Sonja Schmid berichtet über Landwirtschaft in Neuseeland

Von Petra Haubold

Sulz. Junglandwirtin Sonja Schmid arbeitete ein halbes Jahr in Neuseeland. Kein Kraftfutter, so geringe Kosten wie möglich und frische Vollmilch für die Kälber, lautete ihr Fazit.

Für die 25- jährige Sonja Schmid aus Bergfelden war es schon lange ein großer Wunsch, im Ausland zu arbeiten. Als sie im Jahr 2010 ihre Ausbildung zur Landwirtin abgeschlossen hatte, war ein Studium im Bayerischen Triesdorf ihr Ziel. Dafür musste sie aber ein Praxissemester einlegen. Sie machte sich auf den Weg zu den "Kiwis", um auf einer Milchkuh-Farm in Oamaru in der Region Otago auf der Südinsel Neuseelands zu arbeiten. Nicht nur ein paar Kühe hatte sie dort zu betreuen, es waren etwa 1200. "Für ein Praxissemester in Neuseeland war zunächst viel Eigeninitiative erforderlich", sagte die diplomierte Landwirtin am Mittwochabend vor gut 50 Gästen in der Pizzeria Bella Vita. Nachdem die Landfrauen-Vorsitzende Doris Haberer die Besucher begrüßt hatte, machte die Bergfelderin in ihrem launigen Referat deutlich: "Es waren oft lange Arbeitstage." Vor ihrem Publikum, den Landfrauen, zeichnete sie den Arbeitsalltag in ihrem Praxisbetrieb nach. Dort erlebte die junge Landwirtin, wie viel mehr die Milchwirtschaft auf der anderen Seite der Erde ein Geschäft ist als hierzulande. Ihr Chef war der gebürtige Franzose Francois Tillard, der dort 530 Hektar Land bewirtschaftet. Die Farm von ihm und seiner Frau Shelley sei einst ein Betrieb mit Schafen gewesen. "Heute gibt es drei Teilhaber mit acht Vollzeitarbeitskräften für die drei Herden mit jeweils 400 Milchkühen", sagte Schmid bei ihrer Bilder-Präsentation.

Staunend erfuhren die Gäste, dass meist ein Arbeitstag schon um drei Uhr in der Frühe beginnt: "Man musste rausfahren, um die Kühe fürs Melken zu holen, der weiteste Weg waren da zwei Kilometer." Das Melken begann dann um halb fünf, der Tag endete gegen 19 Uhr, und gearbeitet wurde in Schichten. Sonja Schmid erzählte begeistert von der Wirtschaftsweise des Betriebs, der Fütterung der Milchkühe mit frischem Futter, von der Besamung, die pro Tag bei mehr als 400 Kühen liegen kann, und von der Versorgung mit Trinkwasser auf den Weiden. Die reine Grasfütterung ohne Kraftfutterzugabe sei auch ein Grund für die relativ niedrige Milchleistung. Die Rasse "Kiwi-Cross", eine Holstein-Jersey-Kreuzung sei die meist zu findende Rasse in Neuseeland, "einfach schöne Tiere", schwärmte Sonja Schmid. Männliche und ausselektierte weibliche Tiere würden am vierten Lebenstag geschlachtet. Das Fleisch sei oft als Delikatesse in Frankreich und in Deutschland zu finden. Das Tränken der Kälber erledigte die Studentin mit einem Quad, "dem wichtigsten Arbeitsgerät dort". Täglich habe man 25 000 Kilogramm frische Milch produziert. "360 Kühe in der Stunde wurden gemolken", nannte Schmid Zahlen.

In Neuseeland stehe die Herde das ganze Jahr über draußen, selbst die Kälber kämen nach drei bis vier Wochen auf die Weide. Das Klima dort sei vergleichbar mit dem hiesigen.

Nicht nur für die Landfrauen war der Vortrag der Landwirtin interessant. Sonja Schmid nahm in eindrucksvollen Bildern die Besucher mit auf ihre Unternehmungen. Derzeit arbeitet sie im Landratsamt Calw in der Landwirtschaftsabteilung als Inspektorenanwärterin und strebt eine Stelle im gehobenen Dienst an. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sie irgendwann mal den elterlichen Hof übernehme, meinte die leidenschaftliche Bäuerin.