Paul Schmid alias Peter Strick Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenbürger Paul Schmid ist beileibe nicht "nur" ein Mundartdichter / Neues Projekt geplant

Von Bodo Schnekenburger

Sulz. Als Tilman Schmid beim Literaturtreff der Volkshochschule Rottweil unlängst ein paar Gedichte vortrug, war das für manchen eine Entdeckung. Kenner dagegen wussten längst um die Qualität der Stücke, die in den 1930er-Jahren unter dem Namen Peter Strick veröffentlicht wurden. Jetzt soll es eine neue Ausgabe der "Lyrischen Schwabenstreiche" geben.

Tilman Schmid kommt mit der Arbeit an dem Buch einem Wunsch nach, den bereits sein Vater gehegt hatte, Paul Schmid, der Verfasser der Texte und beileibe nicht "nur" Mundartdichter, auch wenn er als solcher von Sebastian Blau geadelt wurde: "Mein Vater hatte den Wunsch, das noch einmal in einfacher Form herauszubringen", berichtet Schmid. "Einfache Form" bezieht sich dabei vor allem auf die Typographie.

Das 1936 erschienene Original und der 1978 herausgekommene, unveränderte und nur mit einem Nachwort Sebastian Blaus ergänzte Nachdruck von "Starker Tubak" sind in einer Art Mainzer Fraktur gesetzt, die nicht unbedingt zu den lesefreundlicheren unter den gebrochenen Schriften zählt.

Übrigens: Wer bei Typografie, Erscheinungsdatum und dem Hinweis "Mundart" Heimattümelei oder gar braunes Glühen vermutet, ist völlig auf dem Holzweg. Aus den Zeilen spricht ein wacher Geist. Einer, der bei Bedarf auch liebevoll die Details am Rande ländlichen Kleinstadtlebens beleuchtet, gleichzeitig eine kritische Distanz wahrt. Es ist diese Gleichzeitigkeit von Innen- und Außensicht, die die besondere Qualität dieser Mundartgedichte ausmachen mag, unterstützt noch durch die starke Präsenz des auch geschrieben beherrschten und literarisch konsequent genutzten Dialekts.

Die Neuedition soll freilich nicht nur diese Stücke neu erschließen helfen. "Starker Tubak" soll ein zweiter Band zur Seite gestellt werden. Tilman Schmid, ältester Sohn Paul Schmids und als früherer Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch in Sachen Literatur durchaus nicht fachfremd, hat eine Reihe bislang in der Regel unveröffentlichter Gedichte zusammengetragen, darunter auch Mundartstücke, vor allem aber Texte in Schriftdeutsch, die Silvestergedichte zur politischen Lage etwa, die sein Vater zwischen 1955 und 1970 verfasst hat, Satiren und Meditationen oder Gedichte, die nur an diesen oder jenen guten Freund gerichtet waren und nach und nach wieder zusammengetragen wurden.

Rund 190 Seiten, schätzt Schmid, wird dieser zweite Band umfassen. Das Projekt, für das noch Sponsoren gesucht werden, soll unter dem Gesamttitel "Mit 2 PS" – "Peter Strick: Starker Tubak" und "Paul Schmid: Gelegenheitsgedichte" – wenn alles klappt noch diesen Herbst erscheinen. Geplant ist auch die Edition einer CD mit zehn vom Autor gelesenen Gedichten aus "Starker Tubak" aus dem SWR-Archiv.

Es könnte den vor 35 Jahren verstorbenen Sulzer Ehrenbürger noch einmal neu ins Licht rücken, indem es Bezüge zur ursprünglichen Profession Schmids schafft, der in Tübingen und Berlin Philologie studiert und als junger Dichter beachtete Publikationen vorzuweisen hatte, bevor er, nach dem Ersten Weltkrieg zurück in Sulz, die väterliche Kunstmühle übernahm.

Darauf angesprochen schrieb er übrigens einmal, wie in Egon Riebles "Sehen und Entdecken" nachzulesen ist: "Und fragt Ihr: kann man beides machen. /Ein nahrhaft' Mehl, ein gut' Gedicht? / So mein ich: von den beiden Sachen /hat Mehl bei weitem mehr Gewicht…"