Die Ausstellung im Glatter Wasserschloss dokumentiert Adelssitze am Oberen Neckar / Begleitbuch erschienen

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Glatt. Alle vier Wochen wird das Hohenzollernalbum umgeblättert. Das darf nicht jeder tun – nicht einmal der Museumsleiter. Aus Stuttgart fährt zu diesem Zweck eine Papierrestauratorin nach Glatt.

Das Album, 1858 zur Hochzeit des preußischen Kronprinzenpaars Friedrich Wilhelm und Victoria hergestellt, ist eine Aquarellsammlung mit Ansichten von Landschaften, Burgen und Städten der Hohenzollerischen Landen. Die Burg Wehrstein in Fischingen ist darin ebenfalls enthalten, "leider nicht Glatt", bedauert Museumsleiter Cajetan Schaub. Das Buch ist Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Um es im Kultur- und Museumszentrum auszustellen, mussten Auflagen erfüllt werden. So ist die klimatisierte Vitrine, in der das Album gezeigt wird, extra angefertigt worden. "Wir können sie aber weiterverwenden", sagt Schaub. Ebenfalls in einer klimatisierten Vitrine liegt die "Ordnung des Hofgerichts Rottweil", eine Handschrift um 1430. Auf der aufgeschlagenen Doppelseite ist die Belagerung von Rottweil zu sehen – ein farbenprächtiges Bild. Es ist eine Leihgabe der württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. "Wir hatten Glück, dass die Handschrift schon lange nicht mehr ausgestellt war, sonst hätten wir sie nicht bekommen", erklärt Schaub. Gleich daneben hängt das Dreifaltigkeitsaltarbild der Neckarburg-Kapelle. Auf den ersten Blick hat sie mit der Burgen-Ausstellung nichts zu tun. Schaub deutet aber auf den unteren Rand des großformatigen, um 1700 gemalten Ölbilds. Dort erkennt man die Neckarburg.

Für Maler waren die Adelssitze beliebte Motive. Der Glatter Künstler Paul Kälberer hat neben dem Wasserschloss unter anderem die Ruine Wehrstein, die Ruine Dießen, die Schlösser in Wachendorf und Hirrlingen gezeichnet. Nicht alle nahmen es aber so genau wie Kälberer, manchmal ließen sie ihrer Fantasie freien Lauf. So hat ein Maler beispielsweise den Neckar unterhalb der Weitenburg in Starzach-Börstingen wie einen See oder ein Meer gemalt, auf dem ein großes zweimastiges Schiff segelt.

Ein Raum ist Glatt und den umliegenden hohenzollerischen Orten gewidmet. Jens Kleindienst hat ein Modell des Wasserschlosses angefertigt. Vom Stiftsarchiv Muri Gries in Sarnen/Schweiz gibt es von 1735 eine Federzeichnung des Glatter Wasserschlosses mit angrenzendem Park von Pater Leodegar Meyer. Er hat für eine Bestandsaufnahme noch weitere Besitztümer des Muri-Klosters gezeichnet.

Mehrere Abbildungen, darunter ein Kupferstich, zeigen die Burgruine Albeck in Sulz. Ralf Kreher aus Fischingen hat mit seinem Modell die Burgruine Wehrstein dargestellt. Von der Burg Hohenzollern, meint Schaub, "hätten wir eine eigene Ausstellung machen können." Soviel Material gäbe es dafür.

Mit Bildern, alten Karten, auf denen Burgen in Miniaturform abgebildet sind, oder Funden bei Ausgrabungen wird die Burgenlandschaft am Oberen Neckar zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb in der laufenden Ausstellung des Landkreises Rottweil, der Stadt Sulz und der Gesellschaft Schloss Glatt im Wasserschloss höchst anschaulich dokumentiert. Dazu ist Begleitbuch mit Illustrationen und Textbeiträgen von Experten zur Adels- und Burgengeschichte erschienen.

u Die Ausstellung "Adelssitze zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb" dauert bis 3. Mai. Die Öffnungszeiten sind Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, ab dem 1. April Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.