Wolfgang Schöllkopf erlärt, wie die Reformation die Dörfer erreicht. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Wolfgang Schöllkopf referiert / Ausbreitung der Reformation

Sulz-Bergfelden. 500 Jahre Reformation – 500 Jahre Remigiuskirche: Anlässlich dieses Doppeljubiläums konnte Pfarrer Oliver Velm den landeskirchlich Beauftragten für württembergische Kirchengeschichte, Wolfgang Schöllkopf aus Urach, begrüßen. "Wie Luther nach Württemberg kam oder wie wir evangelisch wurden", lautete das Thema des Vortrags, das auf reges Interesse gestoßen war.

Der erste Teil von Schöllkopfs Ausführungen waren der Remigiuskirche gewidmet. Amüsiert vernahm man aus der Oberamtsbeschreibung aus dem 19. Jahrhundert von einem Menschenschlag von wenig ansehnlich bis zu großen, schlanken, schönen Menschen, die fleißig und sparsam seien und deren Gemeinde zu den besseren im Bezirk gehöre. Sie besaßen bereits im 14. Jahrhundert eine Steinkirche mit Wehrmauer.

In den Jahren 1513 bis 1517 wurde dann die jetzige Kirche gebaut und dem fränkischen Nationalheiligen Remigius gewidmet, denn der Ort war eine fränkische Siedlung. Bergfelden war Urkirche, Sulz war nur filial. Der Referent ging auf den historischen Hintergrund ein, der sich in den Schlusssteinen des gotischen Gewölbes widerspiegelt und auch etwas von der Marienverehrung Luthers zeigt. Das Zeichen DS weise eventuell auf Daniel Schürer hin, der als großer Baumeister des Südwestens gelte. Weitere Jubiläen seien die Jahre 1217, der erste Pfarrer wird erwähnt, und 1317, Bergfelden wird württembergisch.

"Wie wurden Sie evangelisch?", läutete den zweiten Teil ein, der sich mit der Ausbreitung der Reformation beschäftigte. Der Referent zeigte in humorvoller Weise, dass das Evangelischwerden durch die Politik fremdbestimmt wurde. Bildgestützt konnte man die Entwicklung vom Aufbruch 1517 bis zur Festschreibung 1555 im Augsburger Religionsfrieden nachvollziehen.

1534 wurde Württemberg durch Herzog Ulrich reformiert, das galt auch für Bergfelden. Lächelnd nahm man zur Kenntnis, "dass die ersten Pfarrer Gastarbeiter waren", und einigermaßen überrascht hörte man von großen Flüchtlingsbewegungen, die die konfessionellen Lager auslösten.

Transportmittel lutherischen Gedankenguts waren neben Schriften und Flugblättern auch Schüler des Reformators, die die neue Lehre in Predigten weitergaben. Durch Lieder, besonders in den Dörfern, ging die Saat auf, denn gesungen wurde immer. Reformgedanken wurden auf bekannte Melodien übertragen, so gehe "Von lauter Gnad und Güte" auf die Melodie "Wenn der Pfarr die Köchin schlägt" zurück. Mit viel Beifall bedankten sich die Zuhörer für eine lebhafte Reise in die Reformationszeit.