstunden beschränkt wurde.

Die Schulen im Herzogtum Württemberg sind regelmäßig von Pfarrer, Vogt und Richter besucht worden. Getadelt wurden in den Vistitationsprotokollen übrigens nicht nur faule Schüler, sondern auch Lehrer, wenn sie ihren Zöglingen nur unzureichend das Rechnen und Schreiben beigebracht hatten.

Die Eltern mussten noch Schulgeld zahlen. Arme Kinder wurden jedoch unterstützt von einer Schulstiftung. Diese ging zurück auf den Sulzer Expeditionsrat und Vogt Bengel, der 200 Gulden gestiftet hatte.

Der Lehrer konnte allein vom Sold seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. Er erhielt noch Naturalien in Form von Getreide, Stroh, Heu und Öhmd. Zusätzliche Einnahmen hatte er bei Kindstaufen, Hochzeiten oder als Kirchenorganist.

Herwart Kopp zeigte auch die Entwicklung der Schülerzahlen auf. Um 1700 waren es 70, um 1800 besuchten bei 380 Einwohnern 57 Kinder die Holzhauser Schule, und 1914 waren es 85. Heute hat Holzhausen rund 1000 Einwohner. 38 Schüler werden unterrichtet, allerdings nur noch in den Grundschulklassen eins bis vier.