Reiner Kimmich kann sich die Abschaffung der unechten Teilortswahl vorstellen / "Wir sind Sulz"

Von Marcella Danner Sulz. Reiner Kimmich versteht sich als Ansprechpartner für die Menschen. In seiner freien Werkstatt in Renfrizhausen ist er immer greifbar. Zum langjährigen Ortschaftsrat kommen die Leute mit ihren Anliegen. Als frischgewählter Stadrat kann er diese nun direkt ins Sulzer Rathaus tragen.Seit 15 Jahren sitzt Kimmich bereits im Ortschaftsrat seiner Heimatgemeinde, ist stellvertretender Ortsvorsteher. Als mit Ulrich Niemeyer ein altgedienter Stadtrat aus Renfrizhausen nicht mehr zur Wahl antrat, entschloss sich Reiner Kimmich, sich auf der Liste der Freien Wähler zu bewerben. Auf Anhieb bekam er 1787 Stimmen. Das hat ihn ein wenig überrascht, gibt er zu – zumal es in Renfrizhausen angesichts der vielen Kandidaten eine "echte Wahl" gegeben habe. Durch seine freie Werkstatt, die er zuvor in Bergfelden betrieben hatte, sei er allerdings im ganzen Mühlbachtal bekannt.

Reiner Kimmich ist ein waschechter Renfrizhauser. Er lebt noch immer im selben Haus, in dem er vor 50 Jahren geboren wurde. Und dennoch gibt er unumwunden zu, dass er durchaus ohne die unechte Teilortswahl leben könne. Die vielen ungültigen Stimmen seien ein echtes Argument für deren Abschaffung. Er ist überzeugt davon, dass auch ohne dieses Steuerungselement alle Ortsteile im Sulzer Gemeinderat vertreten wären.

Schließlich müssten alle Ortsteile zusammenhalten. "Wenn es Sulz gut geht, geht es uns in Renfrizhausen auch gut", sagt er. Und: "Wir sind Sulz." Wichtig ist ihm, dass die Menschen mit ihren Anliegen offen und direkt an die Entscheidungsträger herantreten und nicht hintenherum schimpfen. Nur so könne schließlich etwas geändert werden.

Wo die Leute der Schuh in seinem Heimatort drückt, das weiß Kimmich. Die Gestaltung der Ortsmitte, das Füllen der Leerstände mit Leben, das Dauerthema Sportanlage samt Grünguthof und auch der Hochwasserschutz – allesamt Themen, die aufgearbeitet gehörten. Froh ist er um den kleinen Markt, den es nun regelmäßig im Flecken gibt. Den gelte es, zu hegen und zu pflegen. Ansonsten sei es um die Nahversorgung leider schlecht bestellt.

Was die übrigen Dörfer und die Kernstadt angeht, so hat Kimmich viel erfahren bei den Ortsbegehungen, die im Zuge des Wahlkampfs unternommen wurden. Er könne sich vorstellen, dass solche Rundgänge einmal im Jahr stattfinden, um alle auf den gleichen Stand zu bringen.

Für die Kernstadt würde sich Kimmich wünschen, dass der Neckar – ähnlich wie in Horb – zugänglich gemacht würde. Das ließe sich sicherlich mit einer ordentlichen Anbindung der Neckarwiesen an die Innenstadt verbinden. Zum Bahnhofsvorplatz meint der frisch gebackene Stadtrat: "Nix Schöneres als das."

Das interkommunale Gewerbegebiet hält Kimmich für wichtig. Genauso wichtig sei allerdings die Ausweisung kleinerer Gebwerbeflächen – auch in den Dörfern. Er weiß wovon er spricht, schließlich steht seine freie Werkstatt auf eben so einer Fläche. So könne vielleicht die Jugend mit der Schaffung von Arbeitsplätzen in Sulz und den Teilorten gehalten werden. Seine eigenen drei Kinder fahren aus beruflichen Gründen täglich in Richtung Böblingen.

Auf seine künftige Arbeit im gesamtstädtischen Gremium ist Reiner Kimmich gespannt. "Mich interessiert halt, was läuft und welche Wünsche die Menschen haben." Und obgleich er noch gar nicht in sein neues Amt verpflichtet wurde, haben sich bereits die ersten mit Anfragen an ihn gewandt. Das freut ihn.