Die Tochter des Künstlers, Bettina Schau, erklärt den Besuchern die Bilder. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernissage zu expressionistischen Werken von Paul Sinkwitz im Kloster Kirchberg / Handwerk und Inspiration vereint

Von Ingrid Vögele

Sulz-Renfrizhausen. Auf dem Kirchberg wurden in einer offenen Vernissage Werke von Paul Sinkwitz vorgestellt. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Konventsgebäudes trägt den Titel "Engel und Propheten".

In seiner Begrüßung verwies der geistliche Leiter Matthias Gössling auf den besonderen Bezug des Kirchbergs zur Kunst und wie mit der heutigen Ausstellung diese Tradition weitergeführt werde.

Gezeigt werden überwiegend Holz- und Linolschnitte sowie Pinselzeichnungen und ein Schriftblatt eines christlichen Bekenners, an markanten Stationen entstanden und sein Anliegen verdeutlichend. In einer sehr persönlich gehaltenen Einführung stellte die jüngste Tochter des Künstlers, Bettina Schau, Leben und Werk ihres Vaters vor. Man lernt ihn als gefeierten Dozenten für Grafik in Dresden kennen, erfährt von seiner beruflichen Einengung während des Hitler-Regimes als "entarteter Künstler", seine spät erfolgte Rehabilitation und erlebt durch seine Bilder seine Alterschaffensperiode. So ist es einmal der "Engel am Grab", eine Kreidedarstellung oder der Entwurf "Die drei Frauen am Ostergrab", dessen Ausgestaltung die Nikolauskirche in Fürnsal schmückt. Als Krönung seines Schaffens habe ihr Vater das Altarwandbild "Heiliges Abendmahl" empfunden, erklärt Bettina Schau. Es eröffnet die ganze Bildreihe.

Beeindruckend waren die drei Versionen "Der Rufer" aus den Jahren 1927, 1955 und 1976, als Mahnung verstanden. Deutlich sieht man hier seine künstlerische Weiterentwicklung. Die Linienführung wird einfacher, die Ausdruckskraft gesteigert durch Einbeziehung von Licht und Schatten. In sehr lebendigen Worten erweckte Bettina Schau die Werke zum Leben. Man gewann eine tiefere Sichtweise. Der Hörer wurde zum Lauschenden und der Seher zum Schauenden.

Der Farbholzschnitt "St. Michael" von 1958 zeugt vom Kontakt zur Michaelsbruderschaft. Aus seinem letzten religiösen Zyklus, den acht Seligpreisungen, zeigen zwei Beispiele seine Ideen, die Inhalte für jeden verständlich zu machen.

Das Schriftblatt "Soli Deo Gloria" aus einem Kalender steht am Ende der Bilderreihe. Es kennzeichne ihren Vater, der "bis zum letzten Atemzug für die Ehre Gottes gearbeitet" habe und zu einer Künstlergeneration gehörte, die in allen Bereichen ausgebildet waren. "Handwerk und Inspiration ergäben ein Kunstwerk", zitierte sie ihn zum Schluss. u Die Ausstellung kann bis Ende November täglich von 10 bis 17 Uhr besucht werden.