Ökologisch wertvolles Feuchtbiotop wird angelegt / Fläche gerodet / Das Projekt bringt Öko-Punkte

Von Marzell Steinmetz

Sulz. "Was ist das"?, wundert sich ein Radfahrer. Er hält vor einer gemulchten Fläche am Radweg hinter der Kläranlage beim Pumpwerk (Bitzeweg) und fragt sich, was hier geplant ist.

Ende Februar fanden auf dem 25 Ar großen Grundstück – das entspricht etwa fünf Bauplätzen für Einfamilienhäuser – umfangreiche Rodungsarbeiten statt. Nach Auskunft von Landschaftsarchitektin Waltraud Pustal soll hier ein ökologisch wertvolles Feuchtbiotop mit Hochstaudenfluren entstehen. Deshalb mussten niedrige Gehölze entfernt werden. Außerdem wurden Bereiche von der kanadischen Goldrute befreit, um die Flächen dann in eine heimische blumenbunte Feuchtwiese umzuwandeln. Die kanadische Goldrute sei ein Neophyt, also eine eingeschleppte Pflanzenart, und stehe auf der "Schwarzen Liste" des Bundesamts für Naturschutz, erklärt Waltraud Pustal. Diese Arten würden als Gefahr für die biologische Vielfalt eingestuft.

Ein Feuchtbiotop besteht schon seit vergangenem Jahr. Vom Baugebiet "Stümple" in Holzhausen wird über einen offenen Kanal am Neckarhang das Oberflächenwasser, getrennt vom Schmutzwasser, abgeleitet. Im Tal kann sich das Wasser sammeln. Dort ist jetzt ein Tümpel entstanden. Das Becken hat einen Überlauf, so dass das Wasser auch in den Neckar abgeleitet werden kann.

Angeregt worden ist das Feuchtbiotop mit einer angrenzenden Blumenwiese vom Ortschaftsrat Holzhausen. "Wir haben manchmal gute Ideen", sagt Ortsvorsteher Lutz Strobel. Das Projekt auf Sulzer und Holzhauser Gemarkung bringt nun knapp 28 000 Öko-Punkte zum Ausgleich versiegelter Fläche ein. Etwa 22 000 Punkte werden, wie auf Anfrage Baurechtsamtsleiter Michael Gunesch mitteilt, für den ersten Bauabschnitt des interkommunalen Gewerbegebiets verwendet, der Rest für das Holzhauser Baugebiet "Stümple".

Für das Gewerbegebiet zwischen Sulz und Vöhringen benötigt die Stadt allerdings noch weitere Ökokonto-Maßnahmen, so unterhalb des Steinbruchs bei der Schillerhöhe. Hier kommen nochmals mehr als 32 000 Öko-Punkte zusammen. Als Ausgleichsmaßnahme könnten außerdem 140 000 Euro für den Bau der Fischtreppe beim Wasserkraftwerk am oberen Wuhr angerechnet werden, erklärt Gunesch.

Die Firma Oberer Garten- und Landschaftsbau in Sulz ist mit den Arbeiten im Neckartal beauftragt. Sie hat Erfahrungen mit der Anlage von Naturschutzwiesen. Die fachliche Betreuung leistet das Landschaftsplanungsbüro Pustal in Pfullingen. Im Haushaltsplan sind 40 000 Euro für das Biotop eingestellt.